
Staatsbibliothek zu Berlin / Handschriftenabteilung
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Ich hoffe, daß Sie glücklich in Ihrer Heimath angelangt sind,
und daß Sie alles in Ihrer Familie wohl gefunden haben. Ich bin melan=
kolisch, seit Sie uns verlassen, weil wir uns noch so viel zu sagen hatten,
und uns nun vielleicht auf lange nicht wiedersehn. [Vorerst] hoffe ich aber, daß
wenn aus Ihrer schönen und lehrreichen Reise nach Paris nichts werden sollte,
daß Sie dann wenigstens im Herbste, und zwar auf länger, bei uns sind.
Wir sind alle hier leidlich wohl, und meine Gesundheit hat sich mit jedem
Tage mehr gestärkt. Auch habe ich in so weit können fleissig sein, daß
ich die Novella geendigt habe, die ich lieber gleich vollständig habe absenden
wollen, als stückweise. Sie ist, glaube ich, gerade so lang, als die vo=
rige, beim Vorlesen hat sie wenigstens 3 ¼ Stunden gewährt, so wie die
1 Zopfnovelle; also macht sie 9 Bogen, am allerwenigsten aber 8. –
In meiner Familie wird diese dem Zopfe weit vorgezogen, eine Mei=
2nung, die ich nicht theilen kann. Sie werden mir, wenn Sie sie nicht sogleich
überliefern müssen, Ihre Meinung darüber schreiben. Aber ich kenne schon
Ihre bestochne Freundschaft. (Stempel: "Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz")
Ist es Ihnen nun möglich, so wie es das Erstemahl geschah, mir sogleich das Honorar, also wenigstes 80 Fdr. auszahlen zu lassen, so danke ich Ihnen sehr, u bitte 10 Frd. denn sogleich für die Krause zurück zu behalten,3 die and 10 wird sie denn noch im May erhalten, von der 2ten Novelle bei Brockhaus. – Ich bitte aber, sobald sie gedruckt sind, mir die Aushängebogen, u später [mir] mein Mscpt, wie bisher: u daß Sie gütigst die Correktur besorgen.
Ich bin in Eil, schliesse, u die Post nicht zu versäumen. – Gruß d Ihrigen, Loebell, u allen.
Ihr
[ganz ergebener]
Nächstens mehr u recht viel!
1 Markierung von unbekannter Hand in Bleistift am linken Rand (zwei Striche), wahrscheinlich, um auf die Unterstreichungen im Brieftext hinzuweisen.
2 Markierung von unbekannter Hand in Bleistift am linken Rand (zwei Striche), wahrscheinlich, um auf die Unterstreichungen im Brieftext hinzuweisen.
3 Vermutlich handelt es sich dabei um das Honorar für die Herausgabe von Solgers Nachgelassenen Schriften und Briefwechseln, an der Ludwig Krause als einer der besten Freunde Solgers bis zu seinem Tod 1825 mitbeteiligt war.
Ich hoffe, daß Sie glücklich in Ihrer Heimath angelangt sind, und daß Sie alles in Ihrer Familie wohl gefunden haben. Ich bin melankolisch, seit Sie uns verlassen, weil wir uns noch so viel zu sagen hatten, und uns nun vielleicht auf lange nicht wiedersehn. [Vorerst] hoffe ich aber, daß wenn aus Ihrer schönen und lehrreichen Reise nach Paris nichts werden sollte, daß Sie dann wenigstens im Herbste, und zwar auf länger, bei uns sind. Wir sind alle hier leidlich wohl, und meine Gesundheit hat sich mit jedem Tage mehr gestärkt. Auch habe ich in so weit können fleissig sein, daß ich die Novella geendigt habe, die ich lieber gleich vollständig habe absenden wollen, als stückweise. Sie ist, glaube ich, gerade so lang, als die vorige, beim Vorlesen hat sie wenigstens 3 ¼ Stunden gewährt, so wie die Zopfnovelle; also macht sie 9 Bogen, am allerwenigsten aber 8. – In meiner Familie wird diese dem Zopfe weit vorgezogen, eine Meinung, die ich nicht theilen kann. Sie werden mir, wenn Sie sie nicht sogleich überliefern müssen, Ihre Meinung darüber schreiben. Aber ich kenne schon Ihre bestochne Freundschaft.
Ist es Ihnen nun möglich, so wie es das Erstemahl geschah, mir sogleich das Honorar, also wenigstens 80 Fdr. auszahlen zu lassen, so danke ich Ihnen sehr, und bitte 10 Frd. denn sogleich für die Krause zurück zu behalten,1 die anderen 10 wird sie denn noch im May erhalten, von der 2ten Novelle bei Brockhaus. – Ich bitte aber, sobald sie gedruckt sind, mir die Aushängebogen, und später [mir] mein Manuscript, wie bisher: und daß Sie gütigst die Correktur besorgen.
Ich bin in Eil, schliesse, um die Post nicht zu versäumen. – Gruß den Ihrigen, Loebell, und allen.
Ihr
[ganz ergebener]
Nächstens mehr und recht viel!
1 Vermutlich handelt es sich dabei um das Honorar für die Herausgabe von Solgers Nachgelassenen Schriften und Briefwechseln, an der Ludwig Krause als einer der besten Freunde Solgers bis zu seinem Tod 1825 mitbeteiligt war.