Briefe und Texte
aus dem intellektuellen
Berlin um 1800

Brief von Dorothea Tieck an Friedrich von Uechtritz (Dresden, 25. September 1837)

 

 

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    Endlich, mein theuerster Freund, habe
    ich die Exemplare des Persiles erhalten,
    und schicke Ihnen hier eins davon, Sie
    müssen aber auch Ihr Versprechen halten
    und es lesen. Ich hätte Ihnen schon zu Ihrem
    Geburtstag1 geschrieben, ich dachte aber
    immer es könne ein Brief von Ihnen
    sich mit dem meinigen kreuzen. Von
    Ihrer lieben Frau wissen wir,2 daß Sie
    glücklich angekommen3 und die erste
    Zeit beide wohl gewesen sind.

    Ich hoffte Loebell der übermorgen
    wieder abreist sollte das Buch mitneh=
    men,4 er hat aber keinen Platz, nun
    muß ich es mit einer Gelegenheit
    schicken wo ich es nicht versiegeln darf,
    und kann also nicht viel schreiben. Von
    uns läßt sich auch wenig erzählen,
    Vater ist munter und Loebells Besuch
    hat ihn auch aufgeheitert. Bei mir
    ist alles beim Alten. Ich kann mich
    so gar nicht im Leben zurecht finden,
    daß ich oft denke, es dauert vielleicht
    nicht mehr lange, denn ohne krank
    zu seyn fühle ich mich oft eben so
    kraft als machtlos. Ich nehme an Al=

    Kommentare

    1 Uechtritz war am 12. September 1837 37 Jahre alt geworden.

    2 Marie von Uechtritz und Agnes Tieck unterhielten einen freundschaftlichen Briefverkehr; vgl. Brief vom 1. November 1836, S. 1 (Bl. 1 recto).

    3 Anlässlich seiner Hochzeit am 18. Mai 1837 hatte Uechtritz auch in Dresden einen Besuch abgestattet.

    4 Loebell war seit 1829 Professor für Geschichte in Bonn.

    lem Theil, doch ohne die geringste in=
    nere Theilnahme. Ich bin wirklich schwach
    und elend, und wenn die Menschen in
    mein Inneres sehen könnten, würden
    sie mich sehr verachten. Es rührt mich
    dann immer recht, wie unendlich viel Ge=
    duld Gott mit Menschen meiner Art
    hat, die Er so ganz trägt, die nichts
    aus sich selbst wollen und thun.

    Wenn Sie Zeit haben lassen Sie ein=
    mal wieder etwas von sich hören,
    dann schreibe ich auch ausführlicher.
    Heute kann ich nicht, denn ich bin
    recht unwohl., so daß mir die Hand
    zittert, auch muß das Paket gleich
    fort. Grüßen Sie Marie herzlich und
    vergessen Sie nicht ganz Ihre alte
    Freundinn
    Dorothea

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    5 Vacat.

    6

    (Rotes Siegel)

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    6 Vacat.

    Endlich, mein theuerster Freund, habe ich die Exemplare des Persiles erhalten, und schicke Ihnen hier eins davon, Sie müssen aber auch Ihr Versprechen halten und es lesen. Ich hätte Ihnen schon zu Ihrem Geburtstag1 geschrieben, ich dachte aber immer es könne ein Brief von Ihnen sich mit dem meinigen kreuzen. Von Ihrer lieben Frau wissen wir,2 daß Sie glücklich angekommen3 und die erste Zeit beide wohl gewesen sind.

    Ich hoffte Loebell der übermorgen wieder abreist sollte das Buch mitnehmen,4 er hat aber keinen Platz, nun muß ich es mit einer Gelegenheit schicken wo ich es nicht versiegeln darf, und kann also nicht viel schreiben. Von uns läßt sich auch wenig erzählen, Vater ist munter und Loebells Besuch hat ihn auch aufgeheitert. Bei mir ist alles beim Alten. Ich kann mich so gar nicht im Leben zurecht finden, daß ich oft denke, es dauert vielleicht nicht mehr lange, denn ohne krank zu seyn fühle ich mich oft eben so kraft als machtlos. Ich nehme an Al=

    Kommentare

    1 Uechtritz war am 12. September 1837 37 Jahre alt geworden.

    2 Marie von Uechtritz und Agnes Tieck unterhielten einen freundschaftlichen Briefverkehr; vgl. Brief vom 1. November 1836, S. 1 (Bl. 1 recto).

    3 Anlässlich seiner Hochzeit am 18. Mai 1837 hatte Uechtritz auch in Dresden einen Besuch abgestattet.

    4 Loebell war seit 1829 Professor für Geschichte in Bonn.

    lem Theil, doch ohne die geringste innere Theilnahme. Ich bin wirklich schwach und elend, und wenn die Menschen in mein Inneres sehen könnten, würden sie mich sehr verachten. Es rührt mich dann immer recht, wie unendlich viel Geduld Gott mit Menschen meiner Art hat, die Er so ganz trägt, die nichts aus sich selbst wollen und thun.

    Wenn Sie Zeit haben lassen Sie einmal wieder etwas von sich hören, dann schreibe ich auch ausführlicher. Heute kann ich nicht, denn ich bin recht unwohl, so daß mir die Hand zittert, auch muß das Paket gleich fort. Grüßen Sie Marie herzlich und vergessen Sie nicht ganz Ihre alte Freundinn Dorothea

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    5 Vacat.

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    6 Vacat.