
Humboldt-Universität zu Berlin / Universitätsarchiv
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Da ein hochpreißl. Departement f. den C. u. öff. U. in dem Reglement1 für das
philologische Seminar §.13. zu erkennen gegeben hat, daß der erste ausführ=
liche Jahresbericht über die Arbeiten dieser Anstalt nach Ablauf des Som=
merhalbeniahres 1813. würde erwartet werden; so giebt sich der Unterzeichnete
die Ehre, denselben hierdurch einzureichen, wiewohl er gewünscht hätte, die erste
genauere Rechenschaft vo[...]n seinen Bemühungen zu einer demselben günstigern Zeit
ablegen zu können.
Im Sommerhalbeniahre 1812. wurden als ordentliche Mitglieder ins philologische Semi=
nar aufgenommen:
1) Carl Leber. Pfefferkorn, aus Stargard in Pommern,
2) Philipp Jungklaußen aus Holstein,
3) Fr. Aug. Ed. Wernike aus Breslau,
4) Carl Gottl. Zumpt aus Berlin,
5) Jul. Ferd. Helmholz aus Berlin,
6) Levi Salomo aus Flatow in Preußen,
7) Wilh. Fr. Ferd. Hasselbach aus Anklam,
8) Theod. C. Kalisch aus Altbrandenburg,
nachdem sich der Director aus Probearbeiten und vorgenommenen Übungen von der Fä=
higkeit dieser Mitglieder überzeugt hatte. Der Zutritt zu den Übungen der Anstalt
wurde ferner folgenden als außerordentlichen Mitgliedern gestattet:
1) Heinr. Karsten aus Rostock,
2) Felix Caspar Weiß aus Zürich,
3) Imman. Herm. Fichte aus Berlin,
4) Wilh. Carl Köne aus Stargard in Pommern,
5) Marcus Cohen aus Norden in Ostfriesland,
6) Franz Pettavel aus Genf,
7) Joh. Fr. Thielemann aus Hirschberg in Schlesien.
Da die Arbeiten des Seminars erst den 27. Juni, in der Mitte des halben Jahres,
angefangen werden konnten, zu welcher Zeit die meisten Stunden der Studiren=
den bereits mit Vorlesungen besetzt waren; so konnte man nicht alle drei im
Reglement vorgeschriebenen Arten von Übungen,
Erklärung der Schriftsteller, Dis=
putationen über vorgelegte Aufgaben, und Lesung der Abhandlungen, schon anfan=
gen, sondern man mußte sich für den Sommer 1812. auf wöchentlich zweimahli=
ge Interpretationsübungen beschränken, welche nach einer von dem Director gege=
benen Einleitung die Mitglieder an Euripides Iphigenia in Aulis versuchten.
Doch wurde auch der andere Zweck, die Ausarbeitung und Beurtheilung von Abhand=
lungen, insofern gleich im Anfange nicht ganz verfehlt, als die von den Studi=
renden eingelieferten Probearbeiten dem Director Anlaß gaben, den Mitgliedern
Rath und Belehrung für ähnliche spätere Aufsätze zu geben. Der Unterzeichnete glaubt
daher, daß eine Aufführung der eingereichten Probeabhandlungen dem Zweck dieses
Berichtes nicht fremd sei, obgleich dieselben zum Theil in dem besondern Bericht vom
21. August 1812. bereits aufgeführt worden sind.
Außer einer Abhandlung des Stud. Johann Heinr. Gottlieb Karsten aus Menz
bei Reinsberg, welcher als unreif bald von dem Vorhaben, Mitglied zu werden,
abstand, sind folgende Probeaufsätze geliefert worden:
1) Von Pfefferkorn, eine Erklärung der Horazischen Carmen seculare;
2) Von Jungclaußen, de fato Homerico;2
3) Von Wernike, de Ostracismo;3
4) Von Zumpt, über ein Gedicht des Alcäus;
5) Von Helmholz, über den ersten Chor der Sophokleischen Antigone;
6) Von Salomo, Quæ sit philologiæ vera vis & natura;4
7) Von Hasselbach, de carmine bucolico;5
8) Von Kalisch über den Anfang des Sophokleischen Oedipus Colon.;
9) Von Karsten aus Rostock, Erklärung von Liv. VII,2.;6
10) Von Weiß, über ein Fragment des Pratinas bei Athenäus;
11) Von Fichte, über den Anfang der Sieben gegen Theben des Aeschÿlus;
12) Von Köne, Erklärung der 12. Olÿmpischen Ode des Pindar;
13) Von Kohen, Erklärung eines Stücks aus Euripides Phönissen;
14) Von Pettavel, eine französische Übersetzung aus dem 14. Buch der Iliade;
1 Die Statuten des Seminars wurden von Hitzig im Berliner Universitätskalender 1813, S. 24–28, veröffentlicht.
2 Übersetzung: Über den Begriff des Schicksals bei Homer.
3 Übersetzung: Über das Scherbengericht (Ostrazismus).
4 Übersetzung: Was die wahre Bedeutung und Natur der Philologie sei.
5 Übersetzung: Über bukolische Gedichte. Die Bukolik ist eine in der Antike entstandene literarische Gattung.
6 Es handelt sich um das Werk Ab urbe condita.
unter welchen die Arbeiten der Studd. Pfefferkorn, Hasselbach und Zumpt besonders
fleißig gemacht waren. Dem Stud. Thielemann wurde zur Einlieferung der seinigen
noch Frist vergönnt.
In diesem ersten halben Jahre zeichneten sich außerdem durch bereits angelegte Vor=
arbeiten zu größern Abhandlungen die Seminaristen Pfefferkorn und Helmholz, und
davon abgesehen durch steten Fleiß und Kenntnisse der Stud. Zumpt aus, welchen
iedoch auch die übrigen ordentlichen Mitglieder mit lobenswerthem Eifer nachstrebten:
Daher ein hochpreißl. Departement unter dem 3. Sept. 1812. iedem der beiden zuerst
benannten 35 rl, dem letztern 30 rl, und iedem der übrigen fünf ordentlichen
Mitglieder, nahmentlich Jungklaussen, Wernike, Salomo, Kalisch und Hasselbach
20 rl zur Anerkennung ihres Strebens verlieh.
In dem darauffolgenden Winterhalbeniahre 1812 – 1813. schritt die Anstalt zu ei=
nem kräftigen Gedeihen forto, obgleich mehrere Mitglieder durch ihre Verhältnisse aus=
zutreten genöthigt waren. Abgegangen waren nehmlich zu Anfang desselben von den ordentli=
chen:
1) Hr Zumpt, welcher die Universität verließ und am Friedrichs-Werderschen Gÿm=
nasium angestellt wurde.
2) Hr Jungklaussen, welcher seine Studien auf der hiesigen hohen Schule gleichfalls
beendigt hatte, und nachdem er in das Seminar für gelehrte Schulen aufge=
nommen worden war, eine Inspectorstelle am Joachimsthalschen Gÿmna=
sium erhielt.
3) Hr Kalisch, welcher sich der Theologie und speculativen Philosophie ausschließ=
lich zu widmen entschloß.
4) Hr Salomo, der gleichfalls der speculativen Philosophie ausschließlich sich
hingebend, außerdem durch drückende Nahrungssorgen für sich und drei un=
mündige Geschwister der Zeit beraubt wurde, welche das philologische Se=
minar erforderte.
Ferner von den außerordentlichen die Studirenden Köne und Kohen, beide aus Man=
gel an hinlänglichem Auskommen, welcher sie nöthigte, die den Übungen des Se=
minars bestimmte Zeit zu Privatunterricht zu gebrauchen, und der Stud. Weiß,
welcher noch nicht so weit gediehen zu seÿn glaubte, um von den Arbeiten der
Anstalt hinlänglichen Nutzen ziehen zu können.
Dagegen traten fünf neue Mitglieder ein, so daß in diesem Curs folgende die
Anstalt bildeten:
Diese wurden zu den sämmtlichen vorschriftsmäßigen Übungen angeleitet.
I. [d]In der Erklärung der Schriftsteller machten die Mitglieder wöchentlich 4mahl ihre
Versuche, indem der Director wöchentlich 2mahl in der Interpretation der Euripide=
ischen Iphigenie in Aulis fortfahren ließ, und Hr Prof. Buttmann eben so oft
den Juvenal denselben zur Auslegung vorlegte. Erstere Übungen geschahen
in Lateinischer, letztere in deutscher Sprache.
II. Alle 14 Tage wurde donnerstags Abends, von 6–8 Uhr ohngefähr, eine der Abhandlun=
gen verlesen und Lateinisch besprochen. Da die von den Mitgliedern eingelieferten
Arbeiten von größerem Umfang waren, als daß ein Abend zur Lesung und Be=
urtheilung hingereicht hätte; so konnten vom Anfang des Novembers bis 10. Fe=
bruar nur folgende vier vorgenommen werden:
1) Von Helmholz, de indole tragoediae Græcæ;8
2) Von Pfefferkorn, Historia artis oratoriæ apud Romanos ante Cicero=
nem;9
3) Von Wernike, de Priapeis atque eorum auctoribus;10
4) Von Hasselbach, de Philocteta Sophoclis.11
Die erste war, wie die Fähigkeiten und Kenntnisse des Verf. erwarten ließen, reich an
Sachen und Gedanken, aber bei der gänzlichen Unbeholfenheit und Fehlerhaftigkeit deser Sprache großentheils ungenießbar; die letzte zu breit und dem Zweck eben nicht ganz an=
gem[...]essen; die zweite enthält einen fleissigen Anfang zu einer Sammlung der
Bruchstücke der Römischen Redner vor Cicero, und würde bei längerem Aufenthalt
7 Hier handelt es sich um den späteren Dichter der Romantik, dessen Gedichte durch die Vertonungen Franz Schuberts Bekanntheit erlangten. Die Angabe des Vornamens Heinrich ist falsch, der korrekte vollständige Name lautet Johann Ludwig Wilhelm Müller.
8 Übersetzung: Über den Charakter der griechischen Tragödie. Im Jahresbericht 1812, S. 3 schreibt Boeckh, die Arbeit handele vom Chor in der griechischen Tragödie.
9 Übersetzung: Geschichte der Redekunst bei den Römern vor Cicero.
10 Übersetzung: Über die Priapea und deren Verfasser.
11 Übersetzung: Über den Philoktetes des Sophokles.
des Verf. auf hiesiger Universität des Druckes würdig geworden seÿn, indem das Feh=
lende, besonders die genaue Erläuterung und Kritik der Stellen, noch würde ergänzt
worden seÿn; die dritte war, abgesehen von dem Anstößigen des Gegenstandes,
welchen der Verf. selbst gewählt hatte, meist musterhaft gearbeitet, und voll
guter Kritiken, welche der Verf. in eine Schrift über die Römischen Elegiker auf=
nehmen wollte, die er bei seinem Abgang von der Universität bekannt zu
machen gesonnen war.
Von diesen vier Arbeiten befinden sich zwei in den Händen des Directors; die bei=
den andern waren zur nochmahligen Durchsicht den Verfassern zurückgegeben wor=
den, und sind ihm, bei der später eingetretenen schnellen Entfernung der Mitglie=
der, noch nicht wieder eingehändigt worden: sollte iedoch ein hochpreißl. Departement
alle diese Abhandlungen zu eigener Ansicht verlangen, so werden sich die fehlenden
herbeischaffen lassen. Auch die übrigen Mitglieder hatten ihre Abhandlungen mit Un=
terstützung des Directors bereits angefangen, ohne daß sie davon noch hätten Ge=
brauch machen können.
III. Die Discussion der vorgelegten Fragen aus dem Gebiete der Philologie gab
den Mitgliedern eine eben so anziehende als nützliche Übung, bei welcher viel zur
bessern Einrichtung ihrer Privatstudien gewirkt werden konnte. Die Fragen selbst mussten,
um dem Antwortenden Zeit zur Vorbereitung zu gestalten, etliche Tage vor der den=
selben gewidmeten Zusammenkunft aufgegeben werden; die Zusammenkünfte hierzu
fanden gleichfalls alle vierzehn Tage von 6 — 8 Uhr Abends Donnerstags statt. Um
einem hochpreißl. Dep. auch von diesem Theile der Arbeiten Rechenschaft zu geben,
wird es hinreichend seÿn, die vorgelegten Aufgaben, welche die Mitglieder selbst
wählten, hier beizufügen: wobei der Unterzeichnete nur bemerkt, daß er nicht sowohl
auf die Menge der in Einer Zusammenkunft abzuhandelnden Gegenstände, als auf
eine gründliche Erörterung derselben sah. Die vorgekommenen Fragen sind folgende:
1. Quomodo interpretandus est locus Homeri Il. γ.180. εἴποτʼ ἔην γε ?12
2. Nonne omittenda sunt verba τὴν ἀκοὴν ap. Herodot. I.38.?13[...]
3. Quomodo explicanda sunt verba Herodoti V,68. ubi Clisthenes tÿ=
rannus Sicÿonios vel maxime irrisisse dicitur: ἐπὶ γὰρ ὑός τε ...
αὐτὰ τὰ τελευταῖα ἐπέθηκε &c. Numque is locus sanus est, an
eget emendatione?14
4. Sophocles in Aiace flagellifero vs. 884. atque ante eum Aeschÿ=
lus Pers. 721,2 et 745,6. de Bosporo & Hellesponto quasi de
freto uno atque eodem loquuntur ? n. Num confundere poterant?
an alia ratione explicari ii loci possunt?15
5. Quomodo interpretanda sunt verba Plutarchi Themistocl. p. 122. C.
οἷα καὶ πρὸς Ἀνδρίους &c.16 Eine unbedeutende Frage.
6. Emendetur locus Anacreontici carminis 49. vs. 25 & 26.17
7. Quomodo explicandus aut restituendus locus Ovidii Amor. I,8,
65. Nec te decipiant veteres quinquatria ceræ?18
8. Exponantur verba Sophocl. Antig. 782. Ἔρως, ὃς ἐν κτήμασι πίπτεις. ?19
9. Quomodo interpretandus est locus Aeschÿli Suppl. 856 — 863.
item 841 — 850.20
10. Restituatur locus Xenoph. Hist. Gr. I,6,5. ὑμεῖς δὲ &c.21 Unbedeutend.
11. Quomodo explicanda sunt verba Ismenæ ap. Sophocl. Antig.
vs. 39, 40.?22
12. Illustrentur verba Aeschÿli Agam. 817. τῷ δʼ ἐναντίῳ κύτει
ἐλπὶς προσῄει, χειρὸς οὐ πληρουμένῳ. 23
13. Explicetur versus Theocriti 18,26. Ἀὼς ἀντέλλοισα &c.24
14. In Sophocl. Antig. 1077. ed. Erf. ubi scribitur ἢ νῦν φέρει, alii
legunt ὧν νῦν φέρει. Utra lectio præferenda?25
15. Utrum apud Gell. II, 21. legendum est Opicii an opici, et quo=
modo alterutra lectio explicanda?26
16. Qua ratione expediendæ sunt difficultates, quibus Catulli car=
men secundum inde a vs. 5. laborat?27
Die Schwierigkeit des größten Theils dieser Aufgaben beweißt, daß die Mitglieder
am leichtern selten anstießen, und diese Übungen dem Zwecke gemäß nur zur Lö=
sung bedeutender Dunkelheiten zu benutzen wußten.
So weit waren die Arbeiten des Seminars bis zum 10. Februar 1813. gedie=
hen, als der Aufruf S Maj. des Königs zu den Waffen die Jünglinge
von ihren gewohnten Beschäftigungen zu einem andern Wirkungskreis hinführ=
te. Bis zu dieser Zeit hatten fast alle einen außerordentlichen Eifer bei
den Arbeiten der Anstalt gezeigt, etwa den Stud. Thielemann aus=
genommen, welcher sehr zurückblieb; die ordentlichen Mitglieder waren einer
Belohnung alle würdig; doch machten darauf Fichte und Pettavel keine
Ansprüche. Ein hochpreißl. Dep. bewilligte daher iedem der fünf übrigen,
Helmholz, Hasselbach, Pfefferkorn, Snethlage und Wernike durch das
12 Übersetzung: Wie muss die Stelle in Homers Ilias 3,180 εἴποτʼ ἔην γε interpretiert werden?
13 Übersetzung: Müssen die Wörter τὴν ἀκοὴν [„bezüglich des Gehörs/am Gehör“] nicht ausgelassen werden bei Herodot I.38?
Diese Frage bezieht sich auf die Stelle 1,38,2: τὸν γὰρ δὴ ἕτερον διεφθαρμένον τὴν ἀκοὴν οὐκ εἶναι μοι λογίζομαι [„auf den anderen [Sohn], der am Gehör geschädigt ist, zähle ich nicht mehr“.] In der Oxford-Textausgabe von Hude (ab 3. Aufl. 1928) werden die Wörter τὴν ἀκοὴν athetiert, der Editor der Teubner-Edition Rosén (Leipzig 1987) behält sie im Text.
14 Übersetzung: Wie sind die Worte Herodots V,68 ἐπὶ γὰρ ὑός τε ... αὐτὰ τὰ τελευταῖα ἐπέθηκε etc. zu erklären, wo vom Tyrannen Kleisthenes gesagt wird, dass er die Sikyonier aufs heftigste verhöhnt habe? Ist diese Stelle korrekt oder bedarf sie einer Emendation?
15 Übersetzung: Sophokles im Aias, V. 884, und vor ihm Aischylos in den Persern, V.721f. und 745f., sprechen von Bosporus und Hellespont gleichsam als ein und derselben Meerenge. Konnten sie [sie] verwechseln? Oder sind diese Stellen auf andere Weise zu erklären?
Im lateinischen Text der Aufgabenstellung fehlt entweder ein „eos“: „Konnten sie [Sophokles, Aischylos] (sie) [Bosporus, Hellespont] verwechseln.“ - oder es steht grammatikalisch falsch „confundere“(aktiv) für „confundi“ (passiv): „Konnten sie [Bosporus, Hellespont] verwechsel(t werde)n.“
16 Übersetzung: Wie sind die Worte οἷα καὶ πρὸς Ἀνδρίους etc. in Plutarchs Themistokles, 122 C, zu verstehen?
17 Übersetzung: Im Anacreonteum 49, V. 25f. soll [der Text kritisch] verbessert werden.
18 Übersetzung: Wie ist die Textpassage in Ovids Amores 1,8,65 Nec te decipiant veteres quinquatria ceræ zu erklären oder [textkritisch] wiederherzustellen?
Moderne Ausgaben drucken meist statt des einhellig in den Handschriften überlieferten, aber nicht recht erklärbaren „quinquatria“ die Konjektur „circum atria“.
19 Übersetzung: Es sollen die Worte Ἔρως, ὃς ἐν κτήμασι πίπτεις („Eros, der du über Güter herfällst“ [Schadewaldt 1974]) in Sophokles' Antigone, V. 782, erläutert werden.
20 Übersetzung: Wie ist die Textpassage in Aischylos' Supplices V.856-863 zu interpretieren? Und ebenso 841-850?
21 Übersetzung: Man stelle die Textpassage in Xenophons Historia Graeca 1,6,5 ὑμεῖς δὲ etc. [textkritisch] wieder her.
22 Übersetzung: Wie sind Ismenes Worte in Sophokles' Antigone V. 39f. zu erklären?
23 Übersetzung: Man erläutere die Textpassage in Aischylos' Agamemnon 817 τῷ δʼ ἐναντίῳ κύτει ἐλπὶς προσῄει, χειρὸς οὐ πληρουμένῳ.
In der Aischylos-Ausgabe von West (Leipzig 1990) findet sich die Textstelle in V. 816b/817. Dort wird auch geschrieben: Ἐλπὶς . Die vertrackt formulierte Stelle „dem entgegengesetzten Gefäß / kam nur die Hoffnung nahe, es wurde nicht von einer Hand gefüllt“ bezieht sich in der Rede Agamemnons auf den Untergang Trojas. Alle Götter stimmten für den Untergang, dem Gefäß für Freispruch [das andere Gefäß, i.d. die Wahlurne] näherte sich nur die Hoffnung, aber keine Hand warf einen Stimmstein ein.
24 Übersetzung: Man erkläre Theokrits Vers Idylle 18,26 Ἀὼς ἀντέλλοισα („die aufsteigende Morgenröte“) etc.
25 Übersetzung: In Sophokles' Antigone V. 1077 der Edition von Erfurdt, wo geschrieben steht ὧν νῦν φέρει, lesen andere ὧν νῦν φέρει. Welche der beiden Lesarten ist vorzuziehen?
In der modernen Ausgabe von Lloyd-Jones/Wilson (Oxford 1990) hat der Vers die Zahl 1090 und die Editoren drucken ὧν νῦν φέρει, was eine Konjektur von Brunck ist, ἢ νῦν φέρει ist die Lesart aller Handschriften.
26 Übersetzung: Ob bei Gellius 2,21 „Opicii“ oder „opici“ zu lesen ist, und auf welche Weise jede der beiden Lesarten zu erläutern ist.
27 Übersetzung: Auf welche Weise sind die Schwierigkeiten zu beseitigen, mit denen Catull in carmen 2 ab Vers 5 behaftet ist?
Rescript vom 15. Febr. d. J. eine Prämie von 40 Thlrn, desgleichen die philoso=
phische Facultät dem Hasselbach und Pfefferkorn iedem 25 Thlr. Von den außeror=
dentlichen Mitgliedern hatten sich Bischoff, Bornemann und Müller vortheilhaft
ausgezeichnet; dem ersten gab die philos. Facultät gleichfalls eine Belohnung
von 25 Thlrn.
Nach dem 10. Februar verließen die Universität folgende zehn:
1) Helmholz, Hasselbach, Snethlage, Thielemann, Bischoff, Bornemann, Müller,
Karsten, welche sämmtlich zu den Herren Sr Mai. gingen, obgleich die
vier letztern Ausländer sind. Unter denselben hat sich Hr Helmholz durch seine
Gedächtnißrede auf einige gefallene Jäger ausgezeichneten Beifall er=
worben; welcher anzuführen nicht unpassend scheint.
2) Pfefferkorn, welcher anfänglich freiwilliger Jäger werden wollte, bei einer
Reise in seine Vaterstadt Stargard aber sich daselbst interimistisch an
der dortigen Schule anstellen ließ, wie es scheint schwächlicher Gesundheit
halber; endlich Pettavel, der, nachdem ihm die philos. Facultät die
Magisterwürde zuerkannte, und auf den Fall der Einsendung seiner Disser=
tation den Doctorgrad versprochen hatte, in sein Vaterland zurückkehrte.
So blieben zwei ordentliche Mitglieder, Wernike und Fichte, und ein außerordtl. Leps.
Daß unter diesen Umständen die Arbeiten des Seminars in den übrigen beiden
Monathen Februar und März eben so wenig als die meisten Vorlesungen fort=
gesetzt werden konnten, ist zwar nach dem gewonnenen guten Anfang zu be=
dauern, aber an sich einleuchtend.
Im Sommer 1813. kam kein neues Mitglied hinzu; denn der einzige, welcher sich ge=
meldet hatte, lieferte seine Probeabhandlung nicht, und war dem Director nicht so be=
kannt, um ohne dieselbe aufgenommen zu werden. Die hinzutretenden Unruhen
hinderten auch, daß mit den drei übrigen etwas Bedeutendes geleistet werden
konnte, zumahl da bald nach dem Anfange des Waffenstillstandes Wernike durch
Familienverhältnisse und augenblicklichen Mangel an Auskommen genöthigt
wurde nach Hause zurückzukehren. Indessen wäre demselben in Hinsicht seines
Fleißes, seiner Kenntnisse und Fähigkeiten, so wie seiner beschränkten Mittel
eine Unterstützung aus dem Fonds des Seminars, etwa von 50 rl, um so mehr
zu wünschen, als derselbe mit dem Anfang des nächsten halben Jahres seine
Studien auf hiesiger Universität fortzusetzen gedenkt, und gewiß in Zukunft
in seinem Fache etwas leisten wird. Außer dem Stud. Wernike findet der
Director keine Vorschläge zu Beneficien aus dem Seminarienfonds statt=
haft.
Übrigens hofft der Unterzeichnete, daß er im bevorstehenden Winterhalbeniah=
re im Stande seÿn werde, die Übungen des Seminars mit wenigstens vier Mit=
gliedern wieder einigermaßen vollständig zu halten, und würde sich in dieser Er=
wartung ungern getäuscht sehen.
Da ein hochpreißliches Departement für den Cultus und öffentlichen Unterricht in dem Reglement1 für das philologische Seminar §.13. zu erkennen gegeben hat, daß der erste ausführliche Jahresbericht über die Arbeiten dieser Anstalt nach Ablauf des Sommerhalbeniahres 1813. würde erwartet werden; so giebt sich der Unterzeichnete die Ehre, denselben hierdurch einzureichen, wiewohl er gewünscht hätte, die erste genauere Rechenschaft von seinen Bemühungen zu einer demselben günstigern Zeit ablegen zu können.
Im Sommerhalbeniahre 1812. wurden als ordentliche Mitglieder ins philologische Seminar aufgenommen:
1) Carl Leberecht Pfefferkorn, aus Stargard in Pommern,
2) Philipp Jungklaußen aus Holstein,
3) Friedrich August Eduard Wernike aus Breslau,
4) Carl Gottlob Zumpt aus Berlin,
5) Julius Ferdinand Helmholz aus Berlin,
6) Levi Salomo aus Flatow in Preußen,
7) Wilhelm Friedrich Ferdinand Hasselbach aus Anklam,
8) Theodor Carl Kalisch aus Altbrandenburg,
nachdem sich der Director aus Probearbeiten und vorgenommenen Übungen von der Fähigkeit dieser Mitglieder überzeugt hatte. Der Zutritt zu den Übungen der Anstalt wurde ferner folgenden als außerordentlichen Mitgliedern gestattet:
1) Heinrich Karsten aus Rostock,
2) Felix Caspar Weiß aus Zürich,
3) Immanuel Hermann Fichte aus Berlin,
4) Wilhelm Carl Köne aus Stargard in Pommern,
5) Marcus Cohen aus Norden in Ostfriesland,
6) Franz Pettavel aus Genf,
7) Johann Friedrich Thielemann aus Hirschberg in Schlesien.
Da die Arbeiten des Seminars erst den 27. Juni, in der Mitte des halben Jahres, angefangen werden konnten, zu welcher Zeit die meisten Stunden der Studirenden bereits mit Vorlesungen besetzt waren; so konnte man nicht alle drei im Reglement vorgeschriebenen Arten von Übungen, Erklärung der Schriftsteller, Disputationen über vorgelegte Aufgaben, und Lesung der Abhandlungen, schon anfangen, sondern man mußte sich für den Sommer 1812. auf wöchentlich zweimahlige Interpretationsübungen beschränken, welche nach einer von dem Director gegebenen Einleitung die Mitglieder an Euripides Iphigenia in Aulis versuchten. Doch wurde auch der andere Zweck, die Ausarbeitung und Beurtheilung von Abhandlungen, insofern gleich im Anfange nicht ganz verfehlt, als die von den Studirenden eingelieferten Probearbeiten dem Director Anlaß gaben, den Mitgliedern Rath und Belehrung für ähnliche spätere Aufsätze zu geben. Der Unterzeichnete glaubt daher, daß eine Aufführung der eingereichten Probeabhandlungen dem Zweck dieses Berichtes nicht fremd sei, obgleich dieselben zum Theil in dem besondern Bericht vom 21. August 1812. bereits aufgeführt worden sind.
Außer einer Abhandlung des Studiosus Johann Heinrich Gottlieb Karsten aus Menz bei Reinsberg, welcher als unreif bald von dem Vorhaben, Mitglied zu werden, abstand, sind folgende Probeaufsätze geliefert worden:
1) Von Pfefferkorn, eine Erklärung der Horazischen Carmen seculare;
2) Von Jungclaußen, de fato Homerico;2
3) Von Wernike, de Ostracismo;3
4) Von Zumpt, über ein Gedicht des Alcäus;
5) Von Helmholz, über den ersten Chor der Sophokleischen Antigone;
6) Von Salomo, Quæ sit philologiæ vera vis & natura;4
7) Von Hasselbach, de carmine bucolico;5
8) Von Kalisch über den Anfang des Sophokleischen Oedipus Coloneus;
9) Von Karsten aus Rostock, Erklärung von Livius VII,2.;6
10) Von Weiß, über ein Fragment des Pratinas bei Athenäus;
11) Von Fichte, über den Anfang der Sieben gegen Theben des Aeschylus;
12) Von Köne, Erklärung der 12. Olympischen Ode des Pindar;
13) Von Kohen, Erklärung eines Stücks aus Euripides Phönissen;
14) Von Pettavel, eine französische Übersetzung aus dem 14. Buch der Iliade;
1 Die Statuten des Seminars wurden von Hitzig im Berliner Universitätskalender 1813, S. 24–28, veröffentlicht.
2 Übersetzung: Über den Begriff des Schicksals bei Homer.
3 Übersetzung: Über das Scherbengericht (Ostrazismus).
4 Übersetzung: Was die wahre Bedeutung und Natur der Philologie sei.
5 Übersetzung: Über bukolische Gedichte. Die Bukolik ist eine in der Antike entstandene literarische Gattung.
6 Es handelt sich um das Werk Ab urbe condita.
unter welchen die Arbeiten der Studiosen Pfefferkorn, Hasselbach und Zumpt besonders fleißig gemacht waren. Dem Studiosus Thielemann wurde zur Einlieferung der seinigen noch Frist vergönnt.
In diesem ersten halben Jahre zeichneten sich außerdem durch bereits angelegte Vorarbeiten zu größern Abhandlungen die Seminaristen Pfefferkorn und Helmholz, und davon abgesehen durch steten Fleiß und Kenntnisse der Studiosus Zumpt aus, welchen iedoch auch die übrigen ordentlichen Mitglieder mit lobenswerthem Eifer nachstrebten: Daher ein hochpreißliches Departement unter dem 3. September 1812. iedem der beiden zuerst benannten 35 Reichsthaler, dem letztern 30 Reichsthaler, und iedem der übrigen fünf ordentlichen Mitglieder, nahmentlich Jungklaussen, Wernike, Salomo, Kalisch und Hasselbach 20 Reichsthaler zur Anerkennung ihres Strebens verlieh.
In dem darauffolgenden Winterhalbeniahre 1812 – 1813. schritt die Anstalt zu einem kräftigen Gedeihen fort, obgleich mehrere Mitglieder durch ihre Verhältnisse auszutreten genöthigt waren. Abgegangen waren nehmlich zu Anfang desselben von den ordentlichen:
1) Herr Zumpt, welcher die Universität verließ und am Friedrichs-Werderschen Gymnasium angestellt wurde.
2) Herr Jungklaussen, welcher seine Studien auf der hiesigen hohen Schule gleichfalls beendigt hatte, und nachdem er in das Seminar für gelehrte Schulen aufgenommen worden war, eine Inspectorstelle am Joachimsthalschen Gymnasium erhielt.
3) Herr Kalisch, welcher sich der Theologie und speculativen Philosophie ausschließlich zu widmen entschloß.
4) Herr Salomo, der gleichfalls der speculativen Philosophie ausschließlich sich hingebend, außerdem durch drückende Nahrungssorgen für sich und drei unmündige Geschwister der Zeit beraubt wurde, welche das philologische Seminar erforderte.
Ferner von den außerordentlichen die Studirenden Köne und Kohen, beide aus Mangel an hinlänglichem Auskommen, welcher sie nöthigte, die den Übungen des Seminars bestimmte Zeit zu Privatunterricht zu gebrauchen, und der Studiosus Weiß, welcher noch nicht so weit gediehen zu seyn glaubte, um von den Arbeiten der Anstalt hinlänglichen Nutzen ziehen zu können.
Dagegen traten fünf neue Mitglieder ein, so daß in diesem Curs folgende die Anstalt bildeten:
Diese wurden zu den sämmtlichen vorschriftsmäßigen Übungen angeleitet.
I. In der Erklärung der Schriftsteller machten die Mitglieder wöchentlich 4mahl ihre Versuche, indem der Director wöchentlich 2mahl in der Interpretation der Euripideischen Iphigenie in Aulis fortfahren ließ, und Herr Professor Buttmann eben so oft den Juvenal denselben zur Auslegung vorlegte. Erstere Übungen geschahen in Lateinischer, letztere in deutscher Sprache.
II. Alle 14 Tage wurde donnerstags Abends, von 6–8 Uhr ohngefähr, eine der Abhandlungen verlesen und Lateinisch besprochen. Da die von den Mitgliedern eingelieferten Arbeiten von größerem Umfang waren, als daß ein Abend zur Lesung und Beurtheilung hingereicht hätte; so konnten vom Anfang des Novembers bis 10. Februar nur folgende vier vorgenommen werden:
1) Von Helmholz, de indole tragoediae Græcæ;8
2) Von Pfefferkorn, Historia artis oratoriæ apud Romanos ante Ciceronem;9
3) Von Wernike, de Priapeis atque eorum auctoribus;10
4) Von Hasselbach, de Philocteta Sophoclis.11
Die erste war, wie die Fähigkeiten und Kenntnisse des Verfassers erwarten ließen, reich an Sachen und Gedanken, aber bei der gänzlichen Unbeholfenheit und Fehlerhaftigkeit der Sprache großentheils ungenießbar; die letzte zu breit und dem Zweck eben nicht ganz angemessen; die zweite enthält einen fleissigen Anfang zu einer Sammlung der Bruchstücke der Römischen Redner vor Cicero, und würde bei längerem Aufenthalt
7 Hier handelt es sich um den späteren Dichter der Romantik, dessen Gedichte durch die Vertonungen Franz Schuberts Bekanntheit erlangten. Die Angabe des Vornamens Heinrich ist falsch, der korrekte vollständige Name lautet Johann Ludwig Wilhelm Müller.
8 Übersetzung: Über den Charakter der griechischen Tragödie. Im Jahresbericht 1812, S. 3 schreibt Boeckh, die Arbeit handele vom Chor in der griechischen Tragödie.
9 Übersetzung: Geschichte der Redekunst bei den Römern vor Cicero.
10 Übersetzung: Über die Priapea und deren Verfasser.
11 Übersetzung: Über den Philoktetes des Sophokles.
ades Verfassers auf hiesiger Universität des Druckes würdig geworden seyn, indem das Fehlende, besonders die genaue Erläuterung und Kritik der Stellen, noch würde ergänzt worden seyn; die dritte war, abgesehen von dem Anstößigen des Gegenstandes, welchen der Verfasser selbst gewählt hatte, meist musterhaft gearbeitet, und voll guter Kritiken, welche der Verfasser in eine Schrift über die Römischen Elegiker aufnehmen wollte, die er bei seinem Abgang von der Universität bekannt zu machen gesonnen war.
Von diesen vier Arbeiten befinden sich zwei in den Händen des Directors; die beiden andern waren zur nochmahligen Durchsicht den Verfassern zurückgegeben worden, und sind ihm, bei der später eingetretenen schnellen Entfernung der Mitglieder, noch nicht wieder eingehändigt worden: sollte iedoch ein hochpreißliches Departement alle diese Abhandlungen zu eigener Ansicht verlangen, so werden sich die fehlenden herbeischaffen lassen. Auch die übrigen Mitglieder hatten ihre Abhandlungen mit Unterstützung des Directors bereits angefangen, ohne daß sie davon noch hätten Gebrauch machen können.
III. Die Discussion der vorgelegten Fragen aus dem Gebiete der Philologie gab den Mitgliedern eine eben so anziehende als nützliche Übung, bei welcher viel zur bessern Einrichtung ihrer Privatstudien gewirkt werden konnte. Die Fragen selbst mussten, um dem Antwortenden Zeit zur Vorbereitung zu gestalten, etliche Tage vor der denselben gewidmeten Zusammenkunft aufgegeben werden; die Zusammenkünfte hierzu fanden gleichfalls alle vierzehn Tage von 6 — 8 Uhr Abends Donnerstags statt. Um einem hochpreißlichen Departement auch von diesem Theile der Arbeiten Rechenschaft zu geben, wird es hinreichend seyn, die vorgelegten Aufgaben, welche die Mitglieder selbst wählten, hier beizufügen: wobei der Unterzeichnete nur bemerkt, daß er nicht sowohl auf die Menge der in Einer Zusammenkunft abzuhandelnden Gegenstände, als auf eine gründliche Erörterung derselben sah. Die vorgekommenen Fragen sind folgende:
1. Quomodo interpretandus est locus Homeri Iliade γάμμα.180. εἴποτʼ ἔην γε ?12
2. Nonne omittenda sunt verba τὴν ἀκοὴν apud Herodotum I.38.?13
3. Quomodo explicanda sunt verba Herodoti V,68. ubi Clisthenes tyrannus Sicyonios vel maxime irrisisse dicitur: ἐπὶ γὰρ ὑός τε ... αὐτὰ τὰ τελευταῖα ἐπέθηκε et cetera. Numque is locus sanus est, an eget emendatione?14
4. Sophocles in Aiace flagellifero versos 884. atque ante eum Aeschylus Persis 721,2 et 745,6. de Bosporo & Hellesponto quasi de freto uno atque eodem loquuntur. Num confundere poterant? an alia ratione explicari ii loci possunt?15
5. Quomodo interpretanda sunt verba Plutarchi Themistocles pars 122. C. οἷα καὶ πρὸς Ἀνδρίους et cetera.16 Eine unbedeutende Frage.
6. Emendetur locus Anacreontici carminis 49. versos 25 & 26.17
7. Quomodo explicandus aut restituendus locus Ovidii Amores I,8, 65. Nec te decipiant veteres quinquatria ceræ?18
8. Exponantur verba Sophoclis Antigone 782. Ἔρως, ὃς ἐν κτήμασι πίπτεις. ?19
9. Quomodo interpretandus est locus Aeschyli Supplices 856 — 863. item 841 — 850.20
10. Restituatur locus Xenophon Historia Graeca I,6,5. ὑμεῖς δὲ et cetera.21 Unbedeutend.
11. Quomodo explicanda sunt verba Ismenæ apud Sophoclis Antigone versos 39, 40.?22
12. Illustrentur verba Aeschyli Agamemnon 817. τῷ δʼ ἐναντίῳ κύτει ἐλπὶς προσῄει, χειρὸς οὐ πληρουμένῳ. 23
13. Explicetur versus Theocriti 18,26. Ἀὼς ἀντέλλοισα et cetera.24
14. In Sophoclis Antigone 1077. editione Erfurdti ubi scribitur ἢ νῦν φέρει, alii legunt ὧν νῦν φέρει. Utra lectio præferenda?25
15. Utrum apud Gellium II, 21. legendum est Opicii an opici, et quomodo alterutra lectio explicanda?26
16. Qua ratione expediendæ sunt difficultates, quibus Catulli carmen secundum inde a versus 5. laborat?27
Die Schwierigkeit des größten Theils dieser Aufgaben beweißt, daß die Mitglieder am leichtern selten anstießen, und diese Übungen dem Zwecke gemäß nur zur Lösung bedeutender Dunkelheiten zu benutzen wußten.
So weit waren die Arbeiten des Seminars bis zum 10. Februar 1813. gediehen, als der Aufruf Seiner Majestät des Königs zu den Waffen die Jünglinge von ihren gewohnten Beschäftigungen zu einem andern Wirkungskreis hinführte. Bis zu dieser Zeit hatten fast alle einen außerordentlichen Eifer bei den Arbeiten der Anstalt gezeigt, etwa den Studiosus Thielemann ausgenommen, welcher sehr zurückblieb; die ordentlichen Mitglieder waren einer Belohnung alle würdig; doch machten darauf Fichte und Pettavel keine Ansprüche. Ein hochpreißliches Departement bewilligte daher iedem der fünf übrigen, Helmholz, Hasselbach, Pfefferkorn, Snethlage und Wernike durch das
12 Übersetzung: Wie muss die Stelle in Homers Ilias 3,180 εἴποτʼ ἔην γε interpretiert werden?
13 Übersetzung: Müssen die Wörter τὴν ἀκοὴν [„bezüglich des Gehörs/am Gehör“] nicht ausgelassen werden bei Herodot I.38?
Diese Frage bezieht sich auf die Stelle 1,38,2: τὸν γὰρ δὴ ἕτερον διεφθαρμένον τὴν ἀκοὴν οὐκ εἶναι μοι λογίζομαι [„auf den anderen [Sohn], der am Gehör geschädigt ist, zähle ich nicht mehr“.] In der Oxford-Textausgabe von Hude (ab 3. Aufl. 1928) werden die Wörter τὴν ἀκοὴν athetiert, der Editor der Teubner-Edition Rosén (Leipzig 1987) behält sie im Text.
14 Übersetzung: Wie sind die Worte Herodots V,68 ἐπὶ γὰρ ὑός τε ... αὐτὰ τὰ τελευταῖα ἐπέθηκε etc. zu erklären, wo vom Tyrannen Kleisthenes gesagt wird, dass er die Sikyonier aufs heftigste verhöhnt habe? Ist diese Stelle korrekt oder bedarf sie einer Emendation?
15 Übersetzung: Sophokles im Aias, V. 884, und vor ihm Aischylos in den Persern, V.721f. und 745f., sprechen von Bosporus und Hellespont gleichsam als ein und derselben Meerenge. Konnten sie [sie] verwechseln? Oder sind diese Stellen auf andere Weise zu erklären?
Im lateinischen Text der Aufgabenstellung fehlt entweder ein „eos“: „Konnten sie [Sophokles, Aischylos] (sie) [Bosporus, Hellespont] verwechseln.“ - oder es steht grammatikalisch falsch „confundere“(aktiv) für „confundi“ (passiv): „Konnten sie [Bosporus, Hellespont] verwechsel(t werde)n.“
16 Übersetzung: Wie sind die Worte οἷα καὶ πρὸς Ἀνδρίους etc. in Plutarchs Themistokles, 122 C, zu verstehen?
17 Übersetzung: Im Anacreonteum 49, V. 25f. soll [der Text kritisch] verbessert werden.
18 Übersetzung: Wie ist die Textpassage in Ovids Amores 1,8,65 Nec te decipiant veteres quinquatria ceræ zu erklären oder [textkritisch] wiederherzustellen?
Moderne Ausgaben drucken meist statt des einhellig in den Handschriften überlieferten, aber nicht recht erklärbaren „quinquatria“ die Konjektur „circum atria“.
19 Übersetzung: Es sollen die Worte Ἔρως, ὃς ἐν κτήμασι πίπτεις („Eros, der du über Güter herfällst“ [Schadewaldt 1974]) in Sophokles' Antigone, V. 782, erläutert werden.
20 Übersetzung: Wie ist die Textpassage in Aischylos' Supplices V.856-863 zu interpretieren? Und ebenso 841-850?
21 Übersetzung: Man stelle die Textpassage in Xenophons Historia Graeca 1,6,5 ὑμεῖς δὲ etc. [textkritisch] wieder her.
22 Übersetzung: Wie sind Ismenes Worte in Sophokles' Antigone V. 39f. zu erklären?
23 Übersetzung: Man erläutere die Textpassage in Aischylos' Agamemnon 817 τῷ δʼ ἐναντίῳ κύτει ἐλπὶς προσῄει, χειρὸς οὐ πληρουμένῳ.
In der Aischylos-Ausgabe von West (Leipzig 1990) findet sich die Textstelle in V. 816b/817. Dort wird auch geschrieben: Ἐλπὶς . Die vertrackt formulierte Stelle „dem entgegengesetzten Gefäß / kam nur die Hoffnung nahe, es wurde nicht von einer Hand gefüllt“ bezieht sich in der Rede Agamemnons auf den Untergang Trojas. Alle Götter stimmten für den Untergang, dem Gefäß für Freispruch [das andere Gefäß, i.d. die Wahlurne] näherte sich nur die Hoffnung, aber keine Hand warf einen Stimmstein ein.
24 Übersetzung: Man erkläre Theokrits Vers Idylle 18,26 Ἀὼς ἀντέλλοισα („die aufsteigende Morgenröte“) etc.
25 Übersetzung: In Sophokles' Antigone V. 1077 der Edition von Erfurdt, wo geschrieben steht ὧν νῦν φέρει, lesen andere ὧν νῦν φέρει. Welche der beiden Lesarten ist vorzuziehen?
In der modernen Ausgabe von Lloyd-Jones/Wilson (Oxford 1990) hat der Vers die Zahl 1090 und die Editoren drucken ὧν νῦν φέρει, was eine Konjektur von Brunck ist, ἢ νῦν φέρει ist die Lesart aller Handschriften.
26 Übersetzung: Ob bei Gellius 2,21 „Opicii“ oder „opici“ zu lesen ist, und auf welche Weise jede der beiden Lesarten zu erläutern ist.
27 Übersetzung: Auf welche Weise sind die Schwierigkeiten zu beseitigen, mit denen Catull in carmen 2 ab Vers 5 behaftet ist?
Rescript vom 15. Februar des Jahres eine Prämie von 40 Thalern, desgleichen die philosophische Facultät dem Hasselbach und Pfefferkorn iedem 25 Thaler. Von den außerordentlichen Mitgliedern hatten sich Bischoff, Bornemann und Müller vortheilhaft ausgezeichnet; dem ersten gab die philosophische Facultät gleichfalls eine Belohnung von 25 Thalern.
Nach dem 10. Februar verließen die Universität folgende zehn:
1) Helmholz, Hasselbach, Snethlage, Thielemann, Bischoff, Bornemann, Müller, Karsten, welche sämmtlich zu den Herren Seiner Maiestät gingen, obgleich die vier letztern Ausländer sind. Unter denselben hat sich Herr Helmholz durch seine Gedächtnißrede auf einige gefallene Jäger ausgezeichneten Beifall erworben; welcher anzuführen nicht unpassend scheint.
2) Pfefferkorn, welcher anfänglich freiwilliger Jäger werden wollte, bei einer Reise in seine Vaterstadt Stargard aber sich daselbst interimistisch an der dortigen Schule anstellen ließ, wie es scheint schwächlicher Gesundheit halber; endlich Pettavel, der, nachdem ihm die philosophische Facultät die Magisterwürde zuerkannte, und auf den Fall der Einsendung seiner Dissertation den Doctorgrad versprochen hatte, in sein Vaterland zurückkehrte.
So blieben zwei ordentliche Mitglieder, Wernike und Fichte, und ein außerordentlicher Leps.
Daß unter diesen Umständen die Arbeiten des Seminars in den übrigen beiden Monathen Februar und März eben so wenig als die meisten Vorlesungen fortgesetzt werden konnten, ist zwar nach dem gewonnenen guten Anfang zu bedauern, aber an sich einleuchtend.
Im Sommer 1813. kam kein neues Mitglied hinzu; denn der einzige, welcher sich gemeldet hatte, lieferte seine Probeabhandlung nicht, und war dem Director nicht so bekannt, um ohne dieselbe aufgenommen zu werden. Die hinzutretenden Unruhen hinderten auch, daß mit den drei übrigen etwas Bedeutendes geleistet werden konnte, zumahl da bald nach dem Anfange des Waffenstillstandes Wernike durch Familienverhältnisse und augenblicklichen Mangel an Auskommen genöthigt wurde nach Hause zurückzukehren. Indessen wäre demselben in Hinsicht seines Fleißes, seiner Kenntnisse und Fähigkeiten, so wie seiner beschränkten Mittel eine Unterstützung aus dem Fonds des Seminars, etwa von 50 Reichsthalern, um so mehr zu wünschen, als derselbe mit dem Anfang des nächsten halben Jahres seine Studien auf hiesiger Universität fortzusetzen gedenkt, und gewiß in Zukunft in seinem Fache etwas leisten wird. Außer dem Studiosus Wernike findet der Director keine Vorschläge zu Beneficien aus dem Seminarienfonds statthaft.
Übrigens hofft der Unterzeichnete, daß er im bevorstehenden Winterhalbeniahre im Stande seyn werde, die Übungen des Seminars mit wenigstens vier Mitgliedern wieder einigermaßen vollständig zu halten, und würde sich in dieser Erwartung ungern getäuscht sehen.
Berlin den 26. September 1813. Der Director des philologischen Seminars der hiesigen Universität. Böckh.