
Staatsbibliothek zu Berlin / Handschriftenabteilung
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Ich werde itzt in Urdnung komen mit meinem Civil
stand, — und werde viel viel freier sein denn ich es war,
dann werd ich sonderweilen die Begehrte Wallfarht unter
nehmen,.[1 zu dem Magdlein2 da[...]s Vielleicht eben so wenig
meiner als ich seiner begehren wird, indem die KlugenRrechnungs erfahrenen Aeltern wohl meinend und weislig
gar des Handels nicht begehren, werden und ein
überflüßiges Veto aussprechen werden — doch darüber
Gott und mein Stern, dann, mein Sohn, werd ich einer
reise nach Troye (beileibe nicht Troja) gedenken und
dann, dann Ja adelf3,] über paris werd ich gehen
[und sehen was er4 macht und ihn vielleicht mit
nehmen. oder] und so zu dir kom̄en, in Paris hab ich
kein Bleiben, — mein Bruder ist selber nicht
zu Hause. — es wird von Koreff wegen einer
Stelle ge sumgeschaut werden und ich indess
hause bei dir. rede du?— (käm es also) —
du hast wenig ich auch — kannst du mich für
den möglichen Antheil in Kost und Bettstelle
nehmen, und ich biß auf weitere edwa
Deutsche Order5 mich häuslich bei dir niederlassen.
— nirgends war ich besser gebettet, und auf
gehoben — das dünkt mich wie unser alte Traum.
1 Die von Hitzig mit rotem Stift eingeklammerten Passagen wurden im Druck von Leben und Briefe ausgelassen.
2 Hier spricht Chamisso wohl von der nicht eindeutig identifizierbaren Frau, mit der seine Familie ihn ursprünglich verheiraten wollte.
3 Chamisso redet seinen Freund mit dem griechischen Wort für Bruder, „Adelf“ (αδελφός), an.
4 Riegel weist darauf hin, dass es sich hier um Chamissos Freund Koreff handelt, Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits, S. 133.
5 1806 zog Chamisso sich aus dem preußischen Militärdienst zurück. Seine Entlassung wurde jedoch erst 1808 offiziell bestätigt.
Wir brauchen nur eine Stube und ein Bett, bisst
du auf deinem Bureau, quäl ich mich und die
Deutsche Sprache redlich daheim daß Verse draus
werden, bist du wieder da umarmen wir uns
und plaudern, — die Jungen erzihehen wir [am Rande: gemeinschaftlich.]
[...] und lernen selber was, wenn wir können.
Das sind so meine Gedanken, setze die deinen
dagegen. Dann wird der Liebe Gott, nach seinem
vorbehaltenen Rechte entscheibden. —
[ Zu Meau in der Brie, daher der Gute Käsestamt ist, ist nächst dem guten Käse, das
obenerwähnte Mägdlein.] —
[Ich kann deinen Brief nicht abwarten
und schreibe dir schlecht aus dem schlechten V V ertu[s].[ich] wir sehen uns doch über Kurz oder Lang
dann werden wir uns ausplaudern, ich schicke dir
im̄er nur abgerissene Worte und behalte den
Busen voll. — [Die Schwester6 die ich hier kennen
gelernt scheint mir eine hübsche nicht ganz
Kraftlose Blühte zu sein, ein junges liebes
[Ding], wenn die Klangvollen Lungen7 der franzosen
[wissler]8 gegen mich schiessen, schweigt sie zum
küssen — das ist ein Volk, mein Kind,
6 Riegel verweist an dieser Stelle auf die Ehefrau von Chamissos Bruder Charles de Chamisso.
7 Riegel druckt in den Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits „Zungen“ statt „Lungen“.
8 Riegel druckt in den Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits „Witze“.
ich habe mir dieses ersonnen, [...]as hülft ja nichts, ich
bitte sie demutsvoll mich fürden Narren hingehen
zu lassen, der es wohlwissend, und festwollend sei, mich
aber nicht, und sich selber nicht zu quälen, und [so]
mit mir nicht zu sprechen denn ich wäre einmal
zu dum̄ um zu verstehen und zu toll um verstahennden
werden zu können, wir gebrauchten ein andres Gedanken alfabet
und könnten un[...]s wechselseitig nicht lesen. Die
Bekehren an einen in eins fort und sagen ganze
Haufen. —]
Ich habe ein angefangenes Gedicht zu
lesen und bei dir zu vollenden, denn früher
kome ich nicht wieder dazu. — keine
Metrische Zeile seit dorten.
9 Die Übersetzung der Grußformel lautet: „Sei gegrüßt, Nachkomme“.
10 Das Kürzel τ.τ.π.α. steht für τò τоυ πόλου αστρον („Polarstern“) und war das Erkennungszeichen des Nordsternbunds, dem Chamisso und de La Foye seit 1804 zusammen mit anderen jungen Dichtern und Gelehrten angehörten. Das Kürzel wird bei Hitzig in Leben und Briefe ohne Kennzeichnung ausgelassen.
Louis De Lafoye(Poststempel: EPERNAY )
au Vangeux á
Caen
6
Ich werde itzt in Urdnung komen mit meinem Civilstand, — und werde viel viel freier sein denn ich es war, dann werd ich sonderweilen die Begehrte Wallfarht unternehmen,1 zu dem Magdlein2 das Vielleicht eben so wenig meiner als ich seiner begehren wird, indem die Klugen rechnungs erfahrenen Aeltern wohl meinend und weislig gar des Handels nicht begehren, und ein überflüßiges Veto aussprechen werden — doch darüber Gott und mein Stern, dann, mein Sohn, werd ich einer reise nach Troye (beileibe nicht Troja) gedenken und dann, dann Ja adelf3, über paris werd ich gehen und sehen was er4 macht und ihn vielleicht mitnehmen. oder so zu dir kommen, in Paris hab ich kein Bleiben, — mein Bruder ist selber nicht zu Hause. — es wird von Koreff wegen einer Stelle umgeschaut werden und ich indess hause bei dir. rede du?— (käm es also) — du hast wenig ich auch — kannst du mich für den möglichen Antheil in Kost und Bettstelle nehmen, und ich biß auf weitere edwa Deutsche Order5 mich häuslich bei dir niederlassen. — nirgends war ich besser gebettet, und aufgehoben — das dünkt mich wie unser alte Traum.
1 Die von Hitzig mit rotem Stift eingeklammerten Passagen wurden im Druck von Leben und Briefe ausgelassen.
2 Hier spricht Chamisso wohl von der nicht eindeutig identifizierbaren Frau, mit der seine Familie ihn ursprünglich verheiraten wollte.
3 Chamisso redet seinen Freund mit dem griechischen Wort für Bruder, „Adelf“ (αδελφός), an.
4 Riegel weist darauf hin, dass es sich hier um Chamissos Freund Koreff handelt, Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits, S. 133.
5 1806 zog Chamisso sich aus dem preußischen Militärdienst zurück. Seine Entlassung wurde jedoch erst 1808 offiziell bestätigt.
Wir brauchen nur eine Stube und ein Bett, bist du auf deinem Bureau, quäl ich mich und die Deutsche Sprache redlich daheim daß Verse draus werden, bist du wieder da umarmen wir uns und plaudern, — die Jungen erziehen wir gemeinschaftlich. [...] und lernen selber was, wenn wir können. Das sind so meine Gedanken, setze die deinen dagegen. Dann wird der Liebe Gott, nach seinem vorbehaltenen Rechte entscheiden. —
Zu Meau in der Brie, da der Gute Käse ist, ist nächst dem guten Käse, das obenerwähnte Mägdlein. —
Ich kann deinen Brief nicht abwarten und schreibe dir schlecht aus dem schlechten V ertu[s]. wir sehen uns doch über Kurz oder Lang dann werden wir ausplaudern, ich schicke dir immer nur abgerissene Worte und behalte den Busen voll. — Die Schwester6 die ich hier kennen gelernt scheint mir eine hübsche nicht Kraftlose Blühte zu sein, ein junges liebes [Ding], wenn die Klangvollen Lungen7 der franzosen [wissler]8 gegen mich schiessen, schweigt sie zum küssen — das ist ein Volk, mein Kind,
6 Riegel verweist an dieser Stelle auf die Ehefrau von Chamissos Bruder Charles de Chamisso.
7 Riegel druckt in den Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits „Zungen“ statt „Lungen“.
8 Riegel druckt in den Correspondance d'Adalbert de Chamisso, Fragments inédits „Witze“.
ich habe mir dieses ersonnen, [...]as hülft ja nichts, ich bitte sie demutsvoll mich fürden Narren hingehen zu lassen, der es wohlwissend, und festwollend sei, mich aber , und sich selber nicht zu quälen, und [so] mit mir nicht zu sprechen denn ich wäre einmal zu dumm um zu verstehen und zu toll um verstanden werden zu können, wir gebrauchten ein andres Gedanken alfabet und könnten uns wechselseitig nicht lesen. Die Bekehren an einen in eins fort und sagen ganze Haufen. —
Ich habe ein angefangenes Gedicht zu lesen und bei dir zu vollenden, denn früher kome ich nicht wieder dazu. — keine Metrische Zeile seit dorten.
χαιρε τεκνον9 Adelbert9 Die Übersetzung der Grußformel lautet: „Sei gegrüßt, Nachkomme“.
10 Das Kürzel τ.τ.π.α. steht für τò τоυ πόλου αστρον („Polarstern“) und war das Erkennungszeichen des Nordsternbunds, dem Chamisso und de La Foye seit 1804 zusammen mit anderen jungen Dichtern und Gelehrten angehörten. Das Kürzel wird bei Hitzig in Leben und Briefe ohne Kennzeichnung ausgelassen.
Louis De Lafoye
au Vangeux á
Caen