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vChamisso.
Ob ich es soll im raschen Wahne wagen
Von deinem Arm umfangen mich zu laßen?
Ganz mich hingebend, stark dich zu umfaßen?
Ob nun der Liebe Sonne mir soll tagen?
Ob ich den Schwachen Mächten soll entsagendDie, schürrend sie, der Liebe Flammen hassen;
Ob Ehre Tugend, dich, ich soll verlaßen?
Es will die angst bestürmte Brust verzagen.
So. Sturmgeschlagen rauschen auf die Wogen
doch ihreErkosen klaget meinem Trauer:
„In unsern Tiefen wohnt ein nächt’ger Schlummer.
Und abwarts ist mein Sehnen ernst gezogen
Den Kampf entweichend dort mit Hoffnungsschauer
Erhoff ich Rast von meinem heißen Kummer.
1 „Blumenlese“ ist das deutsche Synonym für den griechischen Terminus „Anthologie“. Dieses Sonett bildet das Pendant zu dem Sonett „An mich“ auf der Rückseite der Handschrift. Beide Gedichte sind unter dem Titel Sie und Er in Chamissos und Varnhagens Musenalmanach auf das Jahr 1805, S. 70 f., abgedruckt.
vChamissoAn mich2
Die zarten Saiten stark erschüttert laßen,
Umleuchten nicht von Himmlischen Ackorden
Der Harmonien Kelch. Vom rauhen Norden
Erbrausen Stürme die das schöne haßen.
Auf raffe dich und wiße dich zu faßen,
Des Himmels götterkraft ist dir geworden,
Des Himmels Feuer soll das irrd’sche Morden,
Das Schreckbild de[...] Gewöhnlichkeit erblaßen.
Die Kraft der Liebe walle unbestritten,
Im Flammen Fluten tauch', und neugebohren
Entschwinge stark dich ja der blauen Klarheit.
Die Afterwelt entsinkt den Flammen tritten,
Wir fanden uns, die wollend sich erkohren
Dem doppel Todt erstand das uns in Wahrheit
2 Dieses Sonett bildet das Pendant zu dem Sonett auf der Vorderseite der Handschrift. Beide Gedichte sind unter dem Titel Sie und Er in Chamissos und Varnhagens Musenalmanach auf das Jahr 1805, S. 70 f., abgedruckt.
von Chamisso.
Ob ich es soll im raschen Wahne wagen
Von deinem Arm umfangen mich zu laßen?
Ganz mich hingebend, stark dich zu umfaßen?
Ob nun der Liebe Sonne mir soll tagen?
Ob ich den Schwachen Mächten soll entsagen
Die, schürrend sie, der Liebe Flammen hassen;
Ob Ehre Tugend, dich, ich soll verlaßen?
Es will die angst bestürmte Brust verzagen.
So. Sturmgeschlagen rauschen auf die Wogen
doch ihr Erkosen klaget meinem Trauer:
„In unsern Tiefen wohnt ein nächt’ger Schlummer.
Und abwarts ist mein Sehnen ernst gezogen
Den Kampf entweichend dort mit Hoffnungsschauer
Erhoff ich Rast von meinem heißen Kummer.
1 „Blumenlese“ ist das deutsche Synonym für den griechischen Terminus „Anthologie“. Dieses Sonett bildet das Pendant zu dem Sonett „An mich“ auf der Rückseite der Handschrift. Beide Gedichte sind unter dem Titel Sie und Er in Chamissos und Varnhagens Musenalmanach auf das Jahr 1805, S. 70 f., abgedruckt.
von ChamissoAn mich2
Die zarten Saiten stark erschüttert laßen,
Umleuchten nicht von Himmlischen Ackorden
Der Harmonien Kelch. Vom rauhen Norden
Erbrausen Stürme die das schöne haßen.
Auf raffe dich und wiße dich zu faßen,
Des Himmels götterkraft ist dir geworden,
Des Himmels Feuer soll das irrd’sche Morden,
Das Schreckbild de[r] Gewöhnlichkeit erblaßen.
Die Kraft der Liebe walle unbestritten,
Im Flammen Fluten tauch', und neugebohren
Entschwinge stark dich ja der blauen Klarheit.
Die Afterwelt entsinkt den Flammen tritten,
Wir fanden uns, die wollend sich erkohren
Dem doppel Todt erstand das uns in Wahrheit
2 Dieses Sonett bildet das Pendant zu dem Sonett auf der Vorderseite der Handschrift. Beide Gedichte sind unter dem Titel Sie und Er in Chamissos und Varnhagens Musenalmanach auf das Jahr 1805, S. 70 f., abgedruckt.