
Staatsbibliothek Berlin / Manuscripts section
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Daß Sie doch noch zu uns kommen wollen, ist die erfreulichste Nachricht, die ich seit lange vernom̄en habe; richten Sie es aber so ein: 1.) so lange als möglich; 2.) daß Sie bei mir oben wohnen; man sieht sich doch mehr. Versprechen Sie mir beides. Ich verspreche Ihnen dagegen, daß bis dahin die [Rec.] oder Anzeige, oder Gutachten, fertig sein soll: so knabenhaft, wie die von Marmier1, könnte ich in einer Viertelstunde schreiben; sie ist über die Gebühr na=seweis und elend. Barante, mit seiner Stümperei, Ihnen gegen über als der Bessere. – Ich habe Ihnen noch nicht einmal für die Mem. von Ludlow2 gedankt, die Sie mir zum Angedenken schenken. – Der Brief Ihres Bruders, der jezt eben mit dem Ihrigen angekom̄en ist, hat mir sehr wohl gefallen. – Wir haben hier nun Cromwells Ende v. Raupach mit dem größten u stets zunehmden Beifall dreimal, kurz nach einander, gegeben. Lange hat hier nichts so, wie dies Stück u Fried. II. u sein Sohn, gewirkt. Die Rettig (Glay) ist in beiden Dramen unvergleichlich, u mit enthusiastischem Beifall belohnt worden. Auch Porth ist im Friedr u eben so im Cromwell, als ein schönes Talent, anerkannt; auch im lezten St. heraus gerufen worden. Gegen beide Stücke war eine Cabale, die durch das gute Spiel nieder geschlagen ist. Bei den Proben dieser Schauspiele, u vorher durch Vorlesen, habe ich mich sehr bemüht, daß die Dramen gehörig und im rechten Sinne dargestellt würden: man hält mich für par=theiisch, oder gar leidenschaftlich; dse Anstrengungen und der Aufwand meiner Zeit beweisen wohl das Gegentheil.
1 Welche Ankündigung oder Rezension Xavier Marmiers Tieck meint, ist bislang ungeklärt. Erwähnenswert ist aber, dass Marmier Raumer seine 1833 erschienenen fliegenden Blätter (Feuilles volantes) gewidmet hat. Innerhalb dieser Gedichtsammlung sind das erste Gedicht („Le soir sur la terrasse“) sowie ein weiteres („Adieu“) Ludwig Tieck gewidmet.
2 Gemeint sein könnten zwei Editionen der Ludlow-Memoiren, wie sie im Auktionskatalog zum Verkauf von Tiecks Bibliothek (1849) als Position 5745 und 5746 aufgeführt sind: Memoirs, London 1751 und Ses mémoires, Amsterdam 1699.
Es wäre für das hiesige Theater, u die Gley u Porth möglich u gut (da Alles hier im̄er nur auf gemeine Art verlüstet wird) wen̄ im Frei-müthigen, oder der Staatszeitg, eine kleine Anzeige hierüber eingerückt werden könnte. Vielleicht thut mir Ihr Manni den Gefallen.
Leben Sie wohl, herzlichster, redlichster Freund. Bleiben Sie, wirken Sie nur noch recht lange. Behalten Sie mich lieb, kom̄en Sie bald, u auf lange. Auch Ihre neue Arbeit bringen Sie mit. – Was sagen Sie zu Macbeth: u den Anmerkungen?
3 Neben dem Poststempel mit dem Datum vom 28. Februar 1834 trägt das Umschlagblatt weitere Postvermerke.
Daß Sie doch noch zu uns kommen wollen, ist die erfreulichste Nachricht, die ich seit lange vernommen habe; richten Sie es aber so ein: 1.) so lange als möglich; 2.) daß Sie bei mir oben wohnen; man sieht sich doch mehr. Versprechen Sie mir beides. Ich verspreche Ihnen dagegen, daß bis dahin die [Recension] oder Anzeige, oder Gutachten, fertig sein soll: so knabenhaft, wie die von Marmier1, könnte ich in einer Viertelstunde schreiben; sie ist über die Gebühr naseweis und elend. Barante, mit seiner Stümperei, Ihnen gegen über als der Bessere. – Ich habe Ihnen noch nicht einmal für die Memoiren von Ludlow2 gedankt, die Sie mir zum Angedenken schenken. – Der Brief Ihres Bruders, der jezt eben mit dem Ihrigen angekommen ist, hat mir sehr wohl gefallen. – Wir haben hier nun Cromwells Ende von Raupach mit dem größten und stets zunehmden Beifall dreimal, kurz nach einander, gegeben. Lange hat hier nichts so, wie dies Stück und Friedrich II. und sein Sohn, gewirkt. Die Rettig (Glay) ist in beiden Dramen unvergleichlich, und mit enthusiastischem Beifall belohnt worden. Auch Porth ist im Friedrich und eben so im Cromwell, als ein schönes Talent, anerkannt; auch im lezten Stück heraus gerufen worden. Gegen beide Stücke war eine Cabale, die durch das gute Spiel nieder geschlagen ist. Bei den Proben dieser Schauspiele, und vorher durch Vorlesen, habe ich mich sehr bemüht, daß die Dramen gehörig und im rechten Sinne dargestellt würden: man hält mich für partheiisch, oder gar leidenschaftlich; diese Anstrengungen und der Aufwand meiner Zeit beweisen wohl das Gegentheil.
1 Welche Ankündigung oder Rezension Xavier Marmiers Tieck meint, ist bislang ungeklärt. Erwähnenswert ist aber, dass Marmier Raumer seine 1833 erschienenen fliegenden Blätter (Feuilles volantes) gewidmet hat. Innerhalb dieser Gedichtsammlung sind das erste Gedicht („Le soir sur la terrasse“) sowie ein weiteres („Adieu“) Ludwig Tieck gewidmet.
2 Gemeint sein könnten zwei Editionen der Ludlow-Memoiren, wie sie im Auktionskatalog zum Verkauf von Tiecks Bibliothek (1849) als Position 5745 und 5746 aufgeführt sind: Memoirs, London 1751 und Ses mémoires, Amsterdam 1699.
Es wäre für das hiesige Theater, und die Gley und Porth möglich und gut (da Alles hier immer nur auf gemeine Art verlüstet wird) wenn im Freimüthigen, oder der Staatszeitung, eine kleine Anzeige hierüber eingerückt werden könnte. Vielleicht thut mir Ihr Manni den Gefallen.
Leben Sie wohl, herzlichster, redlichster Freund. Bleiben Sie, wirken Sie nur noch recht lange. Behalten Sie mich lieb, kommen Sie bald, und auf lange. Auch Ihre neue Arbeit bringen Sie mit. – Was sagen Sie zu Macbeth: und den Anmerkungen?
Ludwig Tieck. In Eile. 3 Herrn Regirungs=Rath
und Professor Friedrich von Raumer
Hochwohlgebohren
Kochstraße
Berlin
3 Neben dem Poststempel mit dem Datum vom 28. Februar 1834 trägt das Umschlagblatt weitere Postvermerke.