F. C. Weiß: Adelbert von Chamisso

Im Mittelpunkt der hier edierten Korpora stehen Chamissos Korrespondenzen. Sie geben Einblick in Chamissos Welt als Dichter, Weltreisender, Naturforscher, Freund, Familienmitglied und Kollege. Dabei spiegeln sie den privaten wie den öffentlichen Chamisso, den geborenen Franzosen wie den Wahldeutschen und legen die Schnittstelle von deutscher und französischer Literaturproduktion offen.

Für verschiedene Briefe stellen wir hier die Erstedition zur Verfügung. Ein anderer Teil der Chamisso-Briefe liegt in älteren Ausgaben gedruckt vor, die jedoch die Brieftexte mitunter ohne Kennzeichnung kürzen. Auch greifen die Herausgeber verändernd ein. An diesen Stellen bieten wir einen Textvergleich mit der Erstedition.

Projektverantwortliche: Anna Busch & Sabine Seifert

Briefe von Adelbert von Chamisso an Louis de La Foye

Adelbert von Chamisso und Louis de La Foye: zwei französische Emigranten, die sich in Berlin kennenlernten und eng befreundeten. Bereits 1804 ging de La Foye aus Berlin nach Frankreich zurück. Chamisso dagegen blieb in seiner Wahlheimat Berlin. Von da an führten die beiden einen intensiven und sehr intimen Briefwechsel, der alle Lebens- und Arbeitsbereiche Chamissos berührt. Die Entstehung des Musenalmanachs oder des Peter Schlemihls wird thematisiert und die persönlichen Beziehungen zu Intellektuellen wie Karl August Varnhagen von Ense oder Helmina von Chézy werden deutlich. Chamisso reflektiert über seine intensiven naturwissenschaftlichen Studien und gewährt Einblicke in sein Ringen darum, sich dauerhaft in Frankreich oder Deutschland niederzulassen.

In ihrem Briefwechsel – und das ist das Überraschende – schreiben sich zwei geborene Franzosen mehr als drei Jahrzehnte in ihrer Zweitsprache Deutsch. Die noch auffindbaren Zeugnisse dieser Brieffreundschaft von 1804 bis Chamissos Tod 1838 werden hier ediert. Der Nachlass de La Foye, der sich seit 1990 in der Staatsbibliothek zu Berlin – PK befindet, umfasst 104 Briefe und Brieffragmente von Chamisso an seinen Freund. Zusätzlich lassen sich einige einzelne Briefe in anderen deutschen Archiven nachweisen. René Riegel, der den Nachlass de La Foye 1934 zuerst ausgewertet und eine Edition der Briefe vorgelegt hat, hatte damals zusätzlich zu den Briefen Chamissos auch die Antwortbriefe de La Foyes vorliegen. Wo sich diese Antwortbriefe heute befinden, ist unklar (Hinweise hierzu nehmen wir gerne entgegen).

Die hier präsentierte Briefedition ist aus zwei Seminaren hervorgegangen, die im Sommersemester 2012 und im Wintersemester 2012/13 an der Humboldt-Universität zu Berlin abgehalten wurden. Allen Mitwirkenden sei herzlich gedankt. Die jeweiligen Bearbeiter werden aus der Metadatenanzeige ersichtlich.