Letters and texts:
Intellectual Berlin
around 1800

Letter from Dorothea Tieck to Friedrich von Uechtritz (fragment) (Dresden, 4 April 1832)

 

 

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    4.

    Tausend Dank für Ihren schönen1 Brief,
    theurer Freund, den ich schon längst hätte
    beantworten sollen; doch hatte ich in der
    letzten Zeit viel zu thun, und wirklich
    keine Zeit dazu. Es freut mich daß Sie
    den Vorfall mit Ihrem Stück nicht wichtiger
    nehmen als er es verdient.2 Daß Sie noch
    keine Antwort3 aus Wien erhalten haben
    wundert mich: mein Vater läßt Ihnen
    sagen wenn Sie diese bekommen,4 und ihm
    dann Ihr Trauerspiel anvertrauen woll=
    ten, so wolle er es mit einer Vorrede5
    begleitet herausgeben, und für einen
    Verleger sorgen. Es wäre wohl gut
    wenn Sie uns so bald als möglich Nachricht
    geben könnten, ob Sie diesen Vorschlag
    annehmen; denn mein Vater schiebt, wie
    Sie wissen seine Arbeit oft auf, und
    es möchte dann immer noch einige Zeit
    darüber hin gehen.6

    Ich schicke Ihnen den Epilog mit, den
    mein Vater zu Göthes Andenken gedich=
    tet hat: gewiß macht es Ihnen und Ihren
    Freunden Vergnügen ihn so bald als mög=
    lich zu lesen, und da die Direction nur we=
    nige Exemplare zum Vertheilen hat ab=

    Comments

    1 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 165) fehlt „schönen“.

    2 Der Misserfolg der Rosamunde-Aufführung am 30. Januar 1832 am Dresdner Hoftheater; vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 1 f. (Bl. 1 recto f.).

    3 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 165) steht „Nachricht“ statt „Antwort“.

    4 Uechtritz hatte bereits im März 1832 die Nachricht aus Wien erhalten, dass schon im Sommer 1831 eine Aufführung der Rosamunde durch die Zensur untersagt worden war, da sie den Zeitverhältnissen nicht angemessen sei. (Vgl. Brief von Uechtritz an seinen Vater vom 29. März 1832, in: Sybel: Erinnerungen, S. 134.)

    5 Ludwig Tieck hatte bereits für Uechtritz' 1827 erschienenes Trauerspiel Alexander und Darius ein Vorwort verfasst.

    6 Die Rosamunde erschien, nach erfolglosen Versuchen Tiecks, einen Verleger zu finden, 1834 bei Schreiner in Düsseldorf, ohne ein Vorwort von Ludwig Tieck.

    drucken lassen, ist er nicht zu bekom̄en7
    Vater war durch Goethens Tod sehr ange=
    griffen, und in der ersten Zeit in einer
    so gerührten, wehmüthigen Stimmung daß
    wir uns seinethalb ängstigten. Gestern
    noch sagte er etwas, was mir sehr gefiel:
    Goethe habe ihm von Jugend auf wie sein
    Stern vorgeleuchtet, und sein Gefühl für
    ihn sey wie das des Ferdinand für Eg=
    mont.8 Ich glaube es ist wenigen großen
    Geistern gegeben, sich, wie mein Vater,
    so ganz selbst vergessend in eine fremde
    Größe zu versenken.

    Machen Sie nur daß Sie den Sommer
    her kommen können, so sehr viel kann
    die Reise doch nicht kosten.9 So viel ich mich
    erinnern kann wohnten Sie das letzte
    Mal bei Ihren Verwandten;10 sollte dies
    jetzt nicht angehn, oder Ihnen nicht gelegen
    seyn, so können wir Ihnen ein kleines
    Zimmer anbiethen, und werden Sie mit
    Vergnügen bei uns sehn, so lange es Ihnen
    gefällt. Mein Vater wird wohl diesen Som̄er
    keine Reise machen, und Sie träfen uns
    also auf jeden Fall. Was das hiesige Ho=
    norar betrifft da kann ich Ihnen keinen
    besondern Trost geben: Seit wir so glück=
    lich sind eine Constitution11 zu haben geht
    Alles sehr knapp und kümmerlich bei uns
    zu, und die Kleinlichkeit erstreckt sich über

    Comments

    7 Der Epilog wurde 1841 mit in die Ausgabe der Gedichte Tiecks aufgenommen.

    8 Ferdinand und Egmont in Goethes Trauerspiel Egmont.

    9 Vgl. Uechtritz' Klagen über die entstehenden Reisekosten und die Hoffnung auf baldige Drucklegung der Rosamunde in einem Brief an seinen Vater vom 29. März 1832, in: Sybel: Erinnerungen, S. 135.

    10 Konnten nicht identifiziert werden.

    11 Nach vermehrten Unruhen im Zuge der französischen Julirevolution 1830, die zum Rücktritt des Kabinetts um Graf von Einsiedel führten, trat am 4. September 1831 in Sachsen die erste konstitutionelle Verfassung in Kraft. 1833 wurde infolgedessen ein Zweikammerparlament einberufen, dem jedoch König Anton und sein Mitregent Prinz Friedrich August in allen Belangen übergeordnet waren.

    das Größte wie über das Geringste.
    Sonst hingen dergleichen Dinge von der
    Theaterdirection ab, und in außeror=
    dentlichen Fällen wandte der Intendant
    sich an den König, und wenn dieser es
    genehmigte so war es gut. Jetzt kann
    kein Thaler beim Theater ausgegeben
    werden, den der Hausminister12 nicht
    bewilligt, der dabei nie in's Theater kom̄t
    und nichts davon versteht; viel wird es
    also auf keinen Fall seyn.

    Raumer ist auf acht Tage herüber gekom=
    men, und trotz der vielen Verdrießlichkei=
    ten13 die er erlebt hat, immer vergnügt, und
    oben drauf, wie er es nennt. Er trium=
    phirt auch etwas darüber, daß er sich,
    wie er meint, in Hinsicht der Rosamunde
    nicht geirrt hat; daß es nehmlich ein großes
    poetisches Werk ist, aber nicht für die Bühne
    und daß er Ihnen einen großen Gefallen
    gethan habe, weil Sie nun die Berliner Com=
    mission für dumm erklären können, u.
    das Trauerspiel in seiner Würde bleibt.14
    Mein Vater giebt ihm das alles nicht dzu,
    und schiebt das Unheil nur auf Schau=
    spieler und Publicum. So sehr ich Raumer
    liebe und verehre sehe ich doch ein daß
    seinem Urtheil nicht immer zu trauen
    ist, da er sich zu leicht von seiner Um=
    gebung, von der Gegenwart stimmen
    läßt. Er findet wirklich Raupach und

    Comments

    12 Infolge der konstitutionellen Verfassung von 1831 wurden in Sachsen an Stelle des Geheimen Kabinetts und Rates Fachministerien eingeführt, zu denen das Ministerium des königlichen Hauses gehörte, das u. a. das Vermögen der Krone verwaltete. 1831–1833 war Julius Traugott Jakob von Könneritz Hausminister von Sachsen.

    13 Hier sind wahrscheinlich die Unannehmlichkeiten gemeint, die ihm sein Aufsatz Polens Untergang eingebracht hat; vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 6 (Bl. 3 verso). Zum Polen-Aufsatz vgl. auch den Brief Ludwig Tiecks an Raumer vom 23. Januar oder Juni 1832, S. 2 (Bl. 1 verso), bearb. v. Johanna Preusse, in: Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800.

    14 Raumer war Mitglied der Kommission des Königlichen Schauspiels zu Berlin, deren Vorsitz Raupach führte. Im April 1831 entschied diese gegen eine Annahme der Rosamunde. Raumer hatte ebenfalls gegen eine Aufführung des Stückes gestimmt. Vgl. Wilhelm Steitz: Friedrich von Uechtritz als dramatischer Dichter, S. 83.

    Spontini viel besser als beide es ver=
    dienen. Mein Vater ist darin ganz an=
    ders, und wenn Ihnen vielleicht früher
    sein Tadel schroff und hart erschien, so
    ist auch dafür sein Beifall ganz rein
    und unbeschtochen.

    Alles was Sie über die Katharina im
    Hexensabbath15 schreiben gefällt mir sehr
    und ist mir ganz aus der Seele gespro=
    chen. Viele haben es aber übertrieben
    und behauptet Poesie und Kunst mache
    die Religion ganz entbehrlich: doch wer
    gelitten und gekämpft hat weiß es
    gewiß daß es Stimmungen giebt wo
    nur Eins helfen und lindern kann.
    Sagen Sie doch selbst so schön: Musik
    ist Gift für den, der eine Seelenwund'
    im Busen trägt. 16 Die Stelle hat mir im=
    mer besonders gefallen. Eben so ge=
    wiß ist es aber auch, daß unsre Seele,
    die aus Gott geschaffen ist, nicht von je=
    nen Dingen so mächtig durchdrungen und
    erhoben werden könnte, wenn sie nicht
    ebenfalls von Gott ausgegangen und
    von seinem Hauch durch drungen wären.17
    Deshalb halte ich auch das Vergängliche,
    Erbärmliche nicht für18 so gefährlich,
    weil es von einer Seele die Gott und
    seine herrlichsten Gaben gekostet hat,
    ohne Eindruck abgleiten muß, 19und jenen
    die Alles, als schädlich, meiden, stellen

    3. (Schluß fehlt)20

    Comments

    15 Zum Hexensabbath vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 5 (Bl. 3 recto).

    16 Aus Uechtritz' Rosamunde, 1. Akt, 2. Szene, S. 21.

    17 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 167) steht „wäre“ statt „wären“.

    18 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 167) fehlt „für“.

    19 Bei Sybel: Erinnerungen folgt eine markierte Auslassung bis zum Ende der Manuskriptseite.

    20 Der Schluss des Briefs ist nicht erhalten. Bei Sybel: Erinnerungen wird stillschweigend ein weiteres Brieffragment angeschlossen, bei dem der Beginn fehlt und das aufgrund der Erwähnung des 1833 im englischen Original erschienenen Buchs Travels of an Irish Gentleman in Search of a Religion nicht vor 1833 verfasst wurde.

    Tausend Dank für Ihren schönen1 Brief, theurer Freund, den ich schon längst hätte beantworten sollen; doch hatte ich in der letzten Zeit viel zu thun, und wirklich keine Zeit dazu. Es freut mich daß Sie den Vorfall mit Ihrem Stück nicht wichtiger nehmen als er es verdient.2 Daß Sie noch keine Antwort3 aus Wien erhalten haben wundert mich: mein Vater läßt Ihnen sagen wenn Sie diese bekommen,4 und ihm dann Ihr Trauerspiel anvertrauen wollten, so wolle er es mit einer Vorrede5 begleitet herausgeben, und für einen Verleger sorgen. Es wäre wohl gut wenn Sie uns so bald als möglich Nachricht geben könnten, ob Sie diesen Vorschlag annehmen; denn mein Vater schiebt, wie Sie wissen seine Arbeit oft auf, und es möchte dann immer noch einige Zeit darüber hin gehen.6

    Ich schicke Ihnen den Epilog mit, den mein Vater zu Göthes Andenken gedichtet hat: gewiß macht es Ihnen und Ihren Freunden Vergnügen ihn so bald als möglich zu lesen, und da die Direction nur wenige Exemplare zum Vertheilen hat ab=

    Comments

    1 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 165) fehlt „schönen“.

    2 Der Misserfolg der Rosamunde-Aufführung am 30. Januar 1832 am Dresdner Hoftheater; vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 1 f. (Bl. 1 recto f.).

    3 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 165) steht „Nachricht“ statt „Antwort“.

    4 Uechtritz hatte bereits im März 1832 die Nachricht aus Wien erhalten, dass schon im Sommer 1831 eine Aufführung der Rosamunde durch die Zensur untersagt worden war, da sie den Zeitverhältnissen nicht angemessen sei. (Vgl. Brief von Uechtritz an seinen Vater vom 29. März 1832, in: Sybel: Erinnerungen, S. 134.)

    5 Ludwig Tieck hatte bereits für Uechtritz' 1827 erschienenes Trauerspiel Alexander und Darius ein Vorwort verfasst.

    6 Die Rosamunde erschien, nach erfolglosen Versuchen Tiecks, einen Verleger zu finden, 1834 bei Schreiner in Düsseldorf, ohne ein Vorwort von Ludwig Tieck.

    drucken lassen, ist er nicht zu bekommen7 Vater war durch Goethens Tod sehr angegriffen, und in der ersten Zeit in einer so gerührten, wehmüthigen Stimmung daß wir uns seinethalb ängstigten. Gestern noch sagte er etwas, was mir sehr gefiel: Goethe habe ihm von Jugend auf wie sein Stern vorgeleuchtet, und sein Gefühl für ihn sey wie das des Ferdinand für Egmont.8 Ich glaube es ist wenigen großen Geistern gegeben, sich, wie mein Vater, so ganz selbst vergessend in eine fremde Größe zu versenken.

    Machen Sie nur daß Sie den Sommer her kommen, so sehr viel kann die Reise doch nicht kosten.9 So viel ich mich erinnern kann wohnten Sie das letzte Mal bei Ihren Verwandten;10 sollte dies jetzt nicht angehn, oder Ihnen nicht gelegen seyn, so können wir Ihnen ein kleines Zimmer anbiethen, und werden Sie mit Vergnügen bei uns sehn, so lange es Ihnen gefällt. Mein Vater wird wohl diesen Sommer keine Reise machen, und Sie träfen uns also auf jeden Fall. Was das hiesige Honorar betrifft da kann ich Ihnen keinen besondern Trost geben: Seit wir so glücklich sind eine Constitution11 zu haben geht Alles sehr knapp und kümmerlich bei uns zu, und die Kleinlichkeit erstreckt sich über

    Comments

    7 Der Epilog wurde 1841 mit in die Ausgabe der Gedichte Tiecks aufgenommen.

    8 Ferdinand und Egmont in Goethes Trauerspiel Egmont.

    9 Vgl. Uechtritz' Klagen über die entstehenden Reisekosten und die Hoffnung auf baldige Drucklegung der Rosamunde in einem Brief an seinen Vater vom 29. März 1832, in: Sybel: Erinnerungen, S. 135.

    10 Konnten nicht identifiziert werden.

    11 Nach vermehrten Unruhen im Zuge der französischen Julirevolution 1830, die zum Rücktritt des Kabinetts um Graf von Einsiedel führten, trat am 4. September 1831 in Sachsen die erste konstitutionelle Verfassung in Kraft. 1833 wurde infolgedessen ein Zweikammerparlament einberufen, dem jedoch König Anton und sein Mitregent Prinz Friedrich August in allen Belangen übergeordnet waren.

    das Größte wie über das Geringste. Sonst hingen dergleichen Dinge von der Theaterdirection ab, und in außerordentlichen Fällen wandte der Intendant sich an den König, und wenn dieser es genehmigte so war es gut. Jetzt kann kein Thaler beim Theater ausgegeben werden, den der Hausminister12 nicht bewilligt, der dabei nie in's Theater kommt und nichts davon versteht; viel wird es also auf keinen Fall seyn.

    Raumer ist auf acht Tage herüber gekommen, und trotz der vielen Verdrießlichkeiten13 die er erlebt hat, immer vergnügt, und oben drauf, wie er es nennt. Er triumphirt auch etwas darüber, daß er sich, wie er meint, in Hinsicht der Rosamunde nicht geirrt hat; daß es nehmlich ein großes poetisches Werk ist, aber nicht für die Bühne und daß er Ihnen einen großen Gefallen gethan habe, weil Sie nun die Berliner Commission für dumm erklären können, und das Trauerspiel in seiner Würde bleibt.14 Mein Vater giebt ihm das alles nicht zu, und schiebt das Unheil nur auf Schauspieler und Publicum. So sehr ich Raumer liebe und verehre sehe ich doch ein daß seinem Urtheil nicht immer zu trauen ist, da er sich zu leicht von seiner Umgebung, von der Gegenwart stimmen läßt. Er findet wirklich Raupach und

    Comments

    12 Infolge der konstitutionellen Verfassung von 1831 wurden in Sachsen an Stelle des Geheimen Kabinetts und Rates Fachministerien eingeführt, zu denen das Ministerium des königlichen Hauses gehörte, das u. a. das Vermögen der Krone verwaltete. 1831–1833 war Julius Traugott Jakob von Könneritz Hausminister von Sachsen.

    13 Hier sind wahrscheinlich die Unannehmlichkeiten gemeint, die ihm sein Aufsatz Polens Untergang eingebracht hat; vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 6 (Bl. 3 verso). Zum Polen-Aufsatz vgl. auch den Brief Ludwig Tiecks an Raumer vom 23. Januar oder Juni 1832, S. 2 (Bl. 1 verso), bearb. v. Johanna Preusse, in: Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800.

    14 Raumer war Mitglied der Kommission des Königlichen Schauspiels zu Berlin, deren Vorsitz Raupach führte. Im April 1831 entschied diese gegen eine Annahme der Rosamunde. Raumer hatte ebenfalls gegen eine Aufführung des Stückes gestimmt. Vgl. Wilhelm Steitz: Friedrich von Uechtritz als dramatischer Dichter, S. 83.

    Spontini viel besser als beide es verdienen. Mein Vater ist darin ganz anders, und wenn Ihnen vielleicht früher sein Tadel schroff und hart erschien, so ist auch dafür sein Beifall ganz rein und unbestochen.

    Alles was Sie über die Katharina im Hexensabbath15 schreiben gefällt mir sehr und ist mir ganz aus der Seele gesprochen. Viele haben es aber übertrieben und behauptet Poesie und Kunst mache die Religion ganz entbehrlich: doch wer gelitten und gekämpft hat weiß es gewiß daß es Stimmungen giebt wo nur Eins helfen und lindern kann. Sagen Sie doch selbst so schön: Musik ist Gift für den, der eine Seelenwund' im Busen trägt. 16 Die Stelle hat mir immer besonders gefallen. Eben so gewiß ist es aber auch, daß unsre Seele, die aus Gott geschaffen ist, nicht von jenen Dingen so mächtig durchdrungen und erhoben werden könnte, wenn sie nicht ebenfalls von Gott ausgegangen und von seinem Hauch durch drungen wären.17 Deshalb halte ich auch das Vergängliche, Erbärmliche nicht für18 so gefährlich, weil es von einer Seele die Gott und seine herrlichsten Gaben gekostet hat, ohne Eindruck abgleiten muß, 19und jenen die Alles, als schädlich, meiden, stellen 20

    Comments

    15 Zum Hexensabbath vgl. Brief vom 31. Januar 1832, S. 5 (Bl. 3 recto).

    16 Aus Uechtritz' Rosamunde, 1. Akt, 2. Szene, S. 21.

    17 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 167) steht „wäre“ statt „wären“.

    18 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 167) fehlt „für“.

    19 Bei Sybel: Erinnerungen folgt eine markierte Auslassung bis zum Ende der Manuskriptseite.

    20 Der Schluss des Briefs ist nicht erhalten. Bei Sybel: Erinnerungen wird stillschweigend ein weiteres Brieffragment angeschlossen, bei dem der Beginn fehlt und das aufgrund der Erwähnung des 1833 im englischen Original erschienenen Buchs Travels of an Irish Gentleman in Search of a Religion nicht vor 1833 verfasst wurde.