
Staatsbibliothek zu Berlin / Handschriftenabteilung
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Staatsbibliothek zu Berlin
Sie sollen doch gewonnen haben, u die 3 Flaschen Champa=
gner erhalten, sobald Sie nur wieder hier sind, denn nach dem
Buchstaben haben Sie gewonnen, und Ihr Ausspruch ist nach diesem
wahr geworden. Meiner vielleicht nach dem Geist. Ich schicke
Ihnen nehmlich zugleich in Einem Paket Alles was von der
Correspondenz und aus den Tagebüchern mir zur Bekanntma=
chung geeignet schien1, und Sie werden auch darinn wieder Recht
haben, daß es nur für Einen Band, aber gewiß für einen
starken, über 30 Bogen Mscpt. liefert.
2 a Im Ersten Bande3 wird alsch also erscheinen: [1] [Band][, der ][...] 13)die Rechtslehre,
2)die philosophischen Briefe, 34)über die Mythologie, 45)die Recen=
sion über Schlegels Werck, so wie die Hälfte der Vorrede zum
Sofokles4, ingleichen ein kleinerer Aufsatz im Pantheon (die
b Recension über Werner wird wohl verlohren gegangen sein)5
Dazu müste wohl der Aufsatz über die Wahlverwandschaften6
kommen, von dem hier gesprochen wurde, u 5)einige metri=
sche Uebersetzungen, die ebenfalls im Pantheon stehn, denen
ich hier noch einige abgeschriebenen beilege für den Ersten
Band;7 Ich weiß nicht, ob Ihnen allen beiden die gereimten eben=
falls so schwach vorkommen werden, wie sie mir erschienen
sind, ist dies der Fall, so können diese wohl zurück gelegt
werden.
Sie beiden Freunde8 sollen also nun das Recht über Leben
1 Es handelt sich um die Auswahl der Texte für Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel.
2 Am Rande dieses Absatzes befinden sich neben den Randbemerkungen „Rohde“(?) und „Eichstädt“(?) noch jeweils zwei vertikale Markierungen des Brieftexts in Bleistift und roter Farbe, wahrscheinlich von Raumers Hand.
3 In einem späteren Arbeitsschritt wurden Band I und II getauscht: Band I enthält Briefe und Tagebuchauszüge, Band II wissenschaftliche Arbeiten.
4 Gekürzt wurde die metrische Hälfte des Textes.
5 Vgl. in Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. I, S. 159: „... habe ich mein Probestück gemacht an der Tragödie Attila von Werner. Meine Affection zu diesem lieben Mann ist Dir wohl bekannt, und ich habe gesucht ihm zu reichen, was ich für hinlänglich halte. Ich habe die Recension schon abgeschickt und bin begierig, was sie bei der Redaction für Eindruck machen wird. Indessen hoffe ich, die gehörige Mäßigung nicht überschritten zu haben.*) [*Fußnote: Die Redaction fand nicht für gut, diese Recension aufzunehmen.]“
6 Dieser Text wurde tatsächlich dem Band I (Briefe und Tagebuchauszüge) eingegliedert; vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. I, S. 175-185.
7 Diese Übersetzungen wurden nicht in Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel aufgenommen.
8 Gemeint sind die zwei Herausgeber der Nachgelassenen Schriften und Briefwechsel: Friedrich von Raumer und Ludwig Krause.
u Tod haben, d. h. worüber Sie beide einig sind, das es aus=
gestrichen und zurückgelegt werde, dabei soll es alsdann sein
Bewenden haben. Nun mache ich Sie auf Folgendes aufmerksam, um
Ihre Gemüther neben der Gerechtigkeit zu der eben so nöthigen Milde
zu lenken:
1) Es kommen Wiederholungen vor, die ich mit Bewußtsein
habe stehn lassen, und besonders scheinen Ssie mir über den Erwin
u die phil. Gespräche fast nothwendig, denn jedesmal sagt Solger,
wenn er auch einiges rekapitulirt, doch etwas Neues über diese
merkwürdigen Arbeiten, die, wie wir uns gestehn müssen, fast
gar nicht beachtet sind; vielleicht daß man eben aus diesen Briefen
heraus, in welchen er meist seine Absicht so verständlich darlegt,
die Bücher mehr gelesen und verstanden h werden. Hier thun
die Wiederholungen nur gut, um die Aufmerksamkeit, wo
möglich, das Verständniß hervor zu bringen. – Andre
Wiederholungen, in Briefen an den Bruder, können vielleicht
verkürzt, oder weggestrichen werden, doch dürften sich von diesen
weniger finden, und ich hätte auch nicht gern
2) Jenen häuslichen Ton über unbedeutende Gegenstände ganz ver=
tilgt, weil ich manches aufgenommen habe, welches die äussere
Geschichte fortrückt, so daß ich dadurch manchen Anmerkungen aus
dem Wege gegangen bin. Mir deucht es thut gut, auch den Men=
schen, den Gatten, den Vater, besonders in den Briefen an die
Frau zu vernehmen, man lernt Solger dadurch näher kennen,
als durch alle Schilderungen, auch kontrastiren diese Briefe so schön
mit so vielen, die rein philosophisch und tiefsinnig sind.
3) Die Briefe der Freunde scheinen mir eben deshalb gut dazwischen
zu stehn, auch sind die meisten, wenn auch nicht alle, nothwendig,
um die Solgerschen zu verstehn. Verkürzen Sie an Ihren eigenen
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nicht zuviel, vielleicht nur einige dubiöse Stellen. – Aber
– wo ist der Brief an Hagen über die Niebelungen9? – Es ist zu
verwundern, daß gar keine Briefe an Krause dabei sind.
Jezt ist nur mein Wunsch und meine Bitte: – daß Sie
beide sobald als möglich das Paket absolviren, – die Sache
mit Brockhaus ganz richtig machen, – und daß ich dann hier
die lezte Correktur besorge, weil Dresden an Leipz. so viel
näher liegt, als Berlin. Es wäre auch gut oben bei den Seiten
Jahr u Monat beizudrucken, wie ich es im Mscpt. gethan
habe. (Stempel: "Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz")
Von mir erhalten Sie nun noch zweierlei. (1) Einen
Epilog, eine Nachrede, von Solgers Krankheit und Tod,
Schilderung seines Charakters und seiner Person, aber nur kurz,
u 2) die Vorrede, die über seine Werke, und über die Absicht
dieser Herausgabe sprechen soll.10 Dazu müssen Sie u Krause
mir aber Einiges über seine Rechtslehre mittheilen, weil
ich über diese sonst nicht sprechen kann.
Ich hoffe, Sie sollen meinen Fleiß loben, denn ich habe
mir diese Tage kaum Zeit zum Essen genommen: Sie werden
auch schon eine Art von historischer Einleitung finden, und kleine
zwischengeschobene Nachrichten: selbst einzelne Blätter, die von
dem Abschreiber waren vergessen worden, habe ich nachgeholt. Ich
kann Ihnen nicht sagen, welche Lust, Aufklärung u Erholung,
mir diese Arbeit gegeben hat, aber auch welchen tiefen Schmertz,
besonders als sie gegen das Ende ging. Ich habe mich der Thränen
nicht enthalten können. Unendlich bin ich bewegt worden, und
habe mich endlich mit Gewalt von diesen Papieren losreissen müssen.
– – 1000 [Rth]; wenigstens 800 müssen wir wohl für die
beiden Bände z. Besten der Witwe u Kinder verlangen –
9 Brief von Solger an von der Hagen vom 11. September 1819; vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. 1, S. 741-749. Dazu auch der Brief von von der Hagen an Solger vom 9. September 1819 (ebd., S. 738-741) und der Folgebrief Solgers an von der Hagen vom 19. September 1819 (ebd., S. 749-760), gefolgt von dessen Antwort vom 19. September 1819 (ebd., S. 760-772).
10 Vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, S. V-XVI.
Wie danke ich Ihnen für die schnelle Hülfe! Sie sind
ein wahrer Freund. Ich wünsche nur, daß meine Verlegenheit Sie
nicht gegen mich verstimmt. 11 Kann Krause, dem ich vorläufig auch herzlich danke, mir noch irgend mit dem Erbetenen helfen, so bin ich denn in diesem Jahr über alle Sorge hinüber. – Ich werde Ihnen mit nächster Post meine Schuldverschreibung für Geheimrath von [Ludolff] senden. – Meine Meinung war eigentlich, durch Ihren Credit, oder durch Krausens, von irgend einem Banquier od Kaufmann diese Sum̄e aufzunehmen; ich hielt es dort in der grössern Stadt für leichter, als hier. So weiß ich nun nicht, wie ich Ihnen genug danken, wie ich das irgend bei Ihnen u Krause wieder gut machen kann. –
11 Offenbar hatte Raumer Tieck Geld geliehen - vgl. Tiecks Bitte darum im Brief vom 15. September 1823.
12 Die Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit war das große Lebenswerk Friedrich von Raumers; hier handelt es sich wohl um den ersten Band bzw. die ersten Bände. Erst 1825 lagen die insgesamt 6 Bände vor.
Sie sollen doch gewonnen haben, und die 3 Flaschen Champagner erhalten, sobald Sie nur wieder hier sind, denn nach dem Buchstaben haben Sie gewonnen, und Ihr Ausspruch ist nach diesem wahr geworden. Meiner vielleicht nach dem Geist. Ich schicke Ihnen nehmlich zugleich in Einem Paket Alles was von der Correspondenz und aus den Tagebüchern mir zur Bekanntmachung geeignet schien1, und Sie werden auch darinn wieder Recht haben, daß es nur für Einen Band, aber gewiß für einen starken, über 30 Bogen Manuscript liefert.
Im Ersten Bande2 wird also erscheinen: 1)die Rechtslehre,
2)die philosophischen Briefe, 3)über die Mythologie, 4)die Recension über Schlegels Werck, so wie die Hälfte der Vorrede zum Sofokles3, ingleichen ein kleinerer Aufsatz im Pantheon (die Recension über Werner wird wohl verlohren gegangen sein)4 Dazu müste wohl der Aufsatz über die Wahlverwandschaften5 kommen, von dem hier gesprochen wurde, und 5)einige metrische Uebersetzungen, die ebenfalls im Pantheon stehn, denen ich hier noch einige abgeschriebenen beilege für den Ersten Band;6 Ich weiß nicht, ob Ihnen beiden die gereimten ebenfalls so schwach vorkommen werden, wie sie mir erschienen sind, ist dies der Fall, so können diese wohl zurück gelegt werden.
Sie beiden Freunde7 sollen also nun das Recht über Leben
1 Es handelt sich um die Auswahl der Texte für Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel.
2 In einem späteren Arbeitsschritt wurden Band I und II getauscht: Band I enthält Briefe und Tagebuchauszüge, Band II wissenschaftliche Arbeiten.
3 Gekürzt wurde die metrische Hälfte des Textes.
4 Vgl. in Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. I, S. 159: „... habe ich mein Probestück gemacht an der Tragödie Attila von Werner. Meine Affection zu diesem lieben Mann ist Dir wohl bekannt, und ich habe gesucht ihm zu reichen, was ich für hinlänglich halte. Ich habe die Recension schon abgeschickt und bin begierig, was sie bei der Redaction für Eindruck machen wird. Indessen hoffe ich, die gehörige Mäßigung nicht überschritten zu haben.*) [*Fußnote: Die Redaction fand nicht für gut, diese Recension aufzunehmen.]“
5 Dieser Text wurde tatsächlich dem Band I (Briefe und Tagebuchauszüge) eingegliedert; vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. I, S. 175-185.
6 Diese Übersetzungen wurden nicht in Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel aufgenommen.
7 Gemeint sind die zwei Herausgeber der Nachgelassenen Schriften und Briefwechsel: Friedrich von Raumer und Ludwig Krause.
und Tod haben, das heißt worüber Sie beide einig sind, das es ausgestrichen und zurückgelegt werde, dabei soll es alsdann sein Bewenden haben. Nun mache ich Sie auf Folgendes aufmerksam, um Ihre Gemüther neben der Gerechtigkeit zu der eben so nöthigen Milde zu lenken:
1) Es kommen Wiederholungen vor, die ich mit Bewußtsein habe stehn lassen, und besonders scheinen sie mir über den Erwin und die philosophischen Gespräche fast nothwendig, denn jedesmal sagt Solger, wenn er auch einiges rekapitulirt, doch etwas Neues über diese merkwürdigen Arbeiten, die, wie wir uns gestehn müssen, fast gar nicht beachtet sind; vielleicht daß man eben aus diesen Briefen heraus, in welchen er meist seine Absicht so verständlich darlegt, die Bücher mehr gelesen und verstanden werden. Hier thun die Wiederholungen nur gut, um die Aufmerksamkeit, wo möglich, das Verständniß hervor zu bringen. – Andre Wiederholungen, in Briefen an den Bruder, können vielleicht verkürzt, oder weggestrichen werden, doch dürften sich von diesen weniger finden, und ich hätte auch nicht gern
2) Jenen häuslichen Ton über unbedeutende Gegenstände ganz vertilgt, weil ich manches aufgenommen habe, welches die äussere Geschichte fortrückt, so daß ich dadurch manchen Anmerkungen aus dem Wege gegangen bin. Mir deucht es thut gut, auch den Menschen, den Gatten, den Vater, besonders in den Briefen an die Frau zu vernehmen, man lernt Solger dadurch näher kennen, als durch alle Schilderungen, auch kontrastiren diese Briefe so schön mit so vielen, die rein philosophisch und tiefsinnig sind.
3) Die Briefe der Freunde scheinen mir eben deshalb gut dazwischen zu stehn, auch sind die meisten, wenn auch nicht alle, nothwendig, um die Solgerschen zu verstehn. Verkürzen Sie an Ihren eigenen
nicht zuviel, vielleicht nur einige dubiöse Stellen. – Aber – wo ist der Brief an Hagen über die Niebelungen8? – Es ist zu verwundern, daß gar keine Briefe an Krause dabei sind.
Jezt ist nur mein Wunsch und meine Bitte: – daß Sie beide sobald als möglich das Paket absolviren, – die Sache mit Brockhaus ganz richtig machen, – und daß ich dann hier die lezte Correktur besorge, weil Dresden an Leipzig so viel näher liegt, als Berlin. Es wäre auch gut oben bei den Seiten Jahr und Monat beizudrucken, wie ich es im Manuscript gethan habe.
Von mir erhalten Sie nun noch zweierlei. (1) Einen Epilog, eine Nachrede, von Solgers Krankheit und Tod, Schilderung seines Charakters und seiner Person, aber nur kurz, und 2) die Vorrede, die über seine Werke, und über die Absicht dieser Herausgabe sprechen soll.9 Dazu müssen Sie und Krause mir aber Einiges über seine Rechtslehre mittheilen, weil ich über diese sonst nicht sprechen kann.
Ich hoffe, Sie sollen meinen Fleiß loben, denn ich habe mir diese Tage kaum Zeit zum Essen genommen: Sie werden auch schon eine Art von historischer Einleitung finden, und kleine zwischengeschobene Nachrichten: selbst einzelne Blätter, die von dem Abschreiber waren vergessen worden, habe ich nachgeholt. Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Lust, Aufklärung und Erholung, mir diese Arbeit gegeben hat, aber auch welchen tiefen Schmertz, besonders als sie gegen das Ende ging. Ich habe mich der Thränen nicht enthalten können. Unendlich bin ich bewegt worden, und habe mich endlich mit Gewalt von diesen Papieren losreissen müssen. – – 1000 [Reichsthaler]; wenigstens 800 müssen wir wohl für die beiden Bände zum Besten der Witwe und Kinder verlangen –
8 Brief von Solger an von der Hagen vom 11. September 1819; vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, Bd. 1, S. 741-749. Dazu auch der Brief von von der Hagen an Solger vom 9. September 1819 (ebd., S. 738-741) und der Folgebrief Solgers an von der Hagen vom 19. September 1819 (ebd., S. 749-760), gefolgt von dessen Antwort vom 19. September 1819 (ebd., S. 760-772).
9 Vgl. Solgers Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, S. V-XVI.
Wie danke ich Ihnen für die schnelle Hülfe! Sie sind ein wahrer Freund. Ich wünsche nur, daß meine Verlegenheit Sie nicht gegen mich verstimmt. 10 Kann Krause, dem ich vorläufig auch herzlich danke, mir noch irgend mit dem Erbetenen helfen, so bin ich denn in diesem Jahr über alle Sorge hinüber. – Ich werde Ihnen mit nächster Post meine Schuldverschreibung für Geheimrath von [Ludolff] senden. – Meine Meinung war eigentlich, durch Ihren Credit, oder durch Krausens, von irgend einem Banquier oder Kaufmann diese Summe aufzunehmen; ich hielt es dort in der grössern Stadt für leichter, als hier. So weiß ich nun nicht, wie ich Ihnen genug danken, wie ich das irgend bei Ihnen und Krause wieder gut machen kann. –
Die Hohenstaufen11 habe ich jezt erhalten, zu meiner grossen Freude. Meine Grüsse Ihrer Frau und Kindern, Krause meinen herzlichen Dank. Nächstens schreibe ich Ihnen [wieder]: diese Arbeit hat mir alle Zeit bis jezt genommen. Ich [umarme] Sie mit der herzlichsten Freundschaft Ihr L. Tieck.10 Offenbar hatte Raumer Tieck Geld geliehen - vgl. Tiecks Bitte darum im Brief vom 15. September 1823.
11 Die Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit war das große Lebenswerk Friedrich von Raumers; hier handelt es sich wohl um den ersten Band bzw. die ersten Bände. Erst 1825 lagen die insgesamt 6 Bände vor.