
Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz
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Ich hätte Ihren Brief gern gleich beantwortet,
theurer Freund, ich erhielt ihn aber in den Ta=
gen der größten Angst und Sorge um meine
Mutter, die Krankheit1 war nämlich seit dem
Juli schon wieder so schlimm geworden, daß
eine zweite Operation nicht länger ver=
schoben werden durfte: diese ist denn am
Sonnabend den 27 vorgenommen worden,
und sehr gut, und besser als die erste gegan=
gen. Wie es nun weiter wird das müssen
wir Gott empfehlen, noch kann man es gar
nicht beurtheilen; aber die Mutter ist kräf=
tiger als man es nach so langer Krankheit
erwarten durfte, und heute, da sie zu=
erst außer Bett ist, benutze ich den ersten
freien Augenblick Ihren Brief zu beant=
worten. Was Ihr Herkommen betrifft so
wird es uns eine große Freude seyn,
wenn Sie es sich einige Zeit wollen bei uns
gefallen lassen. Sie kennen unsre häus=
1 Amalia Tieck litt seit einigen Monaten an Unterleibsbeschwerden und einer hinzugekommenen Schwellung der Beine; vgl. Brief vom 20. Juni 1834, S. 2 (Bl. 1 verso).
liche Einrichtung, wissen wie wenig Umstände
wir mit so guten Freunden, wie Sie sind ma=
chen, und können wohl denken daß Ihr Be=
such uns nur erfreulich seyn kann und
nicht im mindesten störend.2 Meine Mutter
hat gewiß schon in 8 Tagen ihre Kräfte
völlig wieder, und dann sehen wir fürs
erste einer guten Zeit entgegen. Wir
erwarten Sie also auf jeden Fall, den
15ten oder 16ten. Alles Uebrige verspare3
ich mir bis dahin, da ich heut nicht viel Zeit
habe.
2 Uechtritz bewohnte bei seinen Besuchen im Hause Tieck seit einiger Zeit stets eine kleine Kammer im Obergeschoss.
3 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 187) steht „erspare“.
4 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 187) folgt eine unmarkierte Auslassung bis zum Ende des Briefes.
Sr. Hochwohlgeb.
Dem Oberlandgerichts-Rath
Freiherrn Friedrich von Uichtritz
abzugeben bei dem
Herrn Justizverweser
Schmidt
in
Görlitz
Ich hätte Ihren Brief gern gleich beantwortet, theurer Freund, ich erhielt ihn aber in den Tagen der größten Angst und Sorge um meine Mutter, die Krankheit1 war nämlich seit dem Juli schon wieder so schlimm geworden, daß eine zweite Operation nicht länger verschoben werden durfte: diese ist denn am Sonnabend den 27 vorgenommen worden, und sehr gut, und besser als die erste gegangen. Wie es nun weiter wird das müssen wir Gott empfehlen, noch kann man es gar nicht beurtheilen; aber die Mutter ist kräftiger als man es nach so langer Krankheit erwarten durfte, und heute, da sie zuerst außer Bett ist, benutze ich den ersten freien Augenblick Ihren Brief zu beantworten. Was Ihr Herkommen betrifft so wird es uns eine große Freude seyn, wenn Sie es sich einige Zeit wollen bei uns gefallen lassen. Sie kennen unsre häus=
1 Amalia Tieck litt seit einigen Monaten an Unterleibsbeschwerden und einer hinzugekommenen Schwellung der Beine; vgl. Brief vom 20. Juni 1834, S. 2 (Bl. 1 verso).
liche Einrichtung, wissen wie wenig Umstände wir mit so guten Freunden, wie Sie sind machen, und können wohl denken daß Ihr Besuch uns nur erfreulich seyn kann und nicht im mindesten störend.2 Meine Mutter hat gewiß schon in 8 Tagen ihre Kräfte völlig wieder, und dann sehen wir fürs erste einer guten Zeit entgegen. Wir erwarten Sie also auf jeden Fall, den 15ten oder 16ten. Alles Uebrige verspare3 ich mir bis dahin, da ich heut nicht viel Zeit habe.
4Meine Eltern und Agnes grüßen herzlich und ich bin in der Hoffnung Sie bald zu sehen, Ihre Freundinn Dorothea Tieck2 Uechtritz bewohnte bei seinen Besuchen im Hause Tieck seit einiger Zeit stets eine kleine Kammer im Obergeschoss.
3 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 187) steht „erspare“.
4 Bei Sybel: Erinnerungen (S. 187) folgt eine unmarkierte Auslassung bis zum Ende des Briefes.
Seiner Hochwohlgeboren
Dem Oberlandgerichts-Rath
Freiherrn Friedrich von Uichtritz
abzugeben bei dem
Herrn Justizverweser
Schmidt
in
Görlitz