
Staatsbibliothek zu Berlin / Handschriftenabteilung
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Staatsbibliothek zu Berlin
Ich bin sehr in Ihre Schuld gerathen,
mein theuerster Freund, auch soll dieser
kurze Brief diese noch gar nicht abtragen.
Noch soll ich Ihnen danken für die schönen
Geschenke, die sie meinen Töchtern so freundlich
übersandt haben; ich glaube, dies wäre die Art,
Agnes mit den Altdeutschen und den langen
Haaren auszussöhnen. Noch herzlichen Dank
für das theure Buch, das mir zu einer
wahren Erquickung gereicht; ich lese es
viel und mit erneuerter Freude.
Heut will ich Ihnen durch dieses flüchtige
Blatt nur einen lieben Freund [anmerken],
den Dr. Thorbecke aus Leyden, den ich,
seit er sich hier aufgehalten hat, sehr
lieb gewonnen habe. Er hat Philo=
sophie studirt, und ist in dieser sehr zu
Hause, auch ist er Philologe. Wenn ich
mich nicht sehr irre, so werden Sie es mir
danken, die Bekanntschaft dieses höchst
unterrichteten und interessantesn Mannes
gemacht zu haben. (Stempel: "Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz")
Ich bitte recht sehr, daß es Ihnen nicht
entgegen sein möge, die Briefe aus
Ital. an Solger auch dem Nachlaß1
unsres Freundes einzuverleiben. Sie er=
lauben mir wenigstens, sie dazu abschreiben
zu lassen, nachher steht die Entscheidung,
im̄er noch bei Ihnen; sollten Sie sie
künftig für ein grössres Buch über
Ital. brauchen wollen, so steht diesem
eine frühere Bekanntmachung von einigen
dieser Briefe ja nicht im Wege.
2Was Sie mir über den Tischler3 ge=
sagt haben, gereicht mir zu grossem Trost
und Aufmunterung. Ich habe es wenigstens
so gemeint, wie Sie es ansehn. Die Demo=
kraten denken zu ungleich und geringe
1 Gemeint ist die gemeinsame Edition der Nachgelassenen Schriften und Briefwechsel Solgers, die 1826 herauskam.
2 Hier beginnt der Auszug, der sich in Raumers Lebenserinnerungen und Briefwechsel, Bd. II, S. 131, befindet.
3 Gemeint ist Tiecks Novelle Der junge Tischlermeister.
215
vom Bürgerstande, die Erfahrung habe ich
schon oft gemacht. Ich habe wenigstens Hand=
werker gekannt, die diesem jungen Tischler
sehr nahe gekom̄en sind. Ueber alles
dieses recht bald umständlicher.4
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Ge=
mahlinn, Grüsse von meinen Haus=
genossen, Dank meiner Kinder, u zwar
recht herzlichen, welchem ich den meinigen
zufüge, u nh mit d Versicherung, daß ich
im̄er bin
4 Hier endet der Auszug in Raumers Lebenserinnerungen und Briefwechsel, Bd. II, S. 131.
Sr. hochwohlgebohren
dem Herrn Professor u Regirungsrath
v. Raumer,
in
Berlin.
d. F.
5 Vgl. die Edition der folgenden Liste in Raumers Lebenserinnerungen, Bd. II, S. 131-136 sowie bei Lüdeke (1920), S. 437-441.
6 Bei Tiecks Datierungen handelt es sich nicht um Publikationsjahre, sondern um die mutmaßlichen Jahre der Erstaufführung bzw. Entstehung (und, wie im Falle von „Titus Andronicus“, Jahre der Überarbeitung). Aus heutiger Sicht sind diese Datierungen überwiegend falsch.
19) All's well that ends well: 1592: vielleicht schon
vor Romeo geschrieben; doch ist in der lezten Hälfte,
vorzüglich in der Prosa, vieles neu, und wohl um 1610
hinzugefügt. 1599 Ch. 1598 M
20) Two Gentlemen of Verona, 1593. 1595 Ch. 1595 M.
21.) Venus and Adonis. 1593. Supplement.
22.) The passionate Pilgrim: 1593. Einige Gedichte sind
nicht von Sh. Suppl.
23) Lovers complaint, 1593. Suppl.
24) Rape of Lucrece. 1593. Suppl. Diese Gedichte und
die Sonette sind der beste Com̄entar Sh. für diese
zweite Periode. (Stempel: "Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz")
25) Love's labours lost. 15934. 1592 Ch, 1594 M.
26) Richard II. 1594. Spätere Zusätze. 1596 Ch. 1597 M
27) What you will. 1595. 1613 Ch. 1614 M NB undertaker.
28) As you like it. 1596. – 1599 Ch. 1600 M
29) Henry IV. P. I. 1596. – 1596 Ch. 1597 M
30) Henry IV. P. II. 1597. Einige spätere Zusätze. 1597 Ch. 1598 M
31) Merchant of Venice. 1597. 1597 Ch. 1598 M.
32) Mid-summer night. 1598. 1598 Ch. 1592 M
33) Henry V. 1599: manches später hinzugefügt. 1597 Ch. 1599 M
34) Henry VIII. 1600: Manches späterer Zusatz. 1613 Ch. 1601 M
35) Much ado about nothing. 1600. 1599 Ch. 1600 M
36) Merry Wives: 1600; doch ist die Bearbeitung, wie wir
sie von diesem Lustspiel jezt in den Ausgaben haben,
erst um 1609 geschrieben. 1596 Ch. 1601 M.
37) Oldcastle, 1600, oder 1599.
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38) Satiromastix, ein polemisches Lustspiel, welches Sh.
mit Decker vereinigt, gegen B. Jonson schrieb. 1600-1. (Hawkins origin.)
39) The merry Devil of Edmonton: wahrscheinlich ist diese
Comödie von Middleton, aber die prosaischen Scenen
sind nach wahrscheinlichen Gründen von Shak: Dodsley' old Plays.
7 „A Yorkshire Tragedy“ und „The Puritan“ werden heute meist Thomas Middleton zugeschrieben.
(NB. Edward III. befindet sich in den Prolusions, 8, von Ed.
Capell, sonst bezieht sich das Verzeichniß auf: Six old Plays
on which Sh. founded his &;c. 2. Vol. 1779. 8. Die Supplem
zum Sh. 2. Bd. 8. von Steevens herausgegeben., u auf
Hawkins origin of the english Drama, 3. Vol. – )
Ausserdem habe ich ein Mscpt. was ich dem Dichter zuschreibe:
Henry VI. P. 1. u II. muß man doppelt rechnen, denn wir
haben in Steevens Ausg. der Quart=Drucke die völlig abwei=
chende erste Arbeit des Dichters, eben so die erste Ausg. vom
Romeo, so wie von Henry V. u Merry Wives, so daß
dann nach dieser Rechnung 67 verschiedene Werke des Dichters
herauskom̄en, statt daß unsre Ausgaben davon nur 36 -
37 zählen, u mit Venus, Sonett's &.C. etwa 40.
Nach Malone also twelfth night das letzte, nach Chalmers Othello nach Tieck Cymbelin
8 „The Battle of Alcazar“ wird heute George Peele zugeschrieben.
Ich bin sehr in Ihre Schuld gerathen, mein theuerster Freund, auch soll dieser kurze Brief diese noch gar nicht abtragen. Noch soll ich Ihnen danken für die schönen Geschenke, die sie meinen Töchtern so freundlich übersandt haben; ich glaube, dies wäre die Art, Agnes mit den Altdeutschen und den langen Haaren auszusöhnen. Noch herzlichen Dank für das theure Buch, das mir zu einer wahren Erquickung gereicht; ich lese es viel und mit erneuerter Freude.
Heut will ich Ihnen durch dieses flüchtige Blatt nur einen lieben Freund [anmerken], den Dr. Thorbecke aus Leyden, den ich, seit er sich hier aufgehalten hat, sehr lieb gewonnen habe. Er hat Philosophie studirt, und ist in dieser sehr zu Hause, auch ist er Philologe. Wenn ich mich nicht sehr irre, so werden Sie es mir
danken, die Bekanntschaft dieses höchst unterrichteten und interessanten Mannes gemacht zu haben.
Ich bitte recht sehr, daß es Ihnen nicht entgegen sein möge, die Briefe aus Italien an Solger auch dem Nachlaß1 unsres Freundes einzuverleiben. Sie erlauben mir wenigstens, sie dazu abschreiben zu lassen, nachher steht die Entscheidung, immer noch bei Ihnen; sollten Sie sie künftig für ein grössres Buch über Italien brauchen wollen, so steht diesem eine frühere Bekanntmachung von einigen dieser Briefe ja nicht im Wege.
2Was Sie mir über den Tischler3 gesagt haben, gereicht mir zu grossem Trost und Aufmunterung. Ich habe es wenigstens so gemeint, wie Sie es ansehn. Die Demokraten denken zu ungleich und geringe
1 Gemeint ist die gemeinsame Edition der Nachgelassenen Schriften und Briefwechsel Solgers, die 1826 herauskam.
2 Hier beginnt der Auszug, der sich in Raumers Lebenserinnerungen und Briefwechsel, Bd. II, S. 131, befindet.
3 Gemeint ist Tiecks Novelle Der junge Tischlermeister.
vom Bürgerstande, die Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Ich habe wenigstens Handwerker gekannt, die diesem jungen Tischler sehr nahe gekommen sind. Ueber alles dieses recht bald umständlicher.4
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn, Grüsse von meinen Hausgenossen, Dank meiner Kinder, und zwar recht herzlichen, welchem ich den meinigen zufüge, und noch mit der Versicherung, daß ich immer bin
Ihr Freund, L. Tieck.4 Hier endet der Auszug in Raumers Lebenserinnerungen und Briefwechsel, Bd. II, S. 131.
Sr. hochwohlgebohren
dem Herrn Professor und Regirungsrath
von Raumer,
in
Berlin.
d. F.
5 Vgl. die Edition der folgenden Liste in Raumers Lebenserinnerungen, Bd. II, S. 131-136 sowie bei Lüdeke (1920), S. 437-441.
6 Bei Tiecks Datierungen handelt es sich nicht um Publikationsjahre, sondern um die mutmaßlichen Jahre der Erstaufführung bzw. Entstehung (und, wie im Falle von „Titus Andronicus“, Jahre der Überarbeitung). Aus heutiger Sicht sind diese Datierungen überwiegend falsch.
19) All's well that ends well: 1592: vielleicht schon vor Romeo geschrieben; doch ist in der lezten Hälfte, vorzüglich in der Prosa, vieles neu, und wohl um 1610 hinzugefügt.
20) Two Gentlemen of Verona, 1593.
21.) Venus and Adonis. 1593. Supplement.
22.) The passionate Pilgrim: 1593. Einige Gedichte sind nicht von Shakespeare Supplement
23) Lovers complaint, 1593. Supplement
24) Rape of Lucrece. 1593. Supplement Diese Gedichte und die Sonette sind der beste Commentar Shakspeare's für diese zweite Periode.
25) Love's labours lost. 1594.
26) Richard II. 1594. Spätere Zusätze.
27) What you will. 1595.
28) As you like it. 1596.
29) Henry IV. Part I. 1596.
30) Henry IV. Part II. 1597. Einige spätere Zusätze.
31) Merchant of Venice. 1597.
32) Mid-summer night. 1598.
33) Henry V. 1599: manches später hinzugefügt.
34) Henry VIII. 1600: Manches späterer Zusatz.
35) Much ado about nothing. 1600.
36) Merry Wives: 1600; doch ist die Bearbeitung, wie wir sie von diesem Lustspiel jezt in den Ausgaben haben, erst um 1609 geschrieben.
37) Oldcastle, 1600, oder 1599.
38) Satiromastix, ein polemisches Lustspiel, welches mit Decker vereinigt, gegen B. Jonson schrieb. 1600-1. (Hawkins origin.)
39) The merry Devil of Edmonton: wahrscheinlich ist diese Comödie von Middleton, aber die prosaischen Scenen sind nach wahrscheinlichen Gründen von Shakespeare: Dodsley' old Plays.
7 „A Yorkshire Tragedy“ und „The Puritan“ werden heute meist Thomas Middleton zugeschrieben.
(NB. Edward III. befindet sich in den Prolusions, 8, von Edward
Capell, sonst bezieht sich das Verzeichniß auf: Six old Plays
on which Shakespeare founded his &;c. 2. Vol. 1779. 8. Die Supplemente
zum Shakespeare 2. Bd. 8. von Steevens herausgegeben., und auf
Hawkins origin of the english Drama, 3. Vol. – )
Ausserdem habe ich ein Manuscript was ich dem Dichter zuschreibe:
Henry VI. Part 1. und II. muß man doppelt rechnen, denn wir haben in Steevens Ausgabe der Quart=Drucke die völlig abweichende erste Arbeit des Dichters, eben so die erste Ausgabe vom Romeo, so wie von Henry V. und Merry Wives, so daß dann nach dieser Rechnung 67 verschiedene Werke des Dichters herauskommen, statt daß unsre Ausgaben davon nur 36 - 37 zählen, und mit Venus, Sonett's &.C. etwa 40.
8 „The Battle of Alcazar“ wird heute George Peele zugeschrieben.