Briefe und Texte
aus dem intellektuellen
Berlin um 1800

Brief von Ludwig Tieck an Friedrich von Raumer (Dresden, 11. Januar 1826)

 

 

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      Tieck an Raumer 11 Jan. 26 Theuerster Freund,

      Wie sehr ich über die vielen Beweise Ihrer Freundschaft gerührt bin,
      kann ich Ihnen nicht ausdrücken. Eine Zeitlang kam täglich ein Brief von
      Ihnen, und wie werth mir jedes Ihrer Blätter ist, kann ich Ihnen nicht ausdrücken, denn alle
      prägen so ganz Ihren Charakter aus, jedes Wort ist so geistreich, alles lädt zum Nachdenken
      ein, dauch die Schärfe und Munterkeit des Ausdrucks, oft habe ich dasselbe, nur nicht so frisch,
      gegenwärtig gedacht, oft werde ich bestärkt in meiner Meinung, und oft lerne ich ganz
      etwas Neues, an dem ich lange zu käuen habe. Könnte ich es Ihnen nur erwiedern. Ich bin
      aber gerade jezt von Geschäften und Arbeiten aller Art so überrannt, daß ich die Nachsicht
      meiner Freunde mehr als je in Anspruch nehmen muß, und es freut mich daher, daß Sie u Ihre liebens=
      würdige Frau
      den langen Brief an Hering gewissermassen auch für einen an Sie gerichteten
      gehalten haben: u so stelle ich den für die Stich auch in Rechnung, um nur Ihnen gegenüber
      nicht ganz insolvent zu erscheinen. Apropos: – soll ich aus Ihren Briefen etwas drucken
      lassen – ist es denn nicht gut, – meine Anmerkungen vorangehn zu lassen –
      in diesem Fall, wenn Sie es meinen, schicken Sie mir diese, oder eine Copie, zurück. –
      u ich will denn sogleich Anstalten treffen. In diesem Fall schnell! –

      Ich bin so zerstreut, daß ich heut abbrechen muß. Geben Sie doch die Ein=
      lage mit meiner Entschuldigung an Loebell; auch ihm hatte ich einen langen
      Brief zugedacht, der nun noch ruhen muß.

      Der Darius u Alexander wird nun vor dem 7ten oder 8ten Februar
      nicht sein kön̄en, sagen Sie es doch Uechtritz, damit er nicht zu früh Anstalten
      zur Reise trifft.

      Sie haben doch die Musikalien von Max1, und zur rechten Zeit
      erhalten?

      Mit Grüssen für die Familie u meinen Freund, mit Liebe, u
      Bitten um Nachsicht

      Ihr
      Sie ehrender liebender –
      L. Tieck.

      Kommentare

      1 Vermutlich ist der Verleger und Buchhändler Joseph Max gemeint.

      238v
      238
      2
      (Stempel: "DRESDEN [...]2. [...] 26")

      An des
      Herrn Regierungsrathes u Professors
      von Raumer Hochwohlgeb.
      in
      Berlin

      Kommentare

      2 Auf dem Blatt finden sich diverse numerische Postvermerke.

      Theuerster Freund,

      Wie sehr ich über die vielen Beweise Ihrer Freundschaft gerührt bin, kann ich Ihnen nicht ausdrücken. Eine Zeitlang kam täglich ein Brief von Ihnen, und wie werth mir jedes Ihrer Blätter ist, kann ich Ihnen nicht ausdrücken, denn alle prägen so ganz Ihren Charakter aus, jedes Wort ist so geistreich, alles lädt zum Nachdenken ein, auch die Schärfe und Munterkeit des Ausdrucks, oft habe ich dasselbe, nur nicht so frisch, gegenwärtig gedacht, oft werde ich bestärkt in meiner Meinung, und oft lerne ich ganz etwas Neues, an dem ich lange zu käuen habe. Könnte ich es Ihnen nur erwiedern. Ich bin aber gerade jezt von Geschäften und Arbeiten aller Art so überrannt, daß ich die Nachsicht meiner Freunde mehr als je in Anspruch nehmen muß, und es freut mich daher, daß Sie und Ihre liebenswürdige Frau den langen Brief an Hering gewissermassen auch für einen an Sie gerichteten gehalten haben: und so stelle ich den für die Stich auch in Rechnung, um nur Ihnen gegenüber nicht ganz insolvent zu erscheinen. Apropos: – soll ich aus Ihren Briefen etwas drucken lassen – ist es denn nicht gut, – meine Anmerkungen vorangehn zu lassen – in diesem Fall, wenn Sie es meinen, schicken Sie mir diese, oder eine Copie, zurück. – und ich will denn sogleich Anstalten treffen. In diesem Fall schnell! –

      Ich bin so zerstreut, daß ich heut abbrechen muß. Geben Sie doch die Einlage mit meiner Entschuldigung an Loebell; auch ihm hatte ich einen langen Brief zugedacht, der nun noch ruhen muß.

      Der Darius und Alexander wird nun vor dem 7ten oder 8ten Februar nicht sein können, sagen Sie es doch Uechtritz, damit er nicht zu früh Anstalten zur Reise trifft.

      Sie haben doch die Musikalien von Max1, und zur rechten Zeit erhalten?

      Mit Grüssen für die Familie und meinen Freund, mit Liebe, und Bitten um Nachsicht

      Ihr Sie ehrender liebender – L. Tieck.

      Kommentare

      1 Vermutlich ist der Verleger und Buchhändler Joseph Max gemeint.

      An des
      Herrn Regierungsrathes u Professors
      von Raumer Hochwohlgeb.
      in
      Berlin