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Intellectual Berlin
around 1800

Letter from Ludwig Tieck to Friedrich von Raumer (Dresden, 6 December 1822)

 

 

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    Tieck an Raumer

    1 Nur Verzeihung, mein theuerster, geliebtester Freund, daß ich
    Ihren mir so erfreulichen Brief wieder so lange ohne Antwort habe
    liegen lassen. Sie denken und sprechen viel zu gut von mir. Kennten
    Sie alle meine Schwächen u Mängel, die grossen Lücken in meiner
    Kenntniß, hauptsächlich aber jene kleinliche Hypochondrie, die mir oft
    Muth zu Leben und Arbeit nimmt, so würden Sie mich weit geringer
    anschlagen. Und meine Arbeiten! Mein Bestreben mag ein nicht un=
    löbliches gewesen sein; aber wie weniges, u wie geringes ist geschehn
    u ausgeführt, gegen das, was meine jugendliche Phantasie von meinen
    Fähigkeiten erwartete. Und warum ist so Vieles, und vielleicht das Beste
    unterblieben? Wären es grosse Ursachen, eigentliche Schicksale, so könnte
    ich doch beruhigter sein: nein, Launen, Verwöhnungen, Aufschieben, Träg=
    heit, Lust am Lesen, Schwelgen im Geist, Uebermuth im Projektiren,
    Spielen mit dem Leben, – u hauptsächlich jener verächtliche Klein=
    muth, von dem Sie vielleicht gar keine Vorstellung haben, der mich im̄er
    wieder dahin bringt, mich u mein Leben auf Zeiten so platthin fallen
    zu lassen. Und diese klägliche Stim̄ung hat mich dann auch2 wieder be=
    wältigt.3 R.4 hat kaum ein Wort anders geschrieben, als ich es erwartet
    hatte, – u doch erschien mir nun das ganze Projekt plözlich als Chimäre
    u unmöglich, u ich strafte mich selber dafür recht empfindlich ab, daß ich mich
    an diesem Plane erfreut hatte. 5 Nicht, daß ich nicht im̄erdar gewußt hätte, daß
    ich im Recht, u R. im Unrecht sei: aber, so ist der – Tieck, –
    hätte ich doch fast der Mensch hingeschrieben.

    Comments

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    4 Gemeint ist der Verleger Georg Reimer.

    5 Tieck stand 1822 sowohl mit Friedrich Arnold Brockhaus (dem Älteren) und dessen Sohn Heinrich als auch mit Georg Reimer in Verhandlungen über eine mögliche Gesamtausgabe seiner Werke. Letztendlich entschied sich Brockhaus, von dem Projekt abzulassen, um Reimer nicht zu verärgern. (Vgl. Doris Reimer: Passion und Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842), Berlin 1999, S. 334-337 ). Ab 1828 erschienen dann Tiecks Schriften bei Reimer.

    Ich habe nun R. vorläufig geschrieben. Ich bin fest
    entschlossen, die Sache so schnell wie möglich zu Stande zu
    bringen. Abgesehn von der Welt, sehe ich nicht ein, warum ich
    zu meinem eigenen Vortheil, diese Gelegenheit nicht ergreifen sollte.
    Wenn R. es nicht eingeht, so kann ich ja nachher um so leichter meine
    Verpflichtungen gegen ihn lösen. Mit Ihnen möchte ich dann nur über
    die Anordnung sprechen können, u was aufgenom̄en werden sollte.
    Man druckt doch gewiß einmal, wenn man die Stücke erfährt, alles
    nach, u die Wiener hätten es schon gethan, wenn sie sie gekannt hätten: 6
    also thut man vielleicht besser, sie selbst, abgekürzt, etwas geändert,
    aufzunehmen. Es köm̄t auch viel auf die Stellung an, u was man
    einander in die Nähe bringt. Bei jedem St. würde ich die Jahreszahl
    der Entstehg hinzufügen, und jeden Bd mit einer kurzen Vorrede begleiten.

    7 Liebster Freund: – wie hat Ihr Aufhenthalt hier in meiner
    Seele nachgeklungen! u was zehre ich noch im̄er von den Erin=
    nerungen, u mit welcher Wehmuth vermisse ich Sie hier! Nächst den
    Alten hat noch keine Geschichte mich so tief erschüttert, u ganz u völlig durch=
    drungen.8 Ja, los werden kann ich noch im̄er nicht die mächtigen Gestalten,
    so daß sie mich in manchen Stunden stören können. Dies kann keine
    Verblendung, keine Täuschung sein. Was habe ich damals in den Wochen
    nicht gelernt! Und gerade die künstlerische Anordnung ist es, welche, ohne
    daß wir uns anfangs drüber Rechenschaft geben können, diesen tiefen
    u erhabenen Eindruck hervor bringt. In dieser Rücksicht scheinen
    Sie9 mir eben so ausserordentlich trefflich u orginel10 zu sein. Nie war
    ich mit dem Plan Guicciadinis’ zufrieden: ja auch der von uns sehr ge=
    priesene Davila macht uns verwirrt, u die Gruppen laufen ihm oft

    Comments

    6 In Wien erschien bei dem Verleger und Drucker Leopold Grund von 1817 bis 1824 eine nicht authorisierte Werkausgabe Tiecks.

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    8 Tieck meint wohl die Geschichte der Staufer, über die Raumer ein großes Werk vorbereitete. Es erschien unter dem Titel „Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit“ ab 1823 bis 1825 in sechs Bänden und strukturiert in neun „Bücher“.

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    zusam̄en. U dennoch hatten diese Autoren es im Vergleich zu Ihnen so
    leicht: denn Ihre Geschichte, wie Sie die Nothwendigkeit ihrer Vielseitigkeit gleich
    so richtig gefühlt haben, scheint beim Ersten Anblick fast unmöglich
    zu erzählen, besonders da Sie es so völlig verschmäht haben, unter moralische
    Rubriken, oder allgemeine Reflexionen die Sachen zu summiren.
    Gibbon hatte eine schwere Aufgabe, ist aber auch lange nicht so glücklich
    als Sie in der Lösung vorgeschritten.11 Ich hätte nun gern gleich Ihre Ersten
    Bücher wieder gelesen, um aus dem Rückblick nun zu sehn, ob sie
    mir eben so vortrefl. u musterhaft erschienen wären, denn Sie
    wissen, ich hatte dazumal manches zu mäkeln, was mir jezt ganz
    unstatthaft vorkommt. Aber Friedr. I. II. In̄ocenz III. u Conradin,
    sam̄t C. von Anjou haben mir (Heinr. V. )abge[rechnet]) die frühern Gestalten
    etwas verdunkelt. Wie freue ich mich auf dies herrliche Werk! So
    sehr Sie dem Tragiker vorgearbeitet haben, so schrecken Sie doch
    auch wieder ab: der begeisterte Dichter belebt gar zu gern den todten,
    scheintodten Stoff, u dies waren diese Geschichten wirklich bis jezt:
    was bildete ich mir in der Jugend darauf ein, daß ich diese Zeiträume so
    ganz anders als unsre Geschichtsteller12 betrachtete: u wie bin ich nun
    durch Ihr Werk beschämt worden, daß ich denn doch nur ein Stümper
    war. – Cev. u Tischler13 rücken vor, ich hoffe, beide bald zu schliessen.

    Mit Solgers Pap. bin ich beschäftigt. Gewiß in 8 Tagen die
    Erste bedeutende Ladung. Gehn Sie dann noch einmal durch, was
    Sie weglassen möchten. Ich habe lieber zu viel als zu wenig ab=
    schreiben lassen. Brockh. soll ja sehr krank sein, daß das
    nur nicht Ihnen u uns einen Queerstrich macht. 14

    Ich lege auch (hoffentlich!) noch einen Brief an Krabbe bei. 15
    Lesen Sie ihn doch, u suchen Sie dann [denn] wahrscheinl. jungen Menschen

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    11 Tieck bezieht sich hier wahrscheinlich auf Gibbons Hauptwerk, The History of the Decline and the Fall of the Roman Empire.

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    14 Tieck und Raumer arbeiteten an der Herausgabe der Nachgelassenen Schriften K. W. F. Solgers, der 1819 gestorben war. Die Ausgabe erschien (wie auch ab 1823 Raumers Hohenstaufen) 1826 im Verlag F. A. Brockhaus, der nach dem Tod Friedrich Arnold Brockhaus des Älteren durch dessen Söhne Friedrich Arnold und Heinrich Brockhaus geführt wurde.

    15 In dem ebenfalls auf den 6. Dezember 1822 datierten Brief kommt Tieck Grabbes Bitte einer Einschätzung der von ihm verfassten Tragödie „Herzog Theodor von Gothland“ nach. Grabbe stellte einen Abdruck des Briefs der Erstausgabe des „Herzog Theodor von Gothland“ voran. Vgl. Dramatische Dichtungen von Grabbe Bd. 1 (1827), S. IX-XV sowie Grabbe: Werke Bd. 1, hrsg. v. Roy C. Cowen (1975), S. 9-13.

    auf; versiegeln Sie aber, wie wir abgeredet haben, den Brief.
    Ich wünschte, Sie könnten mir von diesem sonderbaren Autor etwas
    Bestimmtes schreiben. Ich fürchte, er ist sehr hypochondr u verstimmt.

    Mit dem Suchen nach tragischen Sujets! Nicht retten kann
    man sich davor. Wie erfreulich, daß dasjenige, was mir die Schlegel
    nie glauben wollten, nun schon von Ihnen so herrlich aufgewiesen
    ist. Wäre ich nur jünger! Auf unsre armen Theater wollte ich
    nicht viel Rücksicht nehmen.

    (Stempel: "Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz")

    Nicht mehr, uns allen fehlen Sie so: die Gräfinn, die Frau, die
    Kinder lassen herzlich grüssen: auch unsre besten Empfehlungen Ihrer
    liebenswürdigen Frau, von der es uns eine erfreuliche Erin̄erung ist, daß
    wir sie hier recht haben ken̄en lernen. Auch Manni unsere Grüsse.
    Die Agnes hier erklärt immer gerade zu, Sie wären der lie=
    benswürdigste aller Männer. Darauf können Sie sich doch auch
    etwas einbilden.

    Leben Sie wohl. Ich umarme Sie von Herzen.
    Ihr
    Freund,
    L. Tieck.

    NB Brockhaus soll gestorben sein. 16
    Ich mache kein Couvert um die
    Einlage, den Brief nicht zu beschweren,
    thun Sie es doch; die Adr. ist: H. Ch.
    Grabbe, große Friedrichsstraße, n.
    83. beim Riemermeister Kramer. –
    Vielleicht kön̄en Sie den Autor besuchen, oder ihn zu sich bescheiden. Ich
    hoffe, Sie sind mit meinem Briefe auch einverstanden.

    Comments

    16 Friedrich Arnold Brockhaus der Ältere starb erst am 20. August 1823.

    1 Nur Verzeihung, mein theuerster, geliebtester Freund, daß ich Ihren mir so erfreulichen Brief wieder so lange ohne Antwort habe liegen lassen. Sie denken und sprechen viel zu gut von mir. Kennten Sie alle meine Schwächen und Mängel, die grossen Lücken in meiner Kenntniß, hauptsächlich aber jene kleinliche Hypochondrie, die mir oft Muth zu Leben und Arbeit nimmt, so würden Sie mich weit geringer anschlagen. Und meine Arbeiten! Mein Bestreben mag ein nicht unlöbliches gewesen sein; aber wie weniges, und wie geringes ist geschehn und ausgeführt, gegen das, was meine jugendliche Phantasie von meinen Fähigkeiten erwartete. Und warum ist so Vieles, und vielleicht das Beste unterblieben? Wären es grosse Ursachen, eigentliche Schicksale, so könnte ich doch beruhigter sein: nein, Launen, Verwöhnungen, Aufschieben, Trägheit, Lust am Lesen, Schwelgen im Geist, Uebermuth im Projektiren, Spielen mit dem Leben, – und hauptsächlich jener verächtliche Kleinmuth, von dem Sie vielleicht gar keine Vorstellung haben, der mich immer wieder dahin bringt, mich und mein Leben auf Zeiten so platthin fallen zu lassen. Und diese klägliche Stimmung hat mich dann auch2 wieder bewältigt.3 R.4 hat kaum ein Wort anders geschrieben, als ich es erwartet hatte, – und doch erschien mir nun das ganze Projekt plözlich als Chimäre und unmöglich, und ich strafte mich selber dafür recht empfindlich ab, daß ich mich an diesem Plane erfreut hatte. 5 Nicht, daß ich nicht immerdar gewußt hätte, daß ich im Recht, und R. im Unrecht sei: aber, so ist der – Tieck, – hätte ich doch fast der Mensch hingeschrieben.

    Comments

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    4 Gemeint ist der Verleger Georg Reimer.

    5 Tieck stand 1822 sowohl mit Friedrich Arnold Brockhaus (dem Älteren) und dessen Sohn Heinrich als auch mit Georg Reimer in Verhandlungen über eine mögliche Gesamtausgabe seiner Werke. Letztendlich entschied sich Brockhaus, von dem Projekt abzulassen, um Reimer nicht zu verärgern. (Vgl. Doris Reimer: Passion und Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842), Berlin 1999, S. 334-337 ). Ab 1828 erschienen dann Tiecks Schriften bei Reimer.

    Ich habe nun R. vorläufig geschrieben. Ich bin fest entschlossen, die Sache so schnell wie möglich zu Stande zu bringen. Abgesehn von der Welt, sehe ich nicht ein, warum ich zu meinem eigenen Vortheil, diese Gelegenheit nicht ergreifen sollte. Wenn R. es nicht eingeht, so kann ich ja nachher um so leichter meine Verpflichtungen gegen ihn lösen. Mit Ihnen möchte ich dann nur über die Anordnung sprechen können, und was aufgenommen werden sollte. Man druckt doch gewiß einmal, wenn man die Stücke erfährt, alles nach, und die Wiener hätten es schon gethan, wenn sie sie gekannt hätten: 6 also thut man vielleicht besser, sie selbst, abgekürzt, etwas geändert, aufzunehmen. Es kömmt auch viel auf die Stellung an, und was man einander in die Nähe bringt. Bei jedem Stück würde ich die Jahreszahl der Entstehung hinzufügen, und jeden Band mit einer kurzen Vorrede begleiten.

    7 Liebster Freund: – wie hat Ihr Aufhenthalt hier in meiner Seele nachgeklungen! und was zehre ich noch immer von den Erinnerungen, und mit welcher Wehmuth vermisse ich Sie hier! Nächst den Alten hat noch keine Geschichte mich so tief erschüttert, und ganz und völlig durchdrungen.8 Ja, los werden kann ich noch immer nicht die mächtigen Gestalten, so daß sie mich in manchen Stunden stören können. Dies kann keine Verblendung, keine Täuschung sein. Was habe ich damals in den Wochen nicht gelernt! Und gerade die künstlerische Anordnung ist es, welche, ohne daß wir uns anfangs drüber Rechenschaft geben können, diesen tiefen und erhabenen Eindruck hervor bringt. In dieser Rücksicht scheinen Sie9 mir eben so ausserordentlich trefflich und orginel10 zu sein. Nie war ich mit dem Plan Guicciadinis’ zufrieden: ja auch der von uns sehr gepriesene Davila macht uns verwirrt, und die Gruppen laufen ihm oft

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    6 In Wien erschien bei dem Verleger und Drucker Leopold Grund von 1817 bis 1824 eine nicht authorisierte Werkausgabe Tiecks.

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    8 Tieck meint wohl die Geschichte der Staufer, über die Raumer ein großes Werk vorbereitete. Es erschien unter dem Titel „Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit“ ab 1823 bis 1825 in sechs Bänden und strukturiert in neun „Bücher“.

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    zusammen. Und dennoch hatten diese Autoren es im Vergleich zu Ihnen so leicht: denn Ihre Geschichte, wie Sie die Nothwendigkeit ihrer Vielseitigkeit gleich so richtig gefühlt haben, scheint beim Ersten Anblick fast unmöglich zu erzählen, besonders da Sie es so völlig verschmäht haben, unter moralische Rubriken, oder allgemeine Reflexionen die Sachen zu summiren. Gibbon hatte eine schwere Aufgabe, ist aber auch lange nicht so glücklich als Sie in der Lösung vorgeschritten.11 Ich hätte nun gern gleich Ihre Ersten Bücher wieder gelesen, um aus dem Rückblick nun zu sehn, ob sie mir eben so vortreflich und musterhaft erschienen wären, denn Sie wissen, ich hatte dazumal manches zu mäkeln, was mir jezt ganz unstatthaft vorkommt. Aber Friedrich I. II. Innocenz III. und Conradin, sammt Carl von Anjou haben mir (Heinrich V. abge[rechnet]) die frühern Gestalten etwas verdunkelt. Wie freue ich mich auf dies herrliche Werk! So sehr Sie dem Tragiker vorgearbeitet haben, so schrecken Sie doch auch wieder ab: der begeisterte Dichter belebt gar zu gern den todten, scheintodten Stoff, und dies waren diese Geschichten wirklich bis jezt: was bildete ich mir in der Jugend darauf ein, daß ich diese Zeiträume so ganz anders als unsre Geschichtsteller12 betrachtete: und wie bin ich nun durch Ihr Werk beschämt worden, daß ich denn doch nur ein Stümper war. – Cevennen und Tischler13 rücken vor, ich hoffe, beide bald zu schliessen.

    Mit Solgers Papieren bin ich beschäftigt. Gewiß in 8 Tagen die Erste bedeutende Ladung. Gehn Sie dann noch einmal durch, was Sie weglassen möchten. Ich habe lieber zu viel als zu wenig abschreiben lassen. Brockhaus soll ja sehr krank sein, daß das nur nicht Ihnen und uns einen Queerstrich macht. 14

    Ich lege auch (hoffentlich!) noch einen Brief an Krabbe bei. 15 Lesen Sie ihn doch, und suchen Sie dann [denn] wahrscheinlich jungen Menschen

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    11 Tieck bezieht sich hier wahrscheinlich auf Gibbons Hauptwerk, The History of the Decline and the Fall of the Roman Empire.

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    14 Tieck und Raumer arbeiteten an der Herausgabe der Nachgelassenen Schriften K. W. F. Solgers, der 1819 gestorben war. Die Ausgabe erschien (wie auch ab 1823 Raumers Hohenstaufen) 1826 im Verlag F. A. Brockhaus, der nach dem Tod Friedrich Arnold Brockhaus des Älteren durch dessen Söhne Friedrich Arnold und Heinrich Brockhaus geführt wurde.

    15 In dem ebenfalls auf den 6. Dezember 1822 datierten Brief kommt Tieck Grabbes Bitte einer Einschätzung der von ihm verfassten Tragödie „Herzog Theodor von Gothland“ nach. Grabbe stellte einen Abdruck des Briefs der Erstausgabe des „Herzog Theodor von Gothland“ voran. Vgl. Dramatische Dichtungen von Grabbe Bd. 1 (1827), S. IX-XV sowie Grabbe: Werke Bd. 1, hrsg. v. Roy C. Cowen (1975), S. 9-13.

    auf; versiegeln Sie aber, wie wir abgeredet haben, den Brief. Ich wünschte, Sie könnten mir von diesem sonderbaren Autor etwas Bestimmtes schreiben. Ich fürchte, er ist sehr hypochondrisch und verstimmt.

    Mit dem Suchen nach tragischen Sujets! Nicht retten kann man sich davor. Wie erfreulich, daß dasjenige, was mir die Schlegel nie glauben wollten, nun schon von Ihnen so herrlich aufgewiesen ist. Wäre ich nur jünger! Auf unsre armen Theater wollte ich nicht viel Rücksicht nehmen.

    Nicht mehr, uns allen fehlen Sie so: die Gräfinn, die Frau, die Kinder lassen herzlich grüssen: auch unsre besten Empfehlungen Ihrer liebenswürdigen Frau, von der es uns eine erfreuliche Erinnerung ist, daß wir sie hier recht haben kennen lernen. Auch Manni unsere Grüsse. Die Agnes hier erklärt immer gerade zu, Sie wären der liebenswürdigste aller Männer. Darauf können Sie sich doch auch etwas einbilden.

    Leben Sie wohl. Ich umarme Sie von Herzen. Ihr Freund, L. Tieck.

    NB Brockhaus soll gestorben sein. 16 Ich mache kein Couvert um die Einlage, den Brief nicht zu beschweren, thun Sie es doch; die Adresse ist: H. Ch. Grabbe, große Friedrichsstraße, n. 83. beim Riemermeister Kramer. – Vielleicht können Sie den Autor besuchen, oder ihn zu sich bescheiden. Ich hoffe, Sie sind mit meinem Briefe auch einverstanden.

    Comments

    16 Friedrich Arnold Brockhaus der Ältere starb erst am 20. August 1823.