
Staatsbibliothek zu Berlin / Handschriftenabteilung
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Ich hoffe sehr, daß wir uns bald sehn, um recht viel sprechen
zu können, indessen will ich Ihnen noch einmal auf Ihren lieben
Brief antworten. Glauben Sie mir nur, Theurer, daß ich viel
lieber hier bleibe, als in meinem Alter eine ganz neue Situation
in einem so fernen und rauhen Lande suche, eine Beschäftigung treibe,
die mir so ungewohnt ist, und welche Gesundheit und Ordnung er=
fordert, welche alle beide ich nicht eigentlich versprechen kann.
Geschieht also hier nur das Billige, so bleibe ich hier1: u geschieht
es nicht — so bin ich fast entschlossen ( — doch dies bleibt na=
türlich unter uns) das ganze Theaterwesen wegzuwerfen, u
hier wieder, wie vorher zu leben, da diese Geschichte, aus der
nie viel wird, mir die Zeit zu meinen Arbeiten raubt.
Glauben Sie übrigens nicht, daß München ein wohlfeiler Ort
ist; ich habe zu lange dort gelebt, um nicht vom Gegentheil
überzeugt zu sein.2 Holtz namentlich ist theuer! Die Wohnungen
nicht wohlfeil, u sehr häufig schlecht. Wenigstens gegen Dresden
ist der Ort theuer, und das bessere Leben schwer, fast unmöglich
weil alles von weit, Obst, Gemüse, u dgl. hingebracht
werden muß. Vor allem ängstigt mich der Zustand meiner
Gesundheit, da ich aus Erfahrung leider weiß, wie verderblich
mir das dortige rauhe Clima ist.
1 Tieck hatte die Aussicht auf eine Professur in München, wollte jedoch - unter verbesserten Bedingungen - lieber seine Stelle am Dresdener Theater behalten. Vgl. den Brief vom 31. Juli 1826.
2 Tieck lebte einige Zeit notgedrungen in München, da er durch Krankheit an der Weiterreise gehindert wurde: das erste Mal 1804 bis 1805, das zweite Mal 1808 bis 1810. (Vgl. Zeydel und Matenko 1930, S. 25f.)
Wie weit ist die Novelle? bringen Sie sie vielleicht mit?
Man ist am zärtlichsten gegen die Produkte, die auf eine
Zeitlang gleichsam verstossen waren. — Loebell wird in
diesen Tagen ankommen. Können Sie mir nicht bestimmt
melden, an welchem Tage Ihre Ankunft ist? Auf keinen
Fall werden Sie doch zu kurtze Zeit bleiben: diesmal, hoffe
ich, sollen wir einmal über dsen Punkt nicht streiten, indem Sie
viel weniger eilen, als sonst. — Jezt erst fange ich an, mich
von der unglaublichen Ermattung des Bades zu erholen: nun
muß aber auch mein Fleiß anfangen, der eine zu starke Pause
gemacht hat. – [Einbecks] haben wir nur wenig gesehn, da Sie
noch nach Prag gereist sind. — Wenn Sie doch mit Loebel noch zu =
sammen hier wären! In Ansehung der Ceven̄en sollen Sie sich hof=
fentlich irren. Ich höre noch nicht, dß man von dsem Buche spricht.
Und es sollte doch wohl etwas Aufsehn machen. (Stempel: "Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz")
Grüssen Sie herzlich die Ihrigen, kom̄en Sie gesund , bald , heiter an. — d[...] [...][ilder] habe ich vorgelesen: Egmont , Wie es euch gefällt , — und noch einiges; ich weiß nicht mehr was. Alexander . Ihr treuer Freund,
den 14ten August.
1826.
Loebel ist eben angekom̄en.
Ich hoffe sehr, daß wir uns bald sehn, um recht viel sprechen zu können, indessen will ich Ihnen noch einmal auf Ihren lieben Brief antworten. Glauben Sie mir nur, Theurer, daß ich viel lieber hier bleibe, als in meinem Alter eine ganz neue Situation in einem so fernen und rauhen Lande suche, eine Beschäftigung treibe, die mir so ungewohnt ist, und welche Gesundheit und Ordnung erfordert, welche alle beide ich nicht eigentlich versprechen kann. Geschieht also hier nur das Billige, so bleibe ich hier1: und geschieht es nicht — so bin ich fast entschlossen ( — doch dies bleibt natürlich unter uns) das ganze Theaterwesen wegzuwerfen, und hier wieder, wie vorher zu leben, da diese Geschichte, aus der nie viel wird, mir die Zeit zu meinen Arbeiten raubt. Glauben Sie übrigens nicht, daß München ein wohlfeiler Ort ist; ich habe zu lange dort gelebt, um nicht vom Gegentheil überzeugt zu sein.2 Holtz namentlich ist theuer! Die Wohnungen nicht wohlfeil, und sehr häufig schlecht. Wenigstens gegen Dresden ist der Ort theuer, und das bessere Leben schwer, fast unmöglich weil alles von weit, Obst, Gemüse, und dergleichen hingebracht werden muß. Vor allem ängstigt mich der Zustand meiner Gesundheit, da ich aus Erfahrung leider weiß, wie verderblich mir das dortige rauhe Clima ist.
1 Tieck hatte die Aussicht auf eine Professur in München, wollte jedoch - unter verbesserten Bedingungen - lieber seine Stelle am Dresdener Theater behalten. Vgl. den Brief vom 31. Juli 1826.
2 Tieck lebte einige Zeit notgedrungen in München, da er durch Krankheit an der Weiterreise gehindert wurde: das erste Mal 1804 bis 1805, das zweite Mal 1808 bis 1810. (Vgl. Zeydel und Matenko 1930, S. 25f.)
Wie weit ist die Novelle? bringen Sie sie vielleicht mit? Man ist am zärtlichsten gegen die Produkte, die auf eine Zeitlang gleichsam verstossen waren. — Loebell wird in diesen Tagen ankommen. Können Sie mir nicht bestimmt melden, an welchem Tage Ihre Ankunft ist? Auf keinen Fall werden Sie doch zu kurtze Zeit bleiben: diesmal, hoffe ich, sollen wir einmal über diesen Punkt nicht streiten, indem Sie viel weniger eilen, als sonst. — Jezt erst fange ich an, mich von der unglaublichen Ermattung des Bades zu erholen: nun muß aber auch mein Fleiß anfangen, der eine zu starke Pause gemacht hat. – [Einbecks] haben wir nur wenig gesehn, da Sie noch nach Prag gereist sind. — Wenn Sie doch mit Loebel noch zu sammen hier wären! In Ansehung der Cevennen sollen Sie sich hoffentlich irren. Ich höre noch nicht, daß man von diesem Buche spricht. Und es sollte doch wohl etwas Aufsehn machen.
Grüssen Sie herzlich die Ihrigen, kommen Sie gesund , bald , heiter an. — d[...] [...][ilder] habe ich vorgelesen: Egmont , Wie es euch gefällt , — und noch einiges; ich weiß nicht mehr was. Alexander . Ihr treuer Freund,
den 14ten August.
1826.
Loebel ist eben angekommen.
Des Herrn
Regierungs=Rathes und Professors
von Raumer Hochwohlgebohren
in
Berlin