
Humboldt University of Berlin / University archive
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Nachdem von dem hochpreißlichen Departement für den Cultus
und öffentlichen Unterricht die Direction des philologischen Se=
minars dem Unterzeichneten aufgetragen, und die Studirenden von der Errichtung des=
selben in Kenntniß gesetzt worden, meldeten sich beÿ dem Di=
rector folgende vierzehn Aspiranten:
Carl Leberecht Pfefferkorn aus Stargard in Pom̄ern,
Philipp Jungklaussen aus Oldenburg,
Friedri[...]ch August Eduard Wernicke aus Breslau,
Johann Friedrich Helmholtz1 aus Berlin,
Carl Gottlob Zumpt aus Berlin,
Levi Salomo aus Flatow in Preußen
Heinrich Karsten aus Rostock, [in the margin: dieser hat nun [die] Abh.
geliefert [üb.] Liv. VII. 2.2]
Heinrich Johann Theophilus Karsten aus Menz beÿ
Reinsberg,
Felix Caspar Weiß aus Zürich,
Johann Friedrich Thielemann aus Hirschberg in
Schlesien,
Theodor Carl Kalisch aus Brandenburg,
Wilhelm Friedrich Ferdinand Hasselbach aus
Anklam,
Wilhelm Carl Koene3 aus Stargard in Pom̄ern,
Marcus Cohen aus Norden in Ostfriesland,
von welchen iedoch der Stud. Weiss nachher freÿwillig
auf die ordentliche Mitgliedschaft verzichtete und nur
unter die außerordentlichen Mitglieder aufgenom̄en zu werden
wünscht; so wie auch Heinrich Karsten aus Ro=
stock wieder zurücktrat, um sich erst für das
künftige Halbejahr wieder zu melden. Außerdem
meldete sich zur außerordentlichen Mitgliedschaft
Im̄anuel Hermann Fichte aus Berlin.
1 Boeckh verwechselt hier die Vornamen. Gemeint ist August Ferdinand Julius Helmholtz.
2 Es handelt sich um das Werk Ab urbe condita.
3 In Bahl/Ribbe (2010): Matrikel wird der Vorname mit „Wolf Koppel“ angegeben.
Der Director gab sämmtlichen zuerst auf,
Probeabhandlungen einzuliefern, worauf folgende
eingegangen sind:
Vom Stud. Pfefferkorn – eine Erklärung des
Horazischen Carmen Seculare,
Vom Stud. Helmholtz eine Erklärung des ersten
Chors der Antigone des Sophokles,
Vom Stud. Heinr. Joh. Theophilus Karsten eine
Abhandlung de Prætore Romano,4 [in the margin: Dieser ist s
wieder abgetreten.] Schwäche halber
Vom Stud. Weiß eine Erklärung eines Frag=
ments des Pratinas beÿm Athenäus,
Vom Stud. Kalisch eine Erklärung des
Anfangs des Sophokleischen Oedipus
Colon.
Vom Stud. Köne eine Erklärung der 12ten
Olÿmpischen Ode des Pindar.
Vom Stud. Hasselbach eine Abhandlung de
carmine Bucolico5 nebst Lateinischer
und Deutscher Übersetzung einiger Griech[i]=
schen Idÿllen,
Vom Stud. Kohen eine Erklärung eines Stückes
der Euripideischen Phönissen,
Vom Stud. Fichte eine Erklärung des Anfan=
ges der Sieben gegen Theben des Aeschÿlus. [in the margin: Wernike Priap[ea].6]
[in the margin: Jungklaussen de fato Hom.7]
[in the margin: Salomo [üb.] die Idee der Philol.]
[in the margin: Zumpt [üb.] [Alcæus].]
Da wegen der zu großen Zahl nicht sämmtliche
Aspiranten sogleich geprüft werden konnten, hielt es der Director für das Sicherste, ehe er
dieienigen, welche ihm noch nicht bekannt genug
waren, zu ordentlichen Mitgliedern aufnähme,
alle erst interpretiren zu lassen. Sechs iedoch,
welche ihm schon hinlängliche Proben ihres Fleißes
gegeben, nahm er gleich Anfangs als ordent=
liche Mitglieder auf, nehmlich die Studiosen
Pfefferkorn,
Jungklaussen,
Wernicke,
Zumpt,
Helmholtz,
Salomo,
wovon die fünf erstern Mitglieder seiner phi=
lologischen Gesellschaft gewesen, und darin
gleichfalls schon Abhandlungen geliefert hatten;
weshalb er auch den Studd. Jungklaussen,
Wernicke und Zumpt die augenblickliche
Einlieferung von neuen Probearbeiten nach-
ließ, und ihnen die Nachlieferung derselben
in den Ferien zur Pflicht machte. Gleiches
erlaubte er auch dem Stud. Salomo, welchen
er schon als Mitglied des philologischen Seminars zu Heidelberg von einer
vortheilhaften Seite ken̄en gelernt hatte.
Nachdem sämmtliche Mitglieder die Inter-
pretationsübungen durchgemacht hatten,
wurden als die würdigsten noch die Studiosen Hasselbach und Kalisch unter die or=
dentlichen Mitglieder aufgenom̄en.8 Da
4 Übersetzung: Über den römischen Statthalter.
5 Übersetzung: Über bukolische Gedichte.
Die Bukolik ist eine in der Antike entstandene literarische Gattung.
6 Boeckh verwechselt an dieser Stelle die nachgereichnete Probeschrift Wernikes De Ostracismo mit dessen Seminararbeit De Priapeis atque eorum auctoribus, wie aus dem folgenden Jahresbericht von 1813, S. 1, hervorgeht.
7 Übersetzung: Über den Begriff des Schicksals bei Homer.
8 Aufgrund des großen Bewerberandranges wandelte Boeckh die obligatorische Aufnahmeprüfung über die Vorkenntnisse der Studenten in eine gemeinschaftliche Interpretationsübung um.
die übrigen zwar gleichen Fleiß und Eifer, aber nicht dieselben
Kenntnisse zeigten [sie] übrigens iedoch weitere Fortschritte ver=
sprachen, so ließ der Director dieselben als außerordentliche
Mitglieder an dem Institut theilnehmen. Dasselbe gestattete
er noch dem Stud. Pettavel aus Genf,9 welcher sich später
gemeldet, und [zur] Probearbeit eine französische Übersetzung aus
dem 14. Buch der Iliade eingeliefert hatte, und dem Di=
rector als fleißig und kenntnißreich schon bekan̄t war.
Der Unterzeichnete bedauert, daß die im Reglement10 vorge=
schriebenen Übungen in diesem Semester aus Mangel an Zeit
nicht alle konnten vorgenommen werden, da die Studirenden
nicht so viele freie Stunden mehr hatten, als dazu erfor=
derlich waren. Die Verhandlungen des Seminars mußten
dafür auf wöchentlich zweÿmahliges Interpretiren verbun=
den mit Disputirübungen über die vorkom̄enden schwieri=
gen Stellen beschränkt werden. Abhandlungen konnten um
so weniger verlesen werden, da zu deren Ausarbeitung
den Mitgliedern acht Wochen Zeit festgesetzt ist, und
vom 27. Juni, an welchem das Seminar eröffnet wurde,11
nur noch ungefähr so viel Wochen übrig waren.
Die benannten acht ordentlichen Mitglieder, welche nach
§. 12. auf die von einem Hochpreißlichen Departement
zu ertheilenden Prämien Anspruch haben, zeichneten sich
durch den Fleiß und Eifer und die Ken̄tnisse, welche sie
in dem Institut bewiesen haben, so rühmlich aus, daß sich
der Director einer Ungerechtigkeit gegen die übrigen schuldig
machen würde, wenn er vorschlagen wollte, daß die Prä=
mien nur an etliche aus denselben vertheilt werden möch=
ten. Dies ist um so natürlicher, da die benannten acht
gerade dieienigen sind, welche sich unter allen Aspiran=
ten als die würdigsten bewiesen. Zweÿ jedoch kann der
Director als solche nennen, welche in Bezug auf die
Ausarbeitungen, welche den Mitgliedern für das nächste
Halbeiahr aufgegeben worden sind, sich vorzüglich thätig zei=
gen. Der Director gab nehmlich nach der weisen Vor=
schrift des Reglements denienigen, welche noch mehrere
Jahre hier zu studiren gedenken, Anlaß, größere Ge=
genstände zu ihren künftigen Arbeiten zu wählen,
und dieselben frühzeitig so anzulegen, daß sie
in Zukunft beÿ ihrem Abgang von der Universität
des Druckes würdig wären und dem Institut zur
Ehre gereichten. Nach dieser Idee hat der Stud. Pfef=
ferkorn eine Sammlung der Fragmente der Römischen
Redner vor Cicero begonnen und sich damit so
fleißig beschäftigt, daß er, im [...] Verhältniß Verhältniß zu der kurzen
Zeit, schon weit damit vorgerückt ist. Eben so hat
der Stud. Helmholtz eine Abhandlung über den Chor
der Griechischen Tragödie12 angefangen, welche nach
seinem Fleiß und seinen Fähigkeiten zu urtheilen,
der Bekanntmachung einst nicht unwürdig seÿn dürfte.
Außerdem ist scheint der Stud. Zumpt, welcher zugleich
mit [...] [dem] Ablauf des Semester aus dem In=
stitut austritt, wegen ausgebreiteter Ken̄tnisse vor
den übrigen zu rühmen, und würde gewiß, wen̄ er
noch länger auf der Universität bliebe, mit gleichem
Eifer, wie die vorigen, sich der sorgfältigern Bearbei=
tung eine[...]s philologischen Gegenstandes gewidmet haben.
9 Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz [Zugriff: 14. Mai 2013] kommt Pettavel aus Neuenburg.
10 Das Reglement, i.e. Statuten, des philologischen Seminars wurde am 28. Mai 1812 vom Innenministerium verabschiedet und beruht auf einem von Boeckh ausgearbeiteten Plan. Es liegt gedruckt vor u.a. im Berliner Universitätskalender 1813, S.24-28, und bei Koch (1839/40): Die Preussischen Universitäten, Bd. 2,2 S.560-562.
11 Am 27. Juni 1812 fand eine Versammlung aller Mitglieder und Anwärter zur Eröffnung des Seminars statt, auf der auch die Übungen des ersten Semesters besprochen wurden.
12 Im Jahresbericht 1813, S. 2, lautet der Titel der Abhandlung De indole tragoediae Græcæ [Über den Charakter der griechischen Tragödie].
Aus diesen Rücksichten schlägt der Unterzeichnete einem
Hochpreißlichen Departement vor, die zu Prämien be=
stimmten zweÿhundert Thaler unter die ordentlichen
Mitglieder so zu vertheilen, daß den Studd.
Pfefferkorn
und
Helmholtz
iedem 35 Thlr, dem Stud.
Zumpt
30 Thaler, und den Studd.
Jungklaussen,
Wernicke,
Salomo,
Kalisch und
Hasselbach
iedem 20 Thaler verliehen würde.
Obgleich der Director nicht im Stande ist, die nach §. 12. des
Reglements zur Motivirung seiner Vorschläge erforderlichen Abhand=
lungen einzulieferngeben, da sie aus den obigen Gründen nicht
konnten geliefert werden, so hofft [...] [in the margin: glaubt er doch
hoffen zu dürfen] daß ein Hochpreißliches
Departement, mit Rücksicht darauf, daß in den zweÿ Monathen,
seitdem das Institut besteht, nicht das geleistet werden konnte,
was in Zukunft mit Recht gefordert werden kan̄, seine Vor=
schläge genehmigen, und dadurch ihm und den Mitgliedern
eine Aufmunterung zu ihren künftigen Bemühungen geben
werde.
Aufschrift:
An ein Hochpreißl. Dep. f. den Cultus
und öffentl. Unterricht hieselbst.
Nachdem von dem hochpreißlichen Departement für den Cultus und öffentlichen Unterricht die Direction des philologischen Seminars dem Unterzeichneten aufgetragen, und die Studirenden von der Errichtung desselben in Kenntniß gesetzt worden, meldeten sich bey dem Director folgende vierzehn Aspiranten:
Carl Leberecht Pfefferkorn aus Stargard in Pommern,
Philipp Jungklaussen aus Oldenburg,
Friedrich August Eduard Wernicke aus Breslau,
Johann Friedrich Helmholtz1 aus Berlin,
Carl Gottlob Zumpt aus Berlin,
Levi Salomo aus Flatow in Preußen
Heinrich Karsten aus Rostock, dieser hat nun [die] Abhandlung geliefert [über] Livius VII. 2.2
Heinrich Johann Theophilus Karsten aus Menz bey Reinsberg,
Felix Caspar Weiß aus Zürich,
Johann Friedrich Thielemann aus Hirschberg in Schlesien,
Theodor Carl Kalisch aus Brandenburg,
Wilhelm Friedrich Ferdinand Hasselbach aus Anklam,
Wilhelm Carl Koene3 aus Stargard in Pommern,
Marcus Cohen aus Norden in Ostfriesland, von welchen iedoch der Studiosus Weiss nachher freywillig auf die ordentliche Mitgliedschaft verzichtete und nur unter die außerordentlichen Mitglieder aufgenommen zu werden wünscht; so wie auch Heinrich Karsten aus Rostock wieder zurücktrat, um sich erst für das künftige Halbejahr wieder zu melden. Außerdem meldete sich zur außerordentlichen Mitgliedschaft Immanuel Hermann Fichte aus Berlin.
1 Boeckh verwechselt hier die Vornamen. Gemeint ist August Ferdinand Julius Helmholtz.
2 Es handelt sich um das Werk Ab urbe condita.
3 In Bahl/Ribbe (2010): Matrikel wird der Vorname mit „Wolf Koppel“ angegeben.
Der Director gab sämmtlichen zuerst auf, Probeabhandlungen einzuliefern, worauf folgende eingegangen sind: Vom Studiosus Pfefferkorn – eine Erklärung des Horazischen Carmen Seculare,
Vom Studiosus Helmholtz eine Erklärung des ersten Chors der Antigone des Sophokles,
Vom Studiosus Heinrich Johann Theophilus Karsten eine Abhandlung de Prætore Romano,4 Dieser ist seiner Schwäche halber wieder abgetreten.
Vom Studiosus Weiß eine Erklärung eines Fragments des Pratinas beym Athenäus,
Vom Studiosus Kalisch eine Erklärung des Anfangs des Sophokleischen Oedipus Colon.
Vom Studiosus Köne eine Erklärung der 12ten Olympischen Ode des Pindar.
Vom Studiosus Hasselbach eine Abhandlung de carmine Bucolico5 nebst Lateinischer und Deutscher Übersetzung einiger Griech[i]schen Idyllen,
Vom Studiosus Kohen eine Erklärung eines Stückes der Euripideischen Phönissen,
Vom Studiosus Fichte eine Erklärung des Anfanges der Sieben gegen Theben des Aeschylus. Wernike Priap[ea].6
Jungklaussen de fato Homerico7
Salomo [über] die Idee der Philologie
Zumpt [über] [Alcæus].
Da wegen der zu großen Zahl nicht sämmtliche Aspiranten sogleich geprüft werden konnten, hielt es der Director für das Sicherste, ehe er dieienigen, welche ihm noch nicht bekannt genug waren, zu ordentlichen Mitgliedern aufnähme, alle erst interpretiren zu lassen. Sechs iedoch, welche ihm schon hinlängliche Proben ihres Fleißes gegeben, nahm er gleich Anfangs als ordentliche Mitglieder auf, nehmlich die Studiosen Pfefferkorn,
Jungklaussen,
Wernicke,
Zumpt,
Helmholtz,
Salomo, wovon die fünf erstern Mitglieder seiner philologischen Gesellschaft gewesen, und darin gleichfalls schon Abhandlungen geliefert hatten; weshalb er auch den Studiosen Jungklaussen, Wernicke und Zumpt die augenblickliche Einlieferung von neuen Probearbeiten nachließ, und ihnen die Nachlieferung derselben in den Ferien zur Pflicht machte. Gleiches erlaubte er auch dem Studiosus Salomo, welchen er schon als Mitglied des philologischen Seminars zu Heidelberg von einer vortheilhaften Seite kennen gelernt hatte.
Nachdem sämmtliche Mitglieder die Interpretationsübungen durchgemacht hatten, wurden als die würdigsten noch die Studiosen Hasselbach und Kalisch unter die ordentlichen Mitglieder aufgenommen.8 Da
4 Übersetzung: Über den römischen Statthalter.
5 Übersetzung: Über bukolische Gedichte.
Die Bukolik ist eine in der Antike entstandene literarische Gattung.
6 Boeckh verwechselt an dieser Stelle die nachgereichnete Probeschrift Wernikes De Ostracismo mit dessen Seminararbeit De Priapeis atque eorum auctoribus, wie aus dem folgenden Jahresbericht von 1813, S. 1, hervorgeht.
7 Übersetzung: Über den Begriff des Schicksals bei Homer.
8 Aufgrund des großen Bewerberandranges wandelte Boeckh die obligatorische Aufnahmeprüfung über die Vorkenntnisse der Studenten in eine gemeinschaftliche Interpretationsübung um.
a die übrigen zwar gleichen Fleiß und Eifer, aber nicht dieselben Kenntnisse zeigten übrigens iedoch weitere Fortschritte versprachen, so ließ der Director dieselben als außerordentliche Mitglieder an dem Institut theilnehmen. Dasselbe gestattete er noch dem Studiosus Pettavel aus Genf,9 welcher sich später gemeldet, und [zur] Probearbeit eine französische Übersetzung aus dem 14. Buch der Iliade eingeliefert hatte, und dem Director als fleißig und kenntnißreich schon bekannt war.
Der Unterzeichnete bedauert, daß die im Reglement10 vorgeschriebenen Übungen in diesem Semester aus Mangel an Zeit nicht alle konnten vorgenommen werden, da die Studirenden nicht so viele freie Stunden mehr hatten, als dazu erforderlich waren. Die Verhandlungen des Seminars mußten dafür auf wöchentlich zweymahliges Interpretiren verbunden mit Disputirübungen über die vorkommenden schwierigen Stellen beschränkt werden. Abhandlungen konnten um so weniger verlesen werden, da zu deren Ausarbeitung den Mitgliedern acht Wochen Zeit festgesetzt ist, und vom 27. Juni, an welchem das Seminar eröffnet wurde,11 nur noch ungefähr so viel Wochen übrig waren.
Die benannten acht ordentlichen Mitglieder, welche nach §. 12. auf die von einem Hochpreißlichen Departement zu ertheilenden Prämien Anspruch haben, zeichneten sich durch den Fleiß und Eifer und die Kenntnisse, welche sie in dem Institut bewiesen haben, so rühmlich aus, daß sich der Director einer Ungerechtigkeit gegen die übrigen schuldig machen würde, wenn er vorschlagen wollte, daß die Prämien nur an etliche aus denselben vertheilt werden möchten. Dies ist um so natürlicher, da die benannten acht gerade dieienigen sind, welche sich unter allen Aspiranten als die würdigsten bewiesen. Zwey jedoch kann der Director als solche nennen, welche in Bezug auf die Ausarbeitungen, welche den Mitgliedern für das nächste Halbeiahr aufgegeben worden sind, sich vorzüglich thätig zeigen. Der Director gab nehmlich nach der weisen Vorschrift des Reglements denienigen, welche noch mehrere Jahre hier zu studiren gedenken, Anlaß, größere Gegenstände zu ihren künftigen Arbeiten zu wählen, und dieselben frühzeitig so anzulegen, daß sie in Zukunft bey ihrem Abgang von der Universität des Druckes würdig wären und dem Institut zur Ehre gereichten. Nach dieser Idee hat der Studiosus Pfefferkorn eine Sammlung der Fragmente der Römischen Redner vor Cicero begonnen und sich damit so fleißig beschäftigt, daß er, im Verhältniß zu der kurzen Zeit, schon weit damit vorgerückt ist. Eben so hat der Studiosus Helmholtz eine Abhandlung über den Chor der Griechischen Tragödie12 angefangen, welche nach seinem Fleiß und seinen Fähigkeiten zu urtheilen, der Bekanntmachung einst nicht unwürdig seyn dürfte. Außerdem ist der Studiosus Zumpt, welcher zugleich mit [dem] Ablauf des Semester aus dem Institut austritt, wegen ausgebreiteter Kenntnisse vor den übrigen zu rühmen, und würde gewiß, wenn er noch länger auf der Universität bliebe, mit gleichem Eifer, wie die vorigen, sich der sorgfältigern Bearbeitung eines philologischen Gegenstandes gewidmet haben.
9 Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz [Zugriff: 14. Mai 2013] kommt Pettavel aus Neuenburg.
10 Das Reglement, i.e. Statuten, des philologischen Seminars wurde am 28. Mai 1812 vom Innenministerium verabschiedet und beruht auf einem von Boeckh ausgearbeiteten Plan. Es liegt gedruckt vor u.a. im Berliner Universitätskalender 1813, S.24-28, und bei Koch (1839/40): Die Preussischen Universitäten, Bd. 2,2 S.560-562.
11 Am 27. Juni 1812 fand eine Versammlung aller Mitglieder und Anwärter zur Eröffnung des Seminars statt, auf der auch die Übungen des ersten Semesters besprochen wurden.
12 Im Jahresbericht 1813, S. 2, lautet der Titel der Abhandlung De indole tragoediae Græcæ [Über den Charakter der griechischen Tragödie].
Aus diesen Rücksichten schlägt der Unterzeichnete einem Hochpreißlichen Departement vor, die zu Prämien bestimmten zweyhundert Thaler unter die ordentlichen Mitglieder so zu vertheilen, daß den Studiosen Pfefferkorn und Helmholtz iedem 35 Thaler, dem Studiosus Zumpt 30 Thaler, und den Studiosen Jungklaussen,
Wernicke,
Salomo,
Kalisch und
Hasselbach iedem 20 Thaler verliehen würde.
Obgleich der Director nicht im Stande ist, die nach §. 12. des Reglements zur Motivirung seiner Vorschläge erforderlichen Abhandlungen einzugeben, da sie aus den obigen Gründen nicht konnten geliefert werden, so glaubt er doch hoffen zu dürfen daß ein Hochpreißliches Departement, mit Rücksicht darauf, daß in den zwey Monathen, seitdem das Institut besteht, nicht das geleistet werden konnte, was in Zukunft mit Recht gefordert werden kann, seine Vorschläge genehmigen, und dadurch ihm und den Mitgliedern eine Aufmunterung zu ihren künftigen Bemühungen geben werde.
Berlin den 21. August 1812. Der Director des philologischen Seminars Böckh. Aufschrift:
An ein Hochpreißliches Departement für den Cultus
und öffentlichen Unterricht hieselbst.