Briefe und Texte
aus dem intellektuellen
Berlin um 1800

Brief von Adelbert von Chamisso an Louis de La Foye (ohne Ort, 6. Dezember 1804)

 

 

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1804 5

Ich behalte mich vor, lieber, guter, herrlicher, Freund,
dir in wenigen Tagen einige Schöffel Skripturen zu
weben. itzt nur ein 3 Sous VWotrt, da ich doch nach
Frankreich schreibe – dein Brief ist da und
ich habe wieder so hin vor Lust und Schmerz geweint
da ich siihn las und sah daß es denn darum geschehen
Sei. – werde du Artzt, du hast recht, und wählest
dir ein Schönes und gutes, und wollte der liebe
Gott ich könnte mit dir sStudieren, und meine
HEltern und Famillie, wären des Sinnes deiner
Mutter. könnt ich dich umarmen guter und
mitbei dir. sein, aber, wir wollen Kindlichen
Glauben hegen an das Waltenden, auch das wird
kommen. daß wir bei einander sein werden.
und doppelstark dann, doppel viel ausrichten.

Win̄ing und Schirstädt, sprach ich schon,
letzterer besonders, sagte sich ganz lLiebe zu
dir, daß er ein Regt hat weißt du. sein sohn
ist ausserst Eelend daran und im̄er noch auf
Uhrlaub. — die Jänisch. fand ich sehr [lau],
und wenig un theilnemend, doch weinte sie sprechend
von dem Zeite des Unglücks das sie noch itzt in
martender ungewißheit liesse, und wo du ihr beigestan
den hattest.1 – – Procuration brauchst du
mir nicht zu schiken. – in edwa 14 Tagen
glaub ich daß du loß sein sollst.

Dein Brief mein Lieber ist herrlig nur
zu kurz, ist weis gott Stellen weise
Sublime. nicht solche[...] tief gedachten, glühend
geschrieben, und Kunstvoll gewobenen 12

Kommentare

1 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits wird die Passage von „sein sohn“ bis „beigestanden hattest“ ausgelassen.

Perioden wie eines Koreffs, aber, eine
Naivetet des Ausdruks und des eine Innige
Wahrheit des Gefühles, eine Schonheit deiner
Selbst die deinen Freund beglüken,.

Wahrlich der Geschichte mit dem Mägdlein scheint
edwas Ersonnenes ein geflochten zu sein, du
auch mir ka es so vor, aber auf jeden
fall mußt doch die [...] – – sie unter die
Haube sein – wenn ich ein Voglein wär
dann floh ich hin zu diIr, – ich habbe ihr
immer noch keine Briefe von C. denke
es dir, und ich hungre darnach. A. habbe
ich nur seit der Zeit ein mahl flüchtig gesehen
und ihr ein Sonnet gegeben. ich habe sie seit
her ein par mahl2 verfehlt. — August Bode3
der Dichter, deß Ratschaft war Χρειαινειν4 ist eines
elenden langweiligen Todes gestorben, es war
Grosse Trauer im Hause A. sie sind nahe
Cousins und bewohnen ein Haus. — nur Julius liess
sich nicht stören, was ihm und dem wüsten leben
den Neumann gelieffert hat ist verliebter Gram
ob Carolinenes Verlust welchen er also abzuschütteln
sich bemühte. er liebte sie. und sie war ihm
hold wenigstens nicht gram.

lebe du recht
wohl und schreibe mir nicht kurze, sondern lange
Briefe und man muß dem Teufel nichts schenken
der die Briefe zu bezahlenbar zu machen ersann
lebe wohl guter hHerlicher auch ich liebe dich
und wir gehen uns nie verloren.
τ τ π α.5 Adelbert.

à Louis de la Foye
au Vangeux N.o 2. à Caen.

5

Kommentare

2 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits steht „ein paarmal“.

3 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits steht fälschlicherweise „August Boa“.

4 Übersetzung: „beflecken“ oder „entweihen“ (im Infinitiv). Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits wird die Passage von „Ratschaft“ bis einschließlich des griechischen Terminus ausgelassen.

5 Das Kürzel τ τ π α. steht für τò τоυ πόλου αστρον („Polarstern“) und war das Erkennungszeichen des Nordsternbunds, dem Chamisso und de La Foye seit 1804 zusammen mit anderen jungen Dichtern und Gelehrten angehörten.

Ich behalte mich vor, lieber, guter, herrlicher Freund, dir in wenigen Tagen einige Schöffel Skripturen zu weben. itzt nur ein 3 Sous Wort, da ich doch nach Frankreich schreibe – dein Brief ist da und ich habe wieder so hin vor Lust und Schmerz geweint da ich ihn las und sah daß es denn darum geschehen Sei. – werde du Artzt, du hast recht, und wählest dir ein Schönes und gutes, und wollte der liebe Gott ich könnte mit dir Studieren, und meine Eltern und Famillie, wären des Sinnes deiner Mutter. könnt ich dich umarmen guter und bei dir. sein, aber, wir wollen Kindlichen Glauben hegen an das Waltende, auch das wird kommen. daß wir bei einander sein werden. und doppelstark dann, doppel viel ausrichten.

Winning und Schirstädt, sprach ich schon, letzterer besonders, sagte sich ganz Liebe zu dir, daß er ein Regiment hat weißt du. sein sohn ist ausserst elend daran und immer noch auf Uhrlaub. — die Jänisch. fand ich sehr [lau], und un theilnemend, doch weinte sie sprechend von dem Zeite des Unglücks das sie noch itzt in martender ungewißheit liesse, und wo du ihr beigestanden hattest.1 – – Procuration brauchst du mir nicht zu schiken. – in edwa 14 Tagen glaub ich daß du loß sein sollst.

Dein Brief mein Lieber ist herrlig nur zu kurz, ist weis gott Stellen weise Sublime. nicht solche tief gedachten, glühend geschrieben, und Kunstvoll gewobenen

Kommentare

1 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits wird die Passage von „sein sohn“ bis „beigestanden hattest“ ausgelassen.

Perioden wie eines Koreffs, aber, eine Naivetet des Ausdruks und eine Innige Wahrheit des Gefühles, eine Schonheit deiner Selbst die deinen Freund beglüken.

Wahrlich der Geschichte mit dem Mägdlein scheint edwas Ersonnenes ein geflochten zu sein, auch mir kam es so vor, aber auf jeden fall muß doch – – sie unter die Haube sein – wenn ich ein Voglein wär dann floh ich hin zu Ir, – ich habe immer noch keine Briefe von Cérès denke es dir, und ich hungre darnach. Augusta habbe ich nur seit der Zeit ein mahl flüchtig gesehen und ihr ein Sonnet gegeben. ich habe sie seither ein par mahl2 verfehlt. — August Bode3 der Dichter, deß Ratschaft war Χραινειν4 ist eines elenden langweiligen Todes gestorben, es war Grosse Trauer im Hause Augusta. sie sind nahe Cousins und bewohnen ein Haus. — nur Julius liess sich nicht stören, was ihm und dem wüsten leben den Neumann gelieffert hat ist verliebter Gram ob Carolinenes Verlust welchen er also abzuschütteln sich bemühte. er liebte sie. und sie war ihm hold wenigstens nicht gram.

lebe du recht wohl und schreibe mir nicht kurze, sondern lange Briefe und man muß dem Teufel nichts schenken der die Briefe bezahlbar zu machen ersann lebe wohl guter Herlicher auch ich liebe dich und wir gehen uns nie verloren. τò τоυ πόλου αστρον5 Adelbert.

à Louis de la Foye
au Vangeux Numéro 2. à Caen.

Kommentare

2 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits steht „ein paarmal“.

3 Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits steht fälschlicherweise „August Boa“.

4 Übersetzung: „beflecken“ oder „entweihen“ (im Infinitiv). Im Druck der Correspondance d'Adalbert de Chamisso. Fragments inédits wird die Passage von „Ratschaft“ bis einschließlich des griechischen Terminus ausgelassen.

5 Das Kürzel τ τ π α. steht für τò τоυ πόλου αστρον („Polarstern“) und war das Erkennungszeichen des Nordsternbunds, dem Chamisso und de La Foye seit 1804 zusammen mit anderen jungen Dichtern und Gelehrten angehörten.