Briefe und Texte
aus dem intellektuellen
Berlin um 1800

Brief von August Boeckh an Karl August Varnhagen von Ense (Berlin, 3. Dezember 1840)

 

 

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August Böckh. Berlin, den 3. December 1840.

Verehrtester Freund und Gönner,

Hr. v. Henning hat mir einige Exemplare Ihrer Anzeige meiner Reden1
zuzustellen die Güte gehabt. Die Abfassung dieser Reden habe ich jederzeit
für das undankbarste Geschäft gehalten2; jetzt erste ärnte ich den Dank,
aber den allerschönsten und weit größern, als meine kühnsten Hoff=
nungen ihn hätten erwarten lassen. Um so dankbarer bin ich wieder da=
für; und so wenig Ihnen daran gelegen seÿn kann, wenn ich dies gegen
Sie ausspreche, umso mehr drängt es mich, Ihnen meine herzliche
Erkenntlichkeit für Ihre gütige und edle Auffassung meiner Worte
auszusprechen, die mir der größte Lohn und zugleich der werthvollste Ersatz
für die unverständige oder übelwollende Auslegung ist, die ich von einigen
meiner akademischen Collegen3 erfahren habe, auf deren Beistimmung ich freilich
von vorn herein nicht hätte rechnen sollen. Erhalten Sie mir ferner Ihr
gütiges Wohlwollen.

Mit der innigsten Verehrung und Ergebenheit
Ihr
 gehorsamster Böckh.

Kommentare

1 Hier handelt es sich vermutlich um die 1840 gedruckten Reden Oratio in sollemnibus parentalibus und Rede zur Trauerfeier Seiner Hochseligen Majestät des Königs.

2 Am 21. Oktober 1850 schreibt Boeckh an Alexander von Humboldt: „Wenn ich mit der Lebensbahn, die mir vorgezeichnet worden, irgend Ursache habe, unzufrieden zu sein, so beklage ich, dass Gott im Zorn mich zum Redner bestimmt hat. Immer und immer wieder muss ich mich der Allerweltskritik aussetzen, während mein Grundsatz ist: λάδε βιώσας.“ (Hoffmann, S. 444). Übersetzung des griechischem Ausdrucks von Plutarch: „Lebe im Verborgenen“.

3 In seiner Abschrift identifiziert Varnhagen die „Collegen“ als Leopold von Ranke, Karl Lachmann, Martin Lichtenstein, Ignaz von Olfers.

Verehrtester Freund und Gönner,

Herr von Henning hat mir einige Exemplare Ihrer Anzeige meiner Reden1 zuzustellen die Güte gehabt. Die Abfassung dieser Reden habe ich jederzeit für das undankbarste Geschäft gehalten2; jetzt erste ärnte ich den Dank, aber den allerschönsten und weit größern, als meine kühnsten Hoffnungen ihn hätten erwarten lassen. Um so dankbarer bin ich wieder dafür; und so wenig Ihnen daran gelegen seyn kann, wenn ich dies gegen Sie ausspreche, umso mehr drängt es mich, Ihnen meine herzliche Erkenntlichkeit für Ihre gütige und edle Auffassung meiner Worte auszusprechen, die mir der größte Lohn und zugleich der werthvollste Ersatz für die unverständige oder übelwollende Auslegung ist, die ich von einigen meiner akademischen Collegen3 erfahren habe, auf deren Beistimmung ich freilich von vorn herein nicht hätte rechnen sollen. Erhalten Sie mir ferner Ihr gütiges Wohlwollen.

Mit der innigsten Verehrung und Ergebenheit Ihr gehorsamster Böckh.

Kommentare

1 Hier handelt es sich vermutlich um die 1840 gedruckten Reden Oratio in sollemnibus parentalibus und Rede zur Trauerfeier Seiner Hochseligen Majestät des Königs.

2 Am 21. Oktober 1850 schreibt Boeckh an Alexander von Humboldt: „Wenn ich mit der Lebensbahn, die mir vorgezeichnet worden, irgend Ursache habe, unzufrieden zu sein, so beklage ich, dass Gott im Zorn mich zum Redner bestimmt hat. Immer und immer wieder muss ich mich der Allerweltskritik aussetzen, während mein Grundsatz ist: λάδε βιώσας.“ (Hoffmann, S. 444). Übersetzung des griechischem Ausdrucks von Plutarch: „Lebe im Verborgenen“.

3 In seiner Abschrift identifiziert Varnhagen die „Collegen“ als Leopold von Ranke, Karl Lachmann, Martin Lichtenstein, Ignaz von Olfers.